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Leserkolumne Ein Anlass zum Nachdenken über unsere Sprache

Vernachlässigen wir unsere Sprache, wenn sie anderen Einflüssen von Außen unterliegt? Können ihr Anglizismen gefährlich werden?

Von Peter Wendt 18.02.2019, 00:01

Es fasziniert schon zu sehen, wie viel Fantasie heutzutage aufgewendet wird, um zum Beispiel einem Friseursalon einen möglichst wohlklingenden und deshalb vornehmlich englischen, oft jedoch pseudoenglischen Namen zu geben. Ein schlichtes „Frisör Meier“ oder „Salon Schulze“ auf dem Ladenschild scheint „out“, wenn nicht gar „megaout“ zu sein, wie es auf „Neudeutsch“ wohl auszudrücken wäre. Dass da lediglich der Name der Friseurmeisterin erscheint, ist die wohltuende Ausnahme.
Es ist eine wahre Flut an Anglizismen, die uns im Alltag begegnet, und wir haben uns offensichtlich längst daran gewöhnt. Wer nähme noch Anstoß an Ausdrücken wie „Sale“ oder „Coffee-to-go“? Vielmehr werden solche englischen oder vermeintlich englischen Begriffe nur zu bereitwillig aufgegriffen (zugegebenermaßen immer wieder auch in Zeitungstexten) und bald schon nicht mehr als eigentlich fremd empfunden.
Deshalb sollte der „Internationale Tag der Muttersprache“ am Donnerstag dieser Woche – von der UNESCO ursprünglich ausgerufen als Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ – nicht zuletzt zum Anlass genommen werden, den Wert der eigenen Sprache zu betonen, sich die Schönheit und Komplexität der deutschen Sprache ins Bewusstsein zu rufen. Kurz und gut: Wir haben zu hinterfragen, wie wir es mit unserer Muttersprache halten, wie wir mit ihr umgehen – bewusst oder aber leichtfertig? –, wie wir sie pflegen (oder auch nicht?). Vernachlässigen wir das Deutsche oder beschädigen wir es – mit Anglizismen, aber auch auf andere Weise?
Die Magdeburger Sprachwissenschaftlerin Kornelia Pollmann ist da optimistisch: „Unsere Sprache ist über Jahrhunderte gewachsen. Sie verfällt nicht, nur weil wir Anglizismen benutzen oder Englisch als Konferenzsprache gebraucht wird. Der Wandel des Wortschatzes ist im Gegenteil Ausdruck einer lebendigen Dynamik“, sagte sie dieser Zeitung. Und: „Wie Sprache verwendet wird, entscheiden am Ende immer die Sprecher.“