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Erkrankungen im Urlaub Thrombosen auf Reisen vorbeugen

Auch der Urlaub sollte gut vorbereitet sein. Das gilt ganz besonders für
Menschen, die mit Diabetes, chronischen Herz-Kreislauferkrankungen,
Rheuma oder Thromboserisiko auf Reisen gehen.

Von Uwe Seidenfaden 10.07.2015, 03:01

Magdeburg l Der optimale Urlaub sollte schon mit der Anreise beginnen, rät Dr. Birgit Doßow vom Personalärztlichen Dienst des Uniklinikums Magdeburg. Je länger die Reise dauert und je größer die Klimaveränderungen nach der Ankunft am Urlaubsziel sind, desto größer sind oft auch die körperlichen Belastungen. Ein nicht selten unterschätztes Risiko sind Reisethrombosen, die lebensbedrohlich sein können. "Besonders gefährdet sind Menschen mit angeborenen oder erworbenen Gerinnungsstörungen", so Dr. Doßow.

Ein erhöhtes Risiko haben Herz- und Krebskranke, frisch operierte Patienten, Raucher und Frauen, die die Verhütungspille einnehmen. In solchen Fällen sollten Reisende mit ihrem Doktor sprechen. Der Arzt wird ggf. zu medizinischen Kompressionsstrümpfen und Kompressionsstrumpfhosen oder zu gerinnungshemmenden Medikamenten wie niedermolekulare Heparin raten, dass man sich selbst mit Fertigspritzen unter die Haut ins Fettgewebe injizieren kann.

Darüber hinaus sollte jeder Reisende einige Verhaltensregeln beachten. Dazu zählt es, bei langen Autofahrten etwa alle drei bis vier Stunden eine Pause an einer Raststätte einzulegen, um sich die "Füße zu vertreten" und damit einer Thrombose vorzubeugen. Auf Flugreisen empfiehlt die Ärztin regelmäßige Fußwippen im Sitzen sowie An- und Entspannen der Beinmuskeln.

Der Notfall: Sollten dennoch Schwellungen an den Fußknöcheln, eine bläuliche Verfärbung der Haut oder Schmerzen und Kurzatmigkeit auftreten, ist umgehend einen Arzt zu rufen. Das können Anzeichen einer Thrombose sein.

Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte den gesamten Vorrat für die Urlaubsreise plus einer Notfallreserve bei sich haben, denn mitunter kann die Beschaffung im Urlaubsland schwierig werden. Ein Teil der Medikamente wird im Handgepäck verstaut, ein weiterer Teil im aufgegebenen Koffer. So ist man auf der sicheren Seite, falls eines der Gepäckstücke verloren geht.

Wer Schmerzmittel braucht, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen (Opiate), sollte eine Bescheinigung seines Arztes mitnehmen, um sie bei Bedarf den Zollbehörden vorlegen zu können.

Diabetes-Patienten, die auf Insulin-Injektionen angewiesen sind (Messgeräte und Spritzbesteck) sollten diese zusammen mit dem Diabetiker-Ausweis und Dokumenten zu Verwendungszweck im Handgepäck mitführen. Es ist ratsam, dass Diabetiker vor Reisebeginn mit dem Arzt über die individuelle Diabetes-Therapie auf Reisen sprechen, empfiehlt die Diabetotologin Dr. Silke Klose, Oberärztin an der Uniklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie in Magdeburg. Dazu zählt nicht nur die Anpassung des Insulin-Einsatzes bei Reisen über mehrere Zeitzonen, sondern auch die Aufbewahrungsart des Impfstoffs im Urlaub (gekühlt und lichtgeschützt).

Wie lange darf man sich ungeschützt der Sonne aussetzen? Das ist nicht nur eine Frage des Hauttyps, sondern hängt auch von Medikamenten ab. Verschiedene Antibiotika, Antipilzmittel, Diabetestabletten, Herzmedikamente, Rheumamittel sowie Psychopharmaka (Antidepressiva) können das Risiko von Hautschäden durch Sonnenbrände erhöhen. Wer Medikamente braucht, sollte mit seinem Arzt oder Apotheker klären, wie diese Mittel auf Sonnenstrahlung reagieren.

Ein Problem an sonnigen Urlaubsorten kann auch die Luftfeuchtigkeit sein. Besonders problematisch kann eine hohe oder sehr geringe Luftfeuchtigkeit für Menschen mit Bluthochdruck-, Herzkreislauf- und Atemproblemen werden.

Um einen Kreislaufkollaps zu vermeiden, ist es wichtig, den Verlust von Schwitzwasser durch Trinken von mineralstoffhaltigem Wasser und Früchtetees auszugleichen (etwa zwei bis drei Liter täglich).

Ein ebenso häufiger Grund für starke Flüssigkeitsverluste auf Reisen sind Infektionskrankheiten, die Durchfälle auslösen. Da die meisten Durchfallerreger mit der Nahrung aufgenommen werden, gilt die Regel "kochen, schälen oder verzichten". Vor allem sollte man in anderen Ländern kein Leitungswasser trinken, sondern nur industriell abgefülltes Wasser in Flaschen oder Dosen.

Reiseimpfungen sind nicht nur bei Fernreisen notwendig, Grundsätzlich ist zu prüfen, ob der allgemeine Impfschutz - zum Beispiel Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung - noch wirksam ist, rät Dr. Doßow.

Individuelle Beratung geben Hausärzte sowie die reisemedizinischen Beratungsstellen der Gesundheitsämter.