Medizinischer Sonntag liefert einen Überblick über die dritte Säule der Krebsbehandlungen Strahlentherapie mit hoher Zielgenauigkeit
Die Strahlentherapie ist eine Behandlungsform bei Krebserkrankungen. Welche Verbesserungen es in den vergangenen drei Jahrzehnten gab, war gestern auf dem Medizinischen Sonntag in Magdeburg zu erfahren.
Magdeburg l Röntgen- und Gammastrahlen kann das bloße Auge nicht sehen. Die Hände können sie nicht fühlen und die Ohren sie nicht hören. Sie durchdringen sogar feste Materie wie ein Messer die Butter. Mediziner nutzen diese "Strahlkraft" für die Diagnostik (Computertomografie) und zur Therapie verschiedener gutartiger und bösartiger Erkrankungen (Strahlentherapie = Radioonkologie).
Auf dem gestrigen Medizinischen Sonntag - einer Gemeinschaftsveranstaltung des Magdeburger Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme - informierte Professor Dr. Günther Gademann, Direktor der Universitätsklinik für Strahlentherapie Magdeburg, über den Einsatz der Radioonkologie bei verschiedenen Krebserkrankungen (z.B. Tumoren in Kopf- und Beckenbereich, Tumoren der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane, Lungenkrebs sowie Metastasen im Gehirn und in der Leber).
Die Mediziner unterscheiden zwischen Strahlentherapien von innen oder außen. Therapie von innen heißt, dass strahlende Implantate operativ in das kranke Organ eingebracht werden. So können Tumorherde kurzfristig deutlich höheren Strahlendosen ausgesetzt werden, als das durch Behandlungen von außen möglich ist. Innere Strahlentherapien finden zum Beispiel bei Brust- und Prostatakrebs sowie bei Lebermetastasen Anwendung.
Strahlentherapien von außen benötigen keinen operativen Eingriff. Zum Einsatz kommen dabei sogenannte Linear-Teilchen-Beschleuniger, welche etwa die Größe und Masse eines Lkw haben und die neben Gammastrahlen auch Elektronen, Protonen und Ionen aussenden können.
Sie verursachen Schäden in den Zellen, die daraufhin ihre Fähigkeit zur Vermehrung verlieren und absterben. Die Schädigung ist abhängig von der Energiemenge, die auf das Körpergewebe übertragen wird. Ziel der Strahlentherapeuten ist es, möglichst viel vom krankhaften Gewebe zu zerstören und gleichzeitig das umgebende gesunde Gewebe zu schonen. "In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden dabei große Fortschritte erzielt", so Prof. Gademann. Dank computerbasierter Bestrahlungsplanungen können die Strahlen heute zielgenau auf den Krebs gelenkt werden. Früher häufige Nebenwirkungen wie Hautverbrennungen sind mittlerweile sehr selten, erklärte der Arzt.
Modernster Standard ist die sogenannte intensitätsmodulierte Behandlung, wie sie seit Sommer 2012 am Uniklinikum Magdeburg möglich ist. Das Verfahren ermöglicht die Bestrahlung aus verschiedenen Winkeln, wobei die Strahlenquelle um den Patienten herum rotiert, während dieser ruhig auf dem Behandlungstisch liegt. Der Tumor kann präzise bestrahlt werden, ohne das gesunde Gewebe zu schädigen. Die höchste Strahlenintensität wird dabei auf das Zentrum des Krebsherdes gelenkt. Diese Technik ermöglicht es, auch bösartige Geschwüre zu zerstören, die kompliziert geformt sind oder in der Nähe von besonders empfindlichem Gewebe wie Rückenmark oder Hirnstamm sitzen. Sogar kleine Lageveränderungen der zu behandelnden inneren Organe aufgrund von Bewegungen können während der Behandlung ausgeglichen werden.
Täglich etwa 30 bis 35 Patienten können auf diese Weise von den Strahlentherapeuten am Magdeburger Uniklinikum behandelt werden. Etwa die Hälfte der Krebspatienten gilt danach als geheilt.
Der nächste Medizinische Sonntag findet am 28. April statt, dann zum Thema "Muskeln außer Kontrolle".
Der gestrige Vortrag ist im Internet abrufbar unter: