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Tomatenschlacht Rot sehen bei "La Tomatina" in Spanien

In Spanien fliegen wieder die Tomaten. Bei der traditionsreichen Tomatenschlacht "La Tomatina" in Buñol sollen dieses Jahr riesige Mengen der roten Frucht geworfen werden.

Von Emilio Rappold, dpa 29.08.2017, 14:15

Madrid (dpa) - In einem kleinen Ort in Spanien sehen 22 000 Menschen an diesem Mittwoch im wahrsten Sinne des Wortes wieder rot. Auf dem Hauptplatz und den Straßen von Buñol knapp 40 Kilometer westlich von Valencia wird es nämlich zwischen elf und zwölf Uhr mittags die traditionsreiche Tomatenschlacht "La Tomatina" geben.

Wie jedes Jahr am letzten Mittwoch im August werden sich Spanier und Besucher aus aller Welt mit tonnenweise überreifen Tomaten bewerfen. Laut dem Guinness-Buch der Rekorde ist es die größte Lebensmittelschlacht der Welt. "Alle Bewohner von Buñol lieben dieses Fest", sagte Stadtrat Rafael Pérez. In dem Ort leben etwa 9000 Menschen.

Die Schlacht verzeichnet dieses Jahr eine Bestmarke: Die Stadtverwaltung stellt nach eigenen Angaben 165 Tonnen Tomaten bereit - 5 Tonnen mehr als im Vorjahr. Völlig ungefährlich ist die rutschig-matschige Party nicht, es gibt schon mal Verletzte. Die Organisatoren warnen deshalb: "Zerdrücke die Tomaten, bevor du sie wirfst. Der Schlag wird so weniger kräftig sein." Man darf weder "mit Flaschen noch mit harten Gegenständen" aufs Schlachtfeld gehen. Außerdem wird "mäßiger Alkoholkonsum" nahegelegt.

"La Tomatina" wurde im Laufe der vergangenen Jahre auch und vor allem bei Ausländern so beliebt, dass 2013 die Teilnehmerzahl - die zeitweise auf etwa 50 000 gestiegen war - erstmals auf 22 000 begrenzt wurde. Bis zu 70 Prozent der Teilnehmer sind Ausländer, sie kommen vorwiegend aus den USA, Australien, Frankreich und Asien. "Aber auch Deutsche machen mit, und zwar immer mehr", so ein Sprecher der Organisatoren. Seit 2013 müssen alle, die nicht in Buñol wohnen, zehn Euro Eintritt zahlen.

140 000 Euro kostet das Fest in diesem Jahr, 36 000 Euro seien allein für die Tomaten ausgegeben worden, heißt es. Knapp einhundert Journalisten aus aller Welt haben sich akkreditieren lassen. Das Ziel der Schlacht besteht darin, anderen Teilnehmern möglichst viele Tomaten ins Gesicht zu werfen. Wer keine Karte bekommen hat oder das Spektakel lieber aus sicherer Distanz beobachten will, kann es problemlos tun: "La Tomatina" wird live im Netz übertragen. Kritische Stimmen zu der Tomatenschlacht zum Beispiel wegen Verschwendung von Lebensmitteln sind in der Öffentlichkeit kaum zu hören.

Wann und warum die ersten Tomaten geflogen sind, weiß in Buñol heute niemand mehr so genau. Einige behaupten, eine Gruppe Jugendlicher habe vor vielen, vielen Jahren einen unbeliebten Straßenmusikanten ärgern wollen und mit Gemüse beworfen. Der habe sich gewehrt und bald hätten Hunderte an der Schlacht teilgenommen.

Als glaubwürdigste Fassung gilt folgende Geschichte: Die Tradition wurde 1945 bei einem Festumzug geboren, als junge Leute die als Riesen verkleideten Teilnehmer mit Tomaten bewarfen, weil sie nicht mitmachen durften. Unter der Franco-Diktatur blieb das Fest mehrere Jahre lang wegen "Störung der öffentlichen Ordnung" verboten. Seit 1959 sind Chaos und Spaß wieder erlaubt.

Nach der Terrorwelle in Spanien wurde das Sicherheitspersonal auf 740 Einsatzkräfte aufgestockt. Viel Arbeit wird zweifellos die Stadtreinigung haben, denn Straßen und Plätze werden schnell von einer knietiefen roten Brühe bedeckt sein. "Aber bis 18.30 Uhr wird hier am Mittwoch nicht eine Spur mehr von Tomaten zu sehen sein", sagt Stadtrat Pérez.

La Tomatina

Aussagen von Rafael Pérez, Spanisch

La Tomatina im Guinness Buch der Rekorde