Eine Erfindung Martin Luthers?

Ja, es ist schon wieder Weihnachten! Und wieder werden allerorten mit Kugeln, Glöckchen, Lametta und Kerzen die Tannenbäume geschmückt. Doch wo stammt dieser Brauch eigentlich her? Ist Sachsen-Anhalt gar auch das „Ursprungsland des Weihnachtsbaumes“?, wollte die Investitions- und Marketinggesellschaft wissen und begab sich auf Spurensuche. Die Fährte hatte der Hallenser Autor Ernst Krziwanie gelegt – mit seinem Buch „Advent, Advent: Bräuche der Weihnachtszeit zwischen Altmark, Unstrut, Harz und Fläming“.

Und tatsächlich: Es gibt eine Spur nach Wittenberg, direkt in das Haus von Martin Luther. Ein Bild scheint der Beweis. Darauf ist Luther mit seiner Familie und Freunden am Weihnachtsabend zu sehen. Mit Ehefrau Katharina, Großmutter Lehne, den Kindern Paul, Martin, Magdalena, Margarete und Johannes, mit Philipp Melanchthon und mit seinem Sekretär Georg Rörer sitzt der Reformator unter einem lichterglänzenden Weihnachtsbaum. Der Titel des Bildes klingt dokumentarisch: „Luther mit seiner Familie am Christabend 1536 zu Wittenberg.“

Aber das Bild ist kein Dokument, bremst Ernst Krziwanie die Euphorie, die angesichts des bevorstehenden Reformationsjubiläums aufkommen könnte. „Das Bild ist erst 1843 entstanden und vermittelt einen Weihnachtsabend, wie er nicht belegbar ist“, stellt er klar.

Doch auch wenn Luther nicht als „Erfinder“ des Weihnachtsbaumes gelten kann, aus Sachsen-Anhalt stammt zumindest die erste bildliche Darstellung eines Weihnachtsbaumes. Denn in der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren, einem Freund des Reformators, war 1509 der Kupferstich „Die Buße des heiligen Crysostomos“ entstanden. Der zeigt im Hintergrund eine mit Kerzen geschmückte Tanne.

Ein Weihnachtsbaum, so wie wir ihn heute kennen, war wohl erstmals 1605 in einer Wohnung im Elsass aufgestellt worden, hat die Spurensuche am Ende ergeben.

Viel Freude an Ihrem Baum, liebe Leserinnen und Leser! Ihnen allen friedliche Weihnachten, frohe und gesunde Feiertage! Ihr Leser-Obmann