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"Zicke-Zacke" aus Moskau Russische Jodelgruppe feiert Erfolge

Bierkrüge, Schunkelmusik und Lederhosen: Das findet nicht nur auf dem Münchner Oktoberfest statt. Auch im entfernten Russland feiern die Menschen zu zünftiger Musik. Dabei heizt ihnen eine Jodeltruppe aus Moskau ein.

Von Claudia Thaler, dpa 01.10.2017, 13:12

Moskau (dpa) - Einmal beim Oktoberfest auftreten, einmal laut "Zicke-Zacke" durch das beliebte Schottenhamel-Zelt rufen, Stimmung machen auf der Münchner Wiesn. Das ist der Traum der Moskauer Jodelgruppe "Bawarskaja Karussell", die nach eigenen Angaben erste dieser Art in Russland.

München ist von Moskau zwar mehr als 2000 Kilometer entfernt - doch viele Russen sind von der bayerischen Gemütlichkeit angetan.

Die Mitglieder von "Bawarskaja Karussell", was übersetzt "Bayerisches Karussell" heißt, jodeln seit rund zehn Jahren in Moskau. Mehrmals im Monat treten sie in der russischen Hauptstadt auf. Sie füllen sogar kleinere Konzertsäle in Sibirien. Natalia Lugowkina feuert die Menge auf Russisch an - gespickt mit ein paar deutschen Worten. "'Hoi, Hoi, Hoi' muss man nicht verstehen, um laut mitgrölen zu können. Das ist international", sagt die Moskauerin der Deutschen Presse-Agentur. Die Stimmung bei einem Sommerfest auf dem Moskauer Ausstellungsgelände WDNCh sei ausgelassen gewesen, erzählt sie.

Seit mehr als zehn Jahren jodelt Bawarskaja Karussell vor russischem Publikum - und das, obwohl einige der Bandmitglieder selbst kein Deutsch sprechen. Mit Hilfe von Videos im Netz trainierten die Moskauer Musiker stundenlang, um ihre Jodelkunst zu perfektionieren: die richtige Atemtechnik, die passende Melodie und vor allem die Ausdauer. Natalia ist sich sicher, dass genau das auch ihr Erfolgsgeheimnis sein könnte: "Es ist etwas Ungewöhnliches, so etwas gibt es in Russland nirgends."

Seit einigen Jahren jodelt bei den Auftritten die Russin Lia mit, die diese besondere Technik in München von ihrem Großvater gelernt hat. Zudem gibt es einige Tänzer in kurzen Lederhosen, die weiblichen Bandmitglieder treten im Dirndl auf. Etwa die Hälfte der Gruppe hat deutsche Vorfahren und versteht auch, was die eigentümlichen Texte bedeuten könnten.

Das bleibt jedoch dem Großteil der russischen Fans verborgen. "Die meisten wollen nur mitschunkeln und verstehen, warum die Deutschen so gut feiern können", sagt Natalia. Die Deutschen würden den Bierkrug in die Hand nehmen, auf die Tische springen und laut mitgrölen. "Das ist auch das Faszinierendste für uns: Das erwartet man in Russland einfach nicht von Deutschen. Wir haben ein anderes Bild von ihnen im Kopf."

Ein besonderer Höhepunkt in diesem Jahr war für Natalia der Auftritt beim Oktoberfest-Ableger der Außenhandelskammer in der deutschen Botschaft in Moskau, bei der sowohl Russen als auch Deutsche mitfeierten. "Die traditionelle Musik und die Stimmung sind wie Urlaub für mich", sagt die Russin Katja. Sie war bereits in München auf der Festwiesn dabei, doch seit einigen Jahren kann sie sich die teuren Ausflüge in die EU nur noch selten leisten. Auch der Stuttgarter Christoph, der bei einem Unternehmen in Moskau arbeitet, findet Gefallen an der russischen Jodeltruppe: "Das ist doch mal etwas Anderes, etwas Kreatives und Mutiges, dass Russen mit fremden Gebräuchen trotzdem so eine Stimmung machen."

Inzwischen gibt es nach Angaben von Natalia auch andere Bayern-Ableger in Russland, die mit urigen deutschen Liedern in heimischen Nachtclubs für Stimmung sorgen wollen. "Made in Germany ist eine Marke, die Menschen stehen einfach darauf."