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Leserpost "Warum drucken Sie nur negative Meinungen?"

Nur Kritik an der Flüchtlingspolitik sei auf der Leserseite der Volksstimme zu finden. Mit Manipulation hat das aber nichts zu tun.

07.03.2016, 08:46

Die Anruferin, eine Leserin aus Magdeburg, hatte auf unserer Leserseite ein eklatantes Missverhältnis zwischen der Anzahl der abgedruckten Lesermeinungen, die die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin kritisierten oder ablehnten, und der Anzahl jener Leserbriefe, die diese Politik unterstützten, ausgemacht. „Ist es wirklich so, dass Sie fast nur Leserbriefe bekommen, die gegen die Politik der Regierung polemisieren?“, wollte die Frau vom Leser-Obmann wissen.

Unausgesprochen stand die Vermutung im Raum, bejahende Wortmeldungen würden ignoriert. Doch dem ist nicht so. Festzustellen ist, dass von der Leserbriefredaktion keine Manipulation bei der Veröffentlichung von Zuschriften in dem einen oder anderen Sinne vorgenommen wird. Dass wir zur Flüchtlingspolitik von Angela Merkel fast nur Leserbriefe mit der gleichen Tendenz veröffentlichten, war allein der Tatsache geschuldet, dass wir nicht mehr Zuschriften vorliegen hatten, die eine gegensätzliche Auffassung vertraten.

Bei dem von unserer Leserin festgestellten „Missverhältnis“ handelt es sich um ein Phänomen, das immer wieder mal und in Bezug auf die unterschiedlichsten Themen auftritt.

Erklären lässt sich dies unserer Erfahrung nach damit, dass jemand, der die Dinge ebenso sieht, wie sie in der Zeitung dargestellt sind, im konkreten Fall also, wenn er die Auffassung der Bundeskanzlerin teilt, kaum einmal einen Leserbrief schreibt. (Auch die Anruferin räumte ein, noch nie einen Leserbrief geschrieben zu haben.) Ein Leser aber, der das alles ganz anders sieht, greift schnell mal zur Feder oder in die Tasten seines Computers, um zu widersprechen, „richtigzustellen“ oder zu protestieren.

Wir aber können nur Lesermeinungen wiedergeben, die uns zugesandt wurden. Ein „Missverhältnis“ kann indes kein Grund sein, ganz auf die Veröffentlichung von Briefen zu dem jeweiligen Thema zu verzichten. Und nur Sie, liebe Leserinnen und Leser, können mit Ihrer Zuschrift beitragen, dass wir ein möglichst breites Spektrum an Lesermeinungen veröffentlichen können.