Liebevolle Zeichen - Trauerrituale zum Abschiednehmen
Der Tod eines lieben Menschen ist schmerzhaft. Rituale helfen beim Verarbeiten des Verlusts. So sollte es bei der Trauerfeier mehr um Persönliches gehen als um Konventionen.
München (dpa/tmn) – Der Tod eines geliebten Menschen lässt seine Hinterbliebenen trauernd, manchmal gar verzweifelt zurück. Aber Trauer wird ganz unterschiedlich empfunden. Sie kann sich in Tränen und Verlustschmerz äußern, in Zukunftsangst, in tollen Erinnerungen.
Auch Wut oder Erleichterung können sich einstellen, wenn eine lange Leidenszeit endlich ein Ende gefunden hat. Alle Facetten an Gefühlen, die wir kennen, gehören zur Trauer, sagt Karina Kopp-Breinlinger, die das Münchner Institut für Trauerpädagogik leitet.
Trauer ist Chaos und Ohnmacht, das Ritual bringt Klarheit, beschreibt Kopp-Breinlinger. Es hilft, sich noch einmal an die Facetten des Verstorbenen zu erinnern – auch an die schwierigen – und sich auszusöhnen und zu verabschieden. Die zentralsten Rituale sind Trauerfeier und Bestattung - und die lassen sich zumindest teils individuell gestalten:
Sarg oder Urne müssen auf den Friedhof: In Deutschland gilt Friedhofszwang. Die Urne mit nach Hause nehmen, ist deshalb nicht möglich, sagt Nicole Rinder, Trauerbegleiterin aus München. Eine Alternative gibt es aber in der Schweiz, wo etwa Bestattungen auf Almwiesen möglich seien. Trauerfeiern müssen allerdings nicht auf dem Friedhof stattfinden. Alternativen gibt es viele: Neulich hatten wir außerhalb von München eine Trauerfeier in einer Reithalle, weil der Verstorbene passionierter Reiter war, erzählt Rinder. Die zuständige Friedhofsverwaltung muss die Trauerfeier an einem anderen Ort allerdings genehmigen.
Persönliches einfließen lassen: Wichtig ist, auf die Person zu achten und deren Besonderheit anzuerkennen und zu würdigen, sagt Kopp-Breinlinger. Das gelinge mit liebevollen Zeichen. Das können Lieblingslieder des Verstorbenen als Trauermusik sein oder auch individuell gestaltete Reden und Karten.
Konventionen brechen: Stereotype Rituale können schrecklich sein, findet David Roth, Bestatter aus Bergisch-Gladbach. Hinterbliebenen hilft eher etwas Persönliches - auch, wenn das ungewöhnlich ist. Roth begleitete einmal Eltern, deren gestorbenes Kind Pferde geliebt hatte. Zur Beisetzung brachten Freunde und Verwandte des Mädchens ihre Pferde mit. Es geht um persönliche Liebe, die noch einmal ausgedrückt werden soll, sagt Roth. Und nicht darum, was andere denken. Traditionen und Konventionen dürfen deshalb ruhig gebrochen werden.
Der Trauer Ausdruck verleihen: Das geht nicht nur mit Reden und Liedern. Das Bemalen des Sargs ist ein Ritual, das mir sehr am Herzen liegt, berichtet Rinder aus Erfahrung. Für viele Angehörige ist ein schöne Möglichkeit, mit Bildern, Sätzen und Symbolen dem Verstorbenen noch eine letzte Botschaft mit auf dem Weg zu geben. Außerdem ist ein bemalter Sarg etwas, das die ganze Familie dem Toten mit auf den Weg gibt.
Trauern außerhalb des Friedhofs: Um dem Verstorbenen nahe zu sein, muss man nicht unbedingt das Grab besuchen, sagt Kopp-Breinlinger. Friedhöfe sind nicht für jeden ein guter Ort zum Trauern. Stattdessen kann ein gemeinsam gepflanzter Baum im Garten der richtige Platz zum Gedenken sein - oder ein Spaziergang auf dem gemeinsamen Lieblingsweg.