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Wenn Grizzlys mit Eisbären anbandeln

Ihr Fell changiert zwischen weiß und braun. Pizzlys sind die Sprösslinge von Polarbären und Grizzlys in Alaska und Kanada. Forschern macht die Ausbreitung der Hybrid-Bären Sorge.

Von Andrea Barthélémy, dpa 28.05.2016, 13:07

Barrow (dpa) - Ihre Mütter sind Eisbären, die Väter Grizzlys. In Teilen Alaskas und West-Kanadas breiten sich Bären mit weiß-braun-meliertem Fell aus, die von den Anwohnern Pizzlys oder Grolars genannt werden: Eine Mischung aus Polarbären (engl: Polars) und Grizzlys.

Sporadisch sind solche Mischformen oder Hybride in Zoos, aber auch in der Natur schon vorgekommen. Doch jetzt nimmt ihre Zahl zu. Grund dafür sind Forschern zufolge wärmere Temperaturen durch den Klimawandel.

Die Lebensräume von Eisbären und Grizzlys überschneiden sich immer mehr, erläutert Andrew Derocher. Der Biologie-Professor an der University of Alberta (Kanada) erforscht arktische Bären seit 30 Jahren. Wir wissen nicht genau, wie viele Hybride es derzeit gibt. Genetisch eindeutig bestimmt haben wir bislang nur acht. Aber ich schätze, dass einige tausend Eisbären in Regionen Alaskas und Kanadas leben, in denen sie mit Grizzlys zusammentreffen können. Auch in Russland könnte es Überlappungen geben.

Die untersuchten DNA-Cocktails zeigen: Es sind bislang immer Grizzly-Männchen, die sich mit Eisbären-Weibchen paaren - nie umgekehrt. Das liegt daran, dass die Weibchen beider Arten eher ihrer Heimatregion treu bleiben, während speziell Grizzly-Männchen ihr Territorium gerne erweitern. Die Forscher um Derocher fanden in arktischen Breiten nicht nur 50:50-Hybride, sondern auch solche mit drei Vierteln Grizzly-DNA. Daraus lässt sich schließen, dass sich Pizzlys fortpflanzen können.

Wir wissen nicht genau, wie die Hybride leben, aber Grizzlys und Polarbären sind dramatisch unterschiedliche Spezies, betont Derocher. Eisbären brauchen das Eis, wo sie Walrosse und Robben als Nahrung finden, sie halten keinen Winterschlaf und dringen nicht gen Süden in die Tundra vor. Momentan gibt es weltweit laut WWF schätzungsweise noch 20 000 bis 25 000 Tiere.

Grizzlys hingegen tummeln sich für gewöhnlich nicht nördlich der Baumgrenze, weil es im Permafrost zu kalt und die Jagd nach Landtieren im Eis zu schwierig ist. Doch mit den steigenden Temperaturen verschiebt sich auch die Baumgrenze nach Norden. Vermutlich leben Hybride eher wie Grizzlys, schätzt Derocher. Darauf deute der erste dokumentierte Fall aus dem Jahr 2006 hin, wo ein Pizzly Landtiere jagte. Das war umso überraschender, als er zweieinhalb Jahre mit seiner Eisbären-Mutter verbracht hatte.

Der wissenschaftliche Leiter der Organisation Polar Bears International, Steven Amstrup, betont, dass Hybride wie die Pizzlys keinesfalls genetische Anomalitäten sind, sondern unter eng verwandten Spezies durchaus vorkommen. Es gibt den Coywolf - eine Mischung aus Koyote, Hund und Wolf - ebenso wie den Mix aus Rotluchs und Luchs.

Im Falle der Bären ist jedoch die Frage, wer sich weiter ausbreitet und möglicherweise durchsetzt. Die Jagd ist nicht das Hauptrisiko für Polarbären, sagt Derocher. Wir machen uns zwar Sorgen wegen der Jagdquoten, giftiger Chemikalien, Ölverschmutzungen und Schifffahrt, aber die sind gering im Vergleich zum Verlust des Lebensraumes durch den Klimawandel. Der Grizzly-Vormarsch gen Norden gehört dazu. Wenn die ersten Grizzly-Weibchen sich mit Eisbären-Männchen paaren, dürfte dies das Anfang vom Ende der großen Weißen sein, schätzt Derocher.

Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts, sagen die Experten voraus, werden zwei Drittel der heutigen Polarbärenbestände verschwunden sein. Im Süden Alaskas werde es nicht mehr genug Eis geben. Nur noch an den höchsten Stellen des kanadischen Archipelagos und im nördlichen Grönland dürften dann noch Eisbären leben. Die entscheidende Frage wird laut Derocher dann lauten: Haben dort genügend Tiere Platz, um die Spezies zu erhalten, bis der Planet wieder abkühlt?

Polar Bears International

WWF zu Eisbären

Andrew Derocher, University of Alberta