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Vor der Einschulung am 27. August Schulwege mindestens siebenmal vorher abgehen

Von Norbert Michulsky 12.08.2011, 04:32

In der übernächsten Woche beginnt für 16 800 Kinder in Sachsen-Anhalt ein spannender, neuer Abschnitt – die Schulzeit. Dann sind die ABC-Schützen zu verkehrsreichsten Zeiten unterwegs und nehmen aktiv und regelmäßig am Straßenverkehr teil. Die Unfallgefahr steigt.

Berlin (dapd). "Unfallursache Nummer eins bei Kindern, die zu Fuß zur Schule gehen, ist das Überqueren der Fahrbahn", sagt ADAC-Mitarbeiterin Beate Pappritz. Deshalb sollte dies besonders geübt werden: vor jedem Betreten der Fahrbahn am Bordstein stehen bleiben, nach allen Seiten schauen, zuerst nach links, dann nach rechts, dann wieder nach links, um dann auf kürzestem Weg über die Straße zu gehen. Wenn möglich, die Straße nur an Ampeln und Fußgängerüberwegen überqueren. An Zebrastreifen Blickkontakt zu den Autofah-rern aufnehmen, ebenso auf Fahrbahnteilern.

Zudem sollten Schulanfänger samt Eltern den neuen Weg zu den üblichen Schulzeiten abgehen. So lernten die Kinder genau die Verkehrsbedingungen kennen, die sie später allein zu meistern hätten. Pappritz sagt: "Als Faustregel gilt, einfache Schulwege mindestens siebenmal abgehen, schwierigere mindestens doppelt so oft."

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", betont Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat. "Sie haben nicht den Überblick und verhalten sich mitunter völlig anders, wenn sie alleine oder in der Gruppe sind." Würden beispielsweise Klassenkameraden auf der anderen Straßenseite entdeckt, werde der Verkehr uninteressant. "Gerade jüngere Kinder lassen sich stark von ihrer Gefühlslage leiten und die kann sich schnell ändern", sagt Rademacher.

Dazu kommt, dass Kinder auch noch nicht die körperlichen Voraussetzungen haben, um das Verkehrsgeschehen richtig einzuschätzen. Durch ihr kinderspezifisches Gesichtsfeld besitzen sie einen wesentlich geringeren Überblick als Erwachsene, nehmen außerdem Entfernungen und Geschwindigkeiten oft noch nicht richtig wahr.

Verhalten an der Bushaltestelle trainieren

Mit dem Fahrrad zur Schule sollten, nach Ansicht der Fachleute, Kinder in den ersten Schuljahren überhaupt nicht fahren. Auch wenn sie ihr Rad schon beherrschten, seien sie im Straßenverkehr doch überfordert. Verkehrspädagogen raten daher, dass Kinder frühestens nach bestandener Radfahrausbildung im vierten Schuljahr allein mit dem Rad im Straßenverkehr fahren sollten. "Wenn Kinder mit dem Schulbus zur Schule fahren, sollten Eltern mit ihren Kindern den Weg zum Bus, das Verhalten an der Bushaltestelle und im Bus üben", rät Hannelore Herlan, Sprecherin der Deutschen Verkehrswacht. Das gelte für den Hin- und Rückweg zur Haltestelle und für das Ein- und Aussteigen. "Nehmen Sie sich Zeit für den Weg zur Haltestelle. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es beim Warten Abstand zum Bordstein hält. Erklären Sie ihm, dass es aufmerksam bleiben soll, wenn der Bus kommt. Drängeln, Schubsen und Raufen an der Haltestelle sind gefährlich."

Wichtig sei zudem, dass das Kind rechtzeitig an der Haltestelle sei, damit es nicht unter Zeitdruck komme. Besondere Aufmerksamkeit ist angesagt, wenn der Bus die Haltestelle anfährt: Abstand zum Fahrbahnrand und zum Fahrzeug halten, nicht drängeln. Die Bustüren dürfen vor dem Öffnen nicht berührt werden.

"Zeigen Sie Ihrem Kind, wo es am besten steht und sich festhalten kann, wenn es keinen freien Sitzplatz gibt", empfiehlt Herlan: "Üben Sie mit Ihrem Kind, dass es nach dem Aussteigen wartet und erst dann über die Fahrbahn geht, wenn der Bus abgefahren ist und kein Fahrzeug mehr kommt."

Wird das Kind mit dem Auto zur Schule gebracht, gilt wie sonst auch die gesetzliche Anschnallpflicht. Kinder bis zum zwölften Lebensjahr sollten nach Möglichkeit hinten sitzen; erst ab 1,50 Meter Körpergröße dürfen Kinder den normalen Sitzgurt benutzen. "Es dürfen nur so viele Kinder mitgenommen werden, wie auch im Auto gesichert werden können", mahnt ADAC-Mitarbeiterin Pappritz.