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Leserobmann Eine Lücke in unserem Wortschatz?

Facebook, Youtube, Twitter und Co.: Dank der sozialen Netzwerke erreichen gerade junge Menschen viele Personen die sie beinflussen können.

04.02.2018, 14:15

Die Nachricht hörte ich im Radio. „Influencer“ sei zum „Anglizismus des Jahres“ gewählt worden. „Wie bekloppt ist das denn?“, war mein erster Gedanke, denn ich hatte – mag es an der Aussprache der Moderatorin gelegen haben oder an meinen Ohren – „Influenza“ verstanden, was ja schlicht und einfach eine Grippe bezeichnet. Die Größe meines Irrtums wurde mir sogleich bewusst, als ich die Erläuterung vernahm, es handele sich um „(meist jüngere) Menschen, die allein durch ihre große Reichweite in den sozialen Medien in der Lage sind, die öffentliche Meinung mitzugestalten“. Dann noch der Hinweis, überzeugt habe die Jury, dass der Begriff eine Lücke im deutschen Wortschatz schließe. Nun, mein zweiter Gedanke unterschied sich nicht wesentlich vom ersten, da ich – wie gewiss viele Hörer beziehungsweise Leser auch – die beklagte „Lücke“ in meinem Wortschatz bis dahin gar nicht wahrgenommen hatte. Glücklicherweise, tröstete ich mich, machen ja nicht alle Anglizismen auch Karriere in unseren Zeitungstexten.

Einige freilich schon. Gerade zum Jahreswechsel wimmelte es in Rückblicken und Vorschauen nur so von „Highlights“ und „Events“, wie unserem Leser Karl-Heinz Brumme aus Elend aufgefallen ist. „Statt ,Highlights‘ können Sie doch ,Höhepunkte‘ schreiben“, schlug er vor. Schließlich handele es sich bei solchen Wörtern ja nicht um Fachbegriffe. Da sehe er ein, dass man manchmal nicht daran vorbeikomme, Fremdwörter zu verwenden. „Dann sollte aber wenigsten dahinter stehen, was gemeint ist“, so Herr Brumme. „Doch dauernd diese englischen Begriffe, das stört mich schon. Manchmal findet man die nicht einmal im Duden“, beklagte er.

Dies trifft allerdings auf „Highlight“ und „Event“ nicht zu. Bei „Influencer“ aber Fehlanzeige selbst im Duden-online-Wörterbuch. „Leider haben wir zu Ihrer Suche nach ‚Influencer‘ keine Treffer gefunden. Oder meinten Sie: Influenza?“, lautet die Auskunft.

Der kritische Hinweis unseres Lesers mahnt uns indes, den Gebrauch von Fremdwörtern nicht ausufern zu lassen.