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Corona-Krise Was für ein Zirkus!

Eine Familie erfüllt sich einen Lebenstraum und gründet einen Zirkus. Leider sind Zeitpunkt und Name schlecht gewählt.

19.03.2020, 17:27
Nicolas Armer
Nicolas Armer dpa

Oberhaid (dpa) - Schon von weitem ist der goldfarbene Schriftzug "Circus Corona" lesbar, darüber in schnörkeliger Schreibschrift "zum träumen". "Wir machen uns nicht einen Witz daraus", beteuert Janine Köllner und seufzt. "Der Name war ein dummer, doofer Zufall."

Erst zögerlich fängt die Zirkusdirektorin an zu erzählen. Ihr Sohn sei in der Manege ihrer Familie aufgewachsen, aber den Namen seines großen Vorbilds, des legendären "Circus Krone" habe er als kleiner Junge nicht über die Lippen gebracht. "Irgendwann wurde daraus Corona", erinnert sich die 33-Jährige. "Ich hab' ihm damals versprochen: Wenn wir jemals einen eigenen Zirkus gründen, nennen wir ihn Corona." An ein tödliches Virus habe damals niemand gedacht.

Vergangenes Jahr war es dann soweit: Die fünfköpfige Familie gründete ihren eigenen Zirkus. Mit dem Geld von Verwandten und Freunden kauften sie sich ein Zirkuszelt. In der oberfränkischen Gemeinde Oberhaid sollte ihr allererster Auftritt sein, von diesem Donnerstag bis Sonntag waren fünf Kindervorstellungen geplant. "Das wäre unsere Weltpremiere gewesen", meint Köllner und muss seufzen.

Doch gerade als das Zelt stand, überschlugen sich die Nachrichten wegen Corona. Vor einer Woche kam das Auftrittsverbot, über das "infranken.de" zuerst berichtet hatte. Kein einziger Auftritt, dafür Unmengen Schulden für eine junge Familie. Ein absolut tragisches Schicksal, findet der Bürgermeister von Oberhaid. "Ein Auftritt in der Corona-Zeit ist schon ein absolutes No-Go", sagt Carsten Joneitis (SPD). "Dann noch mit dem Namen! Was will man dazu noch sagen..." Die Gemeinde erlässt der Zirkusfamilie die Platzmiete, für das Wasser brauchen sie auch nichts zu zahlen. Sogar ein Spendenkonto möchte der Bürgermeister einrichten.