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Autogenes Training und Muskelentspannung können in belastenden Situationen helfen Stress in Familie und Beruf: Eigene Bedürfnisse nicht vernachlässigen

12.12.2012, 01:24

Immer mehr Menschen fühlen sich durch Stress im Beruf und in der Familie körperlich beeinträchtigt. Oftmals sind auch schon Kinder betroffen. Auskünfte zur Stressbewältigung gaben Psychotherapeuten gestern in einem Volksstimme-Telefonforum.

Frage: Meine Mutter hat drei Kinder großgezogen und ist inzwischen zweifache Großmutter. Wie in jedem Jahr wird auch diesmal wieder die ganze Familie bei meinen Eltern feiern. Ich habe jedoch den Eindruck, dass ihr der Trubel langsam über den Kopf wächst. Hilfe lehnt sie aber ab. Was kann ich tun?

Antwort: Sie sollten die Situation ruhig überdenken und Ihrer Mutter die Gründe darlegen, warum Sie sich Sorgen machen. In der Analyse Ihrer Situation liegt oftmals schon der Schlüssel für die richtigen Antworten. Generell ist es für jeden Menschen wichtig, die eigenen psychischen und körperlichen Grenzen zu akzeptieren. Vernachlässigen Sie aber auch nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen Sie mit Ihren Familienangehörigen darüber, welche Unterstützung Sie bekommen können.

Seelische Belastungen nicht einfach herunterschlucken

Frage: Mein Bruder steht beruflich unter starkem Stress. Wenn er abends nach Hause kommt, versucht er seine psychische Belastung mit Alkohol von der Seele zu spülen. Ich mache mir Sorgen, Wie kann ich ihm helfen?

Antwort: Seelischen Stress darf man nicht "herunterschlucken", sondern muss sich mit ihn auseinandersetzen. Alkohol, Rauchen oder Beruhigungstabletten sind keine Lösung, um Stress zu bewältigen. Versuchen Sie, mit Ihrem Bruder ins Gespräch über seine Probleme zu kommen. Machen Sie ihm keine Vorwürfe, aber lassen Sie ihn wissen, dass Sie sich Sorgen um seine Gesundheit machen. Suchtberatungsstellen bieten oftmals auch ambulante Angehörigengruppen. Sie können sich dort zunächst persönlichen Rat holen, wie Sie mit der Situation am besten umgehen können. Es muss Ihrem Bruder klar werden, dass er mit dem Alkoholmissbrauch seine Gesundheit und die Familie ruiniert.

Frage: Mein Mann ist seit vier Wochen in Probezeit bei einem neuen Arbeitgeber. Dieser verlangt volles Engagement. Fast täglich muss mein Mann Überstunden machen. Die Probleme beschäftigen ihn so sehr, dass er Schlafprobleme hat. Was kann ich tun?

Antwort: Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus ist für die Gesundheit und damit auch die langfristige Leistungsfähigkeit im Beruf sehr wichtig. Auch der Arbeitgeber kann also kein Interesse daran haben, wenn seine Angestellten stressbedingt nicht in den Schlaf finden. Am besten wäre es, wenn Ihr Mann darüber ein offenes Wort beim Arbeitgeber findet. Es hilft niemanden, wenn man die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt.

Frage: Meine Tochter und mein Schwiegersohn liegen in Scheidung. Unser elfjähriger Enkel leidet darunter, weil er immer wieder von seinem Vater angerufen wird. Er möchte das aber nicht, obwohl er ihn eigentlich mag. Was können wir tun?

Antwort: Wichtig ist es, dass Ihr Enkel einen Ansprechpartner findet. Es ist gut, wenn Sie das sind. Es gibt außerdem in der Magdeburger Erziehungsberatungsstelle Trennungs- und Scheidungsgruppen, in denen sich betroffene Kinder austauschen können. Und wichtig ist es, dass die Erziehungsberechtigten miteinander reden und sich über die belastende Situation ihres Kindes bewusst werden. Absprachen über klare Umgangsregeln würden Ihrem Enkel sicher helfen. Bei länger anhaltenden Symptomen bietet auch die Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Unterstützung.

Frage: Unser Enkelkind (zehn Jahre) wird in der Schule oft gehänselt, hat er uns erzählt. Auch seine schulischen Leistungen haben nachgelassen. Was können wir tun. Unsere Tochter scheint überfordert. Sie ist alleinerziehend.

Antwort: Am besten ermutigt man das Kind, mehr von seinen Gefühlen und der Situation zu erzählen. Ihre Fragen sollten aber nicht mit Vorwürfen verbunden sein. Vermitteln Sie dem Kind, dass in seiner Situation Gefühle wie Scham oder Hilflosigkeit ganz normal sind. Als nächstes sollten Sie zusammen mit Ihrer Tochter und dem Kind überlegen, was sie unternehmen wollen. Die Maßnahmen hängen immer vom konkreten Fall ab.

In einem frühen Stadium von Mobbing kann es ausreichen, wenn man mit seinem Kind das Verhalten in bestimmten Situationen übt. Gut ist es, den Klassenlehrer oder die Lehrerin in die Problemlösung einzubinden. Zusammen sollten Sie überlegen, ob und wie ein Gespräch mit den beteiligten Kindern oder Eltern stattfinden kann. Im Internet können Eltern außerdem Hinweise für den Umgang mit Cyber-Mobbing unter Scools/Web/Spezial und Fairplayer.de finden.

Frage: Seit mein Mann Rentner ist, hängt er ständig zu Hause herum und stört meine Arbeit. Das nervt mich.

Antwort: Einerseits freuen Sie sich sicher, mehr Zeit mit Mann verbringen zu können, andererseits gibt es in jeder Familie versteckte Konflikte, die jetzt ans Licht kommen. Man sollte darüber offen sprechen. Wichtig wäre es für Ihren Mann, sich neue Ziele zu setzen, z.B. ein altes Hobby wiederzuentdecken, für das er während seiner Berufstätigkeit keine Zeit hatte.

Frage: Die Zeit scheint nur so zu rasen. Und doch schaffe ich immer weniger. Ich fühle mich deshalb immer öfter gestresst und unausgeglichen. Was kann ich tun?

Antwort: Überanstrengung und der Wunsch, es allen recht zu machen, ist häufig der Grund für Gefühle, wie Sie sie beschreiben. Akzeptieren Sie die eigenen Grenzen. Scheuen Sie sich nicht, gegebenenfalls Hilfe bei Ihrem Arzt zu suchen.

Hilfreich sind auch Autogenes Training, Yoga und Progressive Muskelentspannung, von privaten Anbietern und Volkshochschulen.