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Kängurugeschichten: Ausreißer und Systemkritiker

Das Känguru zählt zu den bekanntesten Tieren Australiens. Doch die Tiere fühlen sich auch hierzulande wohl. In Gehegen oder als Ausreißer, mitunter in Stoffbeuteln - oder als Kommunist.

Von Franziska Höhnl, dpa 03.03.2016, 14:11

Köthen (dpa) - Kängurus sind immer für eine Überraschung gut. Mal müssen Zoos improvisieren, weil der Nachwuchs aus dem Beutel gefallen ist, mal büxen sie aus und halten hüpfend die Polizei auf Trab. Oder sie werden gleich zu Kultfiguren. Eine Auswahl kurioser Känguru-Geschichten:

KÄNGURUKINDER IM ERSATZBEUTEL: Viele Zoos in ganz Deutschland haben inzwischen Erfahrung mit handaufgezogenen Kängurubabys. Der jüngste Fall spielt im sachsen-anhaltischen Köthen. Dort plumpste das zwei Monate alte Beuteltiermädchen Muffin aus dem Beutel seiner Mutter und schaffte es nicht zurück. Jetzt wohnt es im Tierpflegerzimmer des Zoos, an der wärmenden Heizung - in einem umfunktionierten Kopfkissenbezug.

Im Dunkel des Ersatzbeutels habe sich Muffin gut eingerichtet und schaue nur selten raus, berichtet Zoochef Michael Engelmann. Wenn die Känguruminis die Umstellung auf die Ersatzmilch vertragen, sei die Handaufzucht relativ unkompliziert. Im Duisburger Zoo adoptierte eine Pflegerin vergangenen Herbst die vier Monate alte Lucy. Weil die Mutter gestorben war, trug die 29-Jährige das Kleine in einem selbstgehäkelten Beutel mit sich herum.

AUSREISSER: Immer wieder machen ausgebüxte Kängurus Schlagzeilen - und lösen Polizeieinsätze aus. Im Sauerland etwa hüpfte Mitte Februar zum zweiten Mal binnen weniger Monate ein herrenloses Beuteltier durch die Landschaft. Mehrfach wurde es gesehen und gefilmt, doch eingefangen wurde es zunächst nicht. Das erste ausgebüxte Tier in der Gegend war im Sommer nach wochenlangem Herumstreunen von einem Weidezaun gestoppt worden. Seitdem lebt es bei einem Züchter.

SELTENE HÜPFER: Mehrere Tierparks freuten sich bereits über seltenen, schneeweißen Känguru-Nachwuchs. So zeigte der Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen im Frühjahr 2014 seinen seltenen weißen Bennet-Kängurunachwuchs und nannte das Kleine passend gleich Whitey.

In Duisburg zog der Albino-Nachwuchs Nala vor drei Jahren Hunderttausende Besucher an. Was bei den Zoobesuchern zieht, ist in freier Wildbahn eher gefährlich, verriet damals der Biologe Volker Grün. Denn mit weißem Fell fielen die Hüpfer wie Leuchtreklame auf und seien für Raubtiere leichte Beute. Deswegen sind sie in ihrer Heimat in Australien in freier Wildbahn auch eher selten.

KULTFIGUREN: Das Känguru mit der größten Fangemeinde dürfte allerdings der erdachte Mitbewohner von Marc-Uwe Kling sein. Drei Bücher voller absurder und systemkritischer Geschichten mit dem kommunistischen Beuteltier veröffentlichte der Autor und Sänger bisher. Das Tier mit dem Hang zu Schnapspralinen und absurden Aktionen genießt Kultstatus. Bei Facebook brachten es Kling und sein namenloses Känguru auf mehr als 173 000 Fans. Am Schauspiel Hannover gibt es die Abenteuer des Duos inzwischen als Bühnenfassung zu sehen.

FORSCHUNGSOBJEKT: Auch Wissenschaftler interessieren sich für die Beuteltiere - und kommen dabei mitunter zu überraschenden Erkenntnissen. So konnten die Vorfahren der heutigen Kängurus wahrscheinlich nicht hüpfen und liefen stattdessen aufrecht auf ihren Hinterbeinen. Das zumindest berichteten Forscher der Brown Universität in Providence in den USA im Herbst 2014 im Fachjournal Plos One. Sie hatten Knochen der ausgestorbenen Ur-Kängurus mit den heutigen Nachfahren verglichen. Die Riesenkängurus waren vor mindestens 30 000 Jahren ausgestorben - und brachten es mit 240 Kilogramm etwa auf das dreifache Gewicht der heutigen Hüpfer.