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Sommertheater Ein-Euro-Karte nicht im Vorverkauf

Verbilligte Angebote für's Sommertheater gibt es nur, wenn Kapazitäten nicht durch Vollzahler ausgelastet sind.

Von Gudrun Oelze 10.07.2016, 23:01

Magdeburg l Wenn ab heute Abend im Garten der Möllenvogtei am Magdeburger Dom die Compagnie 09 bei der Premiere ihres diesjährigen Sommer-Open-Air-Stücks „Macbeth oder die Reinheit des Herzens“ verballhornt, stehen bis Ende des Monats an allen Tagen (außer sonntags) weitere 17 Aufführungen des Stücks auf dem Spielplan.

Eine dieser Vorstellungen will unbedingt auch Carmen Rosenburg besuchen. Seit längerem arbeitsuchend, kann sie wegen ihrer finanziellen Situation nur gut überlegt am kulturellen Leben teilnehmen. Alle kostengünstigen oder sogar kostenlosen Veranstaltungen kämen Menschen mit geringem Einkommen sehr entgegen, schrieb sie dem Leserobmann, denn auch Arbeitsuchende hätten großes Interesse an Kunst und Kultur. Daher habe sie sich auch sehr gefreut, dass die Compagnie Magdeburg 09 Arbeitsuchenden zu den Open-Air-Vorstellungen Eintritt für lediglich einen Euro anbiete, wie der Verein auch auf Plakaten und Flyern zu diesem Theaterprojekt bekundete.

Doch die Enttäuschung von Carmen Rosenburg war groß, als sie dieses Angebot nutzen wollte, im Vorverkauf aber keine Ein-Euro-Karten bekam. „Ermäßigte Karten gibt es vorab nur, wenn ich mich als Schüler oder Student ausweisen kann. Ich konnte mich ausweisen - als arbeitsuchend.“ Doch das interessiert an den Vorverkaufsstellen nicht, die ausgewiesenen Eintrittspreise für Arbeitsuchende würden nur an der Abendkasse gelten. Das erschwert aber die Planung eines gemeinsamen Theaterbesuchs mit Freunden, moniert die Leserin und fragt sich, warum die für sie preislich lukrative Karte nicht an der Vorverkaufskasse zu haben ist.

„Diese gravierende Ermäßigung wurde bislang gern genutzt“, berichtet Gisela Begrich von der Compagnie 09 Magdeburg.

Die Regelung, das Angebot auf die Abendkasse zu beschränken, folge einem national üblichen Procedere, eine solche Ersparnis nämlich nur dann gewähren zu können, wenn die Kapazitäten nicht durch Vollzahler genutzt werden. „Das diktieren ökonomische Vorgaben“, so die Vereinsvorsitzende. Sozialpass-InhaberInnen empfiehlt sie Tage zu nutzen, „die weniger bestürmt sind; zum Beispiel am Wochenbeginn“.

Zugleich räumt sie das Versäumnis ein, das von anderen Kartenformen abweichende Handling der Ein-Euro-Karten für Hartz-IV-Empfänger nicht konkret ausgewiesen zu haben. „Dafür bitten wir um Entschuldigung“, sagt Gisela Begrich und versichert: „Wir wollten BürgerInnen Freude bereiten und nicht Ärger.“

Das Entgegenkommen, Kunst und Kultur jedermann zu ermöglichen, findet Carmen Rosenburg „nicht nur richtig gut, sondern auch mitdenkend“. Denn Kunst und Kultur „erweitern den Horizont, schaffen Gemeinsamkeit, bringen Freude und minimieren nebenbei eigene Probleme, die dann nicht mehr ganz so groß scheinen ...“ Auch wenn sie keine Ein-Euro-Karte im Vorverkauf erwerben konnte: „Ich freue mich dennoch auf die Veranstaltung und hoffe auf einen schönen Abend.“