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Wiesn 2017 Oktoberfest: Sicherheit wird großgeschrieben

Immer wieder diese Bilder: Ein Lastwagen fährt in eine Menschenmenge. In München hatten die Sicherheitsbehörden dieses Szenario schon sehr früh im Auge - und sehen dem Groß-Event Oktoberfest gelassen entgegen.

Von Sabine Dobel, dpa 14.09.2017, 16:09

München (dpa) - Die Wiesnbesucher kommen in diesem Jahr auf ihrem Weg zum Fest an noch mehr Pflanzkübeln mit bunten Blumen vorbei. Sie dienen der Sicherheit: Mehr Betonsperren als bisher sind auf den Zufahrtsstraßen rund um das Festgelände aufgebaut, um letzte Schlupflöcher für möglicherweise heranrasende Autos zu schließen.

Nach all den Anschlägen mit Lastwagen wie in Nizza, an der Berliner Gedächtniskirche und in Barcelona haben die Behörden ihre Vorkehrungen für das Oktoberfest nochmals überprüft und verschärft.

Allein an diesem Wochenende, wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das größte Volksfest der Welt mit dem Anstich eröffnet, werden bis zu 500 000 Menschen erwartet.

Für die Sicherheit sei alles getan, was getan werden könne, heißt es unisono bei Polizei, Sicherheitsbehörden und Stadt. "Wir haben gründlich gearbeitet, wir haben viele Stunden mit den Sicherheitsbehörden zusammen gesessen", sagt Wiesnchef Josef Schmid (CSU). Bis zu 650 Ordner und damit nochmals bis zu 200 mehr als im Vorjahr werden an den Zugängen die Massen kontrollieren. Eine neue Lautsprecheranlage soll die Besucherströme bei einem Alarm besser leiten. Noch mehr und noch höher auflösende Videokameras überwachen das Festgelände - und sollen auch bei der Festnahme von Dieben helfen, die alljährlich ein gutes Geschäft wittern und aus vielen Ländern anreisen.

Besucher dürfen wie schon im Vorjahr keine großen Taschen und Rucksäcke mitbringen. Das Maximalvolumen gibt Schmid allerdings nicht in Maß Bier an - sondern mit "drei Milchtüten". Er mahnt: "Lasst die Taschen zuhause." Man brauche auf dem Volksfest nur einen - natürlich möglichst gut gefüllten - Geldbeutel. Und die Damen vielleicht noch ein kleines Täschchen.

Früher als an vielen anderen Orten hatten die Behörden für das Oktoberfest einen Anschlag mit einem Auto als Szenario mitbedacht. 2009 war das Wiesn-Gelände nach einem Drohvideo des Terrornetzwerks Al-Kaida eilig mit Lastwagen gegen Angriffe gesichert worden. Später wurden die Lkw durch massive Betonelemente ersetzt, die heute mit Blumen geschmückt das Bild einer fröhlichen Wiesn eher unterstreichen.

An den Zufahrten gibt es versenkbare Poller als Bollwerk. Dachten die Behörden früher an Selbstmordattentäter mit Autobomben, so geht es heute um Lastwagen als Instrument für tödliche Anschläge.

Als Konsequenz aus den Lkw-Anschlägen wurden dieses Jahr sämtliche Fahrer und Mitfahrer von Lieferwagen einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Die Fahrzeuge, die täglich tonnenweise Hendl, Brezen und Würste herankarren, werden in Stichproben kontrolliert.

Rund 600 Polizeibeamte werden im Einsatz sein, darunter einige Teams mit Bodycams. Das soll auch abschrecken - obwohl Experten zweifeln, dass sich angetrunkene Gäste davon beeindrucken lassen. Wie schon in den Vorjahren gilt über dem Fest ein Flugverbot - auch für Drohnen.

"Wir sind gut gerüstet", sagt der Pressesprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins. "Es ist nicht unsere erste Wiesn. Und die Gefahrenlage, die uns umgibt und die uns im vergangenen Jahr sehr schmerzhaft überall getroffen hat, ist auch nichts Neues für uns." Für das Oktoberfest sei über viele Jahre das bestmögliche Sicherheitskonzept entwickelt worden. Hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht.

Die Wiesn beginnt im Endspurt der Bundestagswahl. Es gebe grundsätzlich eine Gefahr, dass Terroristen Ereignisse mit großer medialer Aufmerksamkeit nutzten, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vor ein paar Wochen. In Frankreich und Großbritannien gebe es Vermutungen, dass Terroristen gezielt die Zeit vor Wahlen für Attacken wählten. Für das Oktoberfest hätten die Behörden aber auch diese Gefahr im Blick.

Nun wendet sich der Blick der Wirte, der Schausteller und der Festleitung gen Himmel. Das Wetter bereitet Wiesnchef Schmid Sorgen. Dabei meint er weniger mögliche Stürme, wie sie zuletzt Teile Deutschlands trafen. "Wir haben sehr stabile Zeltbauten, da sind wir sehr gelassen", sagt er. Der TÜV habe alle Bauten auf dem Festgelände überprüft. Aber ein verregneter Einzug der Wirte zum Anstich - das wäre ein schlechter Start. "Da ist mir noch ein bisschen angst und bang, dass es zum Wiesanfang nicht regnet, es wenigstens trocken ist - und idealerweise die Sonne scheint."

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