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Leichtahltik Schuss vor den Bug löst Grundproblem nicht

Ex-Kugelstoßerin Nadine Kleinert, Olympia-Zweite von Athen, stelltdas doping-Kontrollsystem in Frage und regt Schnelltests an.

Von Janette Beck 18.06.2016, 01:01

Magdeburg l Ex-Kugelstoßerin Nadine Kleinert, die über 15 Jahre zur Weltspitze zählte, hat den Glauben an Chancengleichheit und einen sportlich fairen Wettbewerb „nicht erst nach den jüngsten Enthüllungen über das vermeintliche Staatsdoping in Russland verloren“. Die sich daraus nunmehr ergebenden Konsequenzen „halte ich im Ansatz für richtig. Aber im Grunde ist das doch auch nur ein Schuss vor den Bug. Das Grundproblem wird damit nicht gelöst. Das ganze Doping-Kontrollsystem krankt doch“, erklärte die Magdeburgerin der Volksstimme. „Was ist denn mit Kenia, mit China, Jamaika oder den USA? Solange es keine internationalen Standards im Anti-Doping-Kampf gibt, sind die sauberen Athleten immer die Doofen.“

Ein Schritt in die richtige Richtung sei aus ihrer Sicht, „wenn jeder Kontrolleur eines von der Wada akkreditierten Dopinglabors jederzeit in jedes beliebige Land visafrei einreisen und Dopingtests vornehmen könnte“. Und warum, fragt sich Kleinert, „investieren Pharmaindustrie oder Forschung nicht in die Herstellung eines wasserdichten Schnelltests? Den gibt es für Drogen und Alkohol, warum nicht auch für Doping? Bestandener Schnelltest gleich Akkreditierung des Sportlers – so einfach wäre das ...“

Bereits zu ihren aktiven Zeiten sprach sich die Magdeburgerin für lebenslange Sperren von Sportlern aus, die nachweislich gedopt haben. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen sieht sich Kleinert, die 13-mal hinter Sportlerinnen gelandet war, die nachträglich wegen Dopings disqualifiziert wurden, als Dopingopfer: „Offiziell habe ich zwei Medaillen nachgereicht bekommen, aber nach dem ,Fall Ostaptschuk‘ habe ich aufgehört zu zählen, wie viele ich noch bekommen müsste. Der Betrug wurde zwar allseits bedauert, doch vom materiellen Schaden, der mir entstanden ist, wollte von Verbandsseite aus aufgrund drohender Klagen nie jemand etwas wissen. Das ist so was von scheinheilig.“