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Fall 1: Familie schickte wertvolle Digitalkamera per Post zu ihrem Sohn nach Australien Kulanzlösung: 100 Euro für ein Paket, das sehr lange unterwegs war

Von Gudrun Oelze 18.07.2011, 04:38

Auf die von DHL versprochene Zuverlässigkeit vertrauend, packte Familie Megerle aus Berßel, einem Ortsteil von Osterwieck im Landkreis Harz, Ende vergangenen Jahres eine Digitalkamera und Speicherkarte zusammen mit einigen Süßigkeiten - es war ja kurz vor Weihnachten - in einen Karton und gab das Paket auf. 40 Euro kostete der Versand nach Australien - wo Sohn Stefan aber vergeblich auf die Zustellung wartete.

Denn statt nach den in Aussicht gestellten zehn bis zwölf Werktagen kam die Sendung erst nach drei Monaten bei der Empfängeradresse an. Da war Rucksacktourist Megerle aber schon längst nicht mehr in dieser Jugendherberge...

Der Vater hatte den Weg des Paketes per Sendungsverfolgung im Internet beobachtet: Am 26. November 2010, zwei Wochen nach Aufgabe bei der Deutschen Post, als er es schon fast beim Sohn in Australien wähnte, war es noch in Hamburg, zwei Monate später erst im Zielland und am 8. Februar 2011 endlich in der Jugendherberg in Bundaberg in Queensland an der australischen Ostküste angekommen.

Auf Grund "betrieblicher Unwägbarkeiten" kam es im Postverkehr mit Australien zu erheblichen Verzögerungen, die dazu führten, dass Paketsendungen nur verspätet abgeleitet werden konnten, teilte man ihm auf seinen Nachforschungsauftrag hin mit. Denn Ende vergangenen Jahres sei ein wichtiger Vertragspartner ausgefallen, der für DHL die Flugableitung von Weltpaketen nach Australien übernommen hatte. Dadurch gab es "Kapazitätsprobleme". Rückständige Sendungen wurden nicht wie üblich mit dem Flieger, sondern mit dem Schiff nach Australien transportiert. Leider dauere der Seeweg deutlich länger, "unsere Laufzeitorientierung für diese Sendungen wird daher deutlich verfehlt".

DHL entschuldigte sich für die "entstandenen Unannehmlichkeiten und bat um Verständnis, "dass unsere Lieferpflicht erfüllt ist, sobald die Sendung an der angegebenen Anschrift ausgeliefert wurde". "Ich habe mit der Einlieferung des Paketes mit Ihnen einen Vertrag abgeschlossen, der Ihrerseits nicht erfüllt wurde", so Vater Megerle und forderte Schadenersatz. "Aus reiner Kulanz" sei DHL bereit, wegen der verlängerten Laufzeit des Paketes einen Betrag von 20 Euro zu erstatten - für eine Sendung, deren Inhalt mehr als 300 Euro wert war.

Die Deutsche Post kontaktierte auf unsere Nachfrage das australische Postunternehmen und erhielt von dort den schriftlichen Nachweis, dass das Paket am 8. Februar 2011 um 9.05 Uhr an einen "Ersatzempfänger" ausgeliefert wurde. Der Zustellungsauftrag sei damit erfüllt worden. "Die von uns angegebene Beförderungsdauer von Paketen dient als Orientierung", informierte Anke Baumann von der Berliner Pressestelle der Deutschen Post. Für eine bestimmte Beförderungsdauer hafte DHL bei internationalen Paketen jedoch nicht.

So heißt es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen: "Die Deutsche Post befördert die Pakete und übergibt sie den beteiligten ausländischen Unternehmen zur Weiterbeförderung und Ablieferung an den jeweiligen Empfänger. Die Einhaltung einer bestimmten Lieferfrist ist nicht geschuldet."

Wer seine Sendung zuverlässiger zugestellt wissen möchte, könne sich für das DHL-Premium-Paket International entscheiden. Bei diesem Service werde die Sendung bevorzugt behandelt und immer auf dem schnellsten Weg ins Zielland transportiert - in der Regel mit Luftpost. "Zudem beinhaltet der Service Premium eine Transportversicherung gegen Verlust oder Beschädigung bis 500 Euro", so die Sprecherin der Deutschen Post. Dagegen seien internationale Pakete ohne den Zusatzservice Premium nach den internationalen Vereinbarungen geringer versichert - im Falle des Paketes von Herrn Megerle maximal in Höhe von 70,88 Euro.

Dem Leser aus dem Harzkreis bot man aus Kulanz nun einen Betrag von 100 Euro an.