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Kollegen sollten sich im Krankheitsfall gegenseitig unterstützen Zwischen Büro und Krankenbett

Von Maria da Silva 04.10.2011, 04:41

Nicht nur in der kalten Jahreszeit sorgen Krankheiten für so manche Zwangspause im Job. Wer von Grippe, Bandscheibenvorfall oder anderen Leiden heimgesucht wird, sollte seine Arbeitnehmerpflichten darüber allerdings nicht ganz vergessen.

Rödermark/Wiesbaden (dapd). Wer krank wird, muss sich melden. "Wichtig ist, dass man seinen Arbeitgeber vor oder spätestens zum Arbeitsbeginn darüber informiert, dass man nicht kommen kann und wie lange man voraussichtlich ausfällt", betont Ute Bölke, Karriereberaterin aus Wiesbaden. Sei man länger als drei Werktage krank, müsse man außerdem ein ärztliches Attest einreichen. "In manchen Arbeitsverträgen ist diese Frist auch verkürzt", informiert die Expertin.

Angemessenes Verhalten ist wichtig

Mehr muss der Arbeitgeber dann aber auch nicht erfahren. Ärzte unterliegen generell auch dem Arbeitgeber gegenüber der Schweigepflicht. "In manchen Arbeitsverträgen wird diese Schweigepflicht allerdings von vornherein aufgehoben", berichtet Doris Brenner, Karriereberaterin aus Rödermark im Rhein-Main-Gebiet. Ansonsten gibt der Arzt die Diagnose nur an die Krankenkasse heraus. "Oft kann der Arbeitgeber allerdings anhand des Praxisstempels auf dem Attest zumindest erkennen, um welche Fachrichtung es sich handelt", sagt Ute Bölke.

Dass man sich als Krankgeschriebener die feucht-fröhliche Kneipentour lieber verkneifen sollte, versteht sich von selbst. "Man sollte sich seiner Krankheit angemessen verhalten", formuliert es Bölke. Erfordere die Art der Erkrankung eine strenge Bettruhe, sollte man sich daran auch halten. In anderen Fällen hingegen könne es durchaus in Ordnung sein, Einkäufe oder einen Spaziergang zu machen oder am Yoga-Kurs teilzunehmen - solange es zur Genesung beiträgt.

Ein Krankheitsfall sorgt in vielen Teams für Stress und Hektik. Bölke empfiehlt krankgeschriebenen Arbeitnehmern daher, sich zu überlegen, inwieweit sie ihre Kollegen weiterhin unterstützen können. "Gut ist es beispielsweise, wenn man selbst eine Strategie entwickelt, wie sich die liegenbleibende Arbeit aufteilen lässt und wer für eine Vertretung infrage kommt", sagt die Expertin. Diese Personen könne man dann über die einzelnen Aspekte des Jobs informieren und ihnen Zugang zu wichtigen Daten ermöglichen.

Ob man während seiner Krankheitszeit für das Unternehmen erreichbar sein kann und möchte, sollte man möglichst frühzeitig entscheiden, empfiehlt Doris Brenner. Es gebe zwar keinen Anspruch des Arbeitgebers darauf, dass man während einer Krankheit dem Unternehmen zur Verfügung stehe - "Aber im eigenen Interesse sollten Arbeitnehmer sich hier einbringen." Man könne jedoch durchaus festlegen, zu welchen Zeiten man telefonisch erreichbar ist, oder ob man beispielsweise innerhalb einer bestimmten Zeitspanne zurückruft.

Vor allem längere krankheitsbedingte Fehlzeiten wecken im Kollegenkreis meist die Neugier. Trotzdem sollte man einen kranken Büronachbarn niemals geradeheraus fragen, woran er denn leidet, betonen die beiden Expertinnen. "Das wäre tabulos und in einem professionellen Umfeld absolut unangebracht", sagt Ute Bölke. Doris Brenner rät, Fragen nach dem Befinden des anderen immer so offen zu formulieren, dass derjenige noch frei entscheiden kann, ob er über den Grund seiner Erkrankung sprechen möchte oder nicht.

Ein Blumengruß zur Aufmunterung

Wie viel man als Betroffener über seine Erkrankung preisgibt, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Arbeite man in einem vertrauensvollen Umfeld, sei es möglicherweise gut, seine Situation auch transparent zu machen, sagt Doris Brenner. "Beispielsweise bei psychischen Erkrankungen spielen ja oft auch die Rahmenbedingungen im Job eine große Rolle", gibt die Expertin zu bedenken. Da sei es hilfreich, wenn die Kollegen auch Bescheid wüssten. "Man kann aber auch durchaus sagen, dass man nicht über die Details der Erkrankung sprechen möchte", sagt Ute Bölke.

Mit dieser Aussage sollten sich die Kollegen dann auch zufriedengeben und sich lieber darauf konzentrieren, wie sie dem Kranken etwas Gutes tun können.

"Wenn ein Kollege länger als eine Woche ausfällt, ist es auf jeden Fall angebracht, dass das Team ihm einen Blumengruß mit Karte zukommen lässt", sagt Doris Brenner. Auch ein Anruf könne zur Aufmunterung beitragen. "Dabei sollte man den Betroffenen aber fragen, ob er überhaupt etwas über den Job hören möchte", betont Brenner. Viele freuten sich jedoch, wenn sie weiterhin mit einbezogen würden.

"Man kann einem kranken Kollegen auch anbieten, ihn über die Entwicklungen im Unternehmen auf dem Laufenden zu halten", sagt Ute Bölke. Man könne sich beispielsweise einmal pro Woche für ein telefonisches Update verabreden. Außerdem sollte man erwägen, ob man den Betroffenen von zu Hause aus an Telefonkonferenzen teilnehmen lassen kann.

Mit Krankenbesuchen sollte man vorsichtig sein. "Einen Kollegen zu Hause zu besuchen, könnte seine Privatsphäre verletzen", betont Ute Bölke. Nicht jeder wolle, dass der Schreibtischnachbar sieht, in welcher Farbe sein Schlafzimmer gestrichen ist. Auch Besuche im Krankenhaus könnten dem Patienten unangenehm sein. "Möglicherweise liegt er in einem Mehrbettzimmer, wo man sich nicht ungestört unterhalten kann", sagt Bölke. Zudem sei es vielen nicht recht, wenn Kollegen sie im Schlafanzug antreffen würden. "Man sollte daher niemals fragen: Kann ich Dich besuchen?", betont die Karriereberaterin. Stattdessen könne man ganz unverbindlich anbieten, dass man gerne mal vorbeikommt, falls der Kranke Unterstützung oder Aufmunterung braucht. "Wichtig ist, dass der Betroffene immer noch ablehnen kann, ohne sein Gesicht zu verlieren."

Kehrt ein Kollege nach längerer Krankheit wieder an den Arbeitsplatz zurück, ist es wichtig, ihm einen guten Empfang zu bereiten. "Man sollte mit dem Betroffenen erst einmal offen über das weitere Vorgehen sprechen", sagt Doris Brenner. Wichtig sei beispielsweise, zu klären, ob sich der Kollege schon wieder in der Lage fühlt, alle seine früheren Aufgaben zu übernehmen, oder ob er noch eine Zeit lang Unterstützung benötigt. "Mit einem Blumenstrauß auf dem Schreibtisch kann man dem Rückkehrer außerdem signalisieren, dass man sich freut, dass er wieder da ist", sagt Ute Bölke.