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Zwischen Exzess und Askese: Trends der Mailänder Modewoche

Mailands Designer schwelgen im kommenden Herbst und Winter in den schönsten Stoffen und üppigsten Dekors. Viele sagen: fürs Internet. Nur, wie nah sind sie damit an der Lebenswirklichkeit?

Von Axel Botur, dpa 29.02.2016, 12:26

Mailand (dpa) - Viele sagen: Das Internet hat Schuld. Wer es auf Plattformen wie Instagram schaffen will, muss auffallen - und zwar optisch plakativ.

Und weil inzwischen auch die größten Luxushäuser in der hohen Streuweite solcher Online-Dienste eine ideale und zudem kostenlose Werbemöglichkeit sehen, werden die Kollektionen eben das: plakativ. Auf den Mailänder Designerschauen zumindest war eine Tendenz zum dekorativen Exzess sechs Tage lang deutlich spürbar. Doch weil Mode schon lange nicht mehr aus nur einem Trend besteht, gibt es im Herbst/Winter 2016/17 auch Alternativen.

Exzess: Wie viele Details kann eine Auge aufnehmen, ohne überfordert zu sein? Wie viel Ornament kann ein Kleidungsstück tragen, bevor es zusammenbricht? Und wie viele Ideen braucht eigentlich eine Kollektion? Gucci, Prada - die wichtigsten Mailänder Trendsetter legen hier deutliche Spuren in Richtung: Es gibt keine Grenzen.

Askese: Jil Sander, Bottega Veneta, Aquilano.Rimondi - drei der Namen, die für eine leise Mode stehen. Mit dem Fokus auf Schnitt und Material. Gut, bei Jil Sander ist Purismus ohnehin Markenkern. Aber Roberto Rimondi und Tommaso Aquilano galten einmal als die neuen Barock-Könige Mailands und zeigen nun die elegantesten Hosenanzüge der Modewoche. Damit schaffen sie es vielleicht nicht auf Instagram - aber auf die reale Straße.

Schichten: Die Formel Winter gleich Kälte funktioniert nicht mehr. Die Antwort der Mailänder Mode: Ein Baukasten-System aus Elementen der Jahreszeiten, die man dann je nach Wetterbericht kombinieren kann. Und deshalb finden auch Sommerstoffe wie Chiffon, Seide oder Tüll ihren Weg in die Herbst-Winter-Mode.

Farben: Es gibt zwar auch viel Schwarz und gedeckte Farben, aber die eigentliche Winter-Neuheit sind viele kräftige Töne.

Querstreifen: Ein beliebtes Muster der Mailänder Schauen. Gesehen unter anderem bei Fendi und Max Mara.

Hülle: Mäntel bekommen noch mehr Volumen, Röcke reichen tief nach unten und auch Hosen umwehen das Bein. Einige Kollektionen verzichten fast vollständig auf Kontur und sind ein einziger Fluss.

Pelz: Da es dieses Material inzwischen jeden Winter auf die Trendliste schafft, ist es streng genommen keiner mehr. Wenn nicht Marco de Vincenzo gezeigt hätte, wie spektakulär man Pelze aus synthetischer Herstellung verarbeiten kann. Ein starkes ethisches Statement.

Zeitreise: Mailands Designer bildeten fast das komplette 20. Jahrhundert nach. Der Vorwurf, zu sehr im Vergangenen zu schwelgen und zu wenige Visionen für die Zukunft zu entwickeln, war auch dieses Mal nicht zu entkräften.

Camera nazionale della moda italiana

Aquilano.Rimondi

Bottega Veneta

Fendi

Gucci

Jil Sander

Max Mara

Prada

Durch nostalgischen Schmuck verleiht Gucci der  Herbst/Winter-Kollektion etwas Folkloristisches. Foto: Daniel Dal Zennaro
Durch nostalgischen Schmuck verleiht Gucci der Herbst/Winter-Kollektion etwas Folkloristisches. Foto: Daniel Dal Zennaro
ANSA
Inbegriff des Luxus - Prada macht in Mailand sein wichtigstes Accessoire zum Blickpunkt. Foto: Matteo Bazzi
Inbegriff des Luxus - Prada macht in Mailand sein wichtigstes Accessoire zum Blickpunkt. Foto: Matteo Bazzi
ANSA
Typisch Jil Sander: Der Name steht für puristische Entwürfe. Auch in Mailand wird von dem Markenkern nicht abgewichen. Foto: Matteo Bazzi
Typisch Jil Sander: Der Name steht für puristische Entwürfe. Auch in Mailand wird von dem Markenkern nicht abgewichen. Foto: Matteo Bazzi
ANSA
Querstreifen und kräftige Farben - so macht das Label Max Mara auf sich aufmerksam. Foto: Daniel Dal Zennaro
Querstreifen und kräftige Farben - so macht das Label Max Mara auf sich aufmerksam. Foto: Daniel Dal Zennaro
ANSA