1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Die Promi-Geburtstage vom 08. Dezember 2015: John Banville

Die Promi-Geburtstage vom 08. Dezember 2015: John Banville

John Banville ist der Meinung, er schreibe besser als alle anderen - und scheitere doch an jedem Roman aufs Neue. Mit 70 Jahren gönnt sich der auch als Benjamin Black bekannte Ire etwas mehr Ruhe - und verdächtigt sich gleich selbst der Faulheit.

Von Teresa Dapp, dpa 07.12.2015, 23:01

Dublin (dpa) - In seiner Heimat Irland ist man seit langem der Meinung, dass John Banville den Nobelpreis für Literatur verdiene. Er selbst kokettiert dagegen gern mit seinen angeblichen Schwächen.

Mal wieder sei er gescheitert, sagte er etwa dem irischen Independent über sein gerade erschienenes Buch The Blue Guitar (Die blaue Gitarre). Ich sehe immer nur die Fehler. Sich selbst gegenüber zeigt der Literat auch zu seinem 70 Geburtstag an diesem Dienstag keinerlei Altersmilde.

Ist er also ein bescheidener Autor? Kein bisschen. Ich denke sie sind besser als die aller anderen, sagte Banville über seine Bücher dem Literatur-Magazin Literateur. Aber sie sind nicht gut genug für mich. Trotzdem war er in diesem Jahr mal wieder unter den Wett-Favoriten für den Literaturnobelpreis.

The Blue Guitar ist Banvilles 16. Roman unter Klarnamen, wie die anderen 15 erntete er stürmisches Kritikerlob. Er hält die Wörter so vorsichtig gegen das Licht wie ein Uhrmacher oder Dichter, schrieb etwa der Guardian. Die Liste seiner Auszeichnungen ist lang, 2005 bekam er den renommierten Booker-Preis für Die See.

Unter dem Pseudonym Benjamin Black veröffentlich Banville seit 2007 auch Krimis. In Deutschland erschien zuletzt Die Blonde mit den schwarzen Augen, in dem der Autor den legendären Privatdetektiv Philip Marlowe von US-Autor Raymond Chandler wiederauferstehen ließ. Ich liebe es, Benjamin Black zu sein, sagte er dem Sydney Morning Harald, aber John Banville zu sein, ist mir zutiefst verhasst. Seine Black-Bücher schreibe er innerhalb weniger Monate, die Banville-Romane über Jahre.

Trotzdem seien die Krimis viel besser als die anderen Romane, betont der Autor mit der kräftigen Nase und der hohen Stirn gern. Ob er das ernst meint, wird nie ganz klar - wie bei vielem, was Banville sagt. Wer eine Stunde in seiner Gesellschaft verbringt, kann einen starken Hang zu guter Laune und Boshaftigkeit entdecken, der nur knapp unter der Oberfläche brodelt, beschreibt es eine Journalistin im Independent.

William John Banville kam als jüngstes von drei Geschwistern 1945 in Wexford an der irischen Ostküste zur Welt. Als Kind wurde er verehrt von meiner Muter, toleriert von meinem Vater, wie er es im Interview mit dem Guardian ausdrückt. Heute sei ihm bewusst, wie eng und ärmlich es zugegangen sei und wie viel Kontrolle die Kirche gehabt habe. Der Ire gab seinen Glauben als Teenager auf und bezeichnet den irischen Katholizismus inzwischen als Sekte und Gehirnwäsche.

Nach der Schule arbeitete Banville für die irische Fluggesellschaft Aer Lingus und anschließend mehr als drei Jahrzehnte als Journalist, zuletzt von 1988 bis 1999 als Literaturkorrespondent bei der Irish Times. Bis heute rezensiert er Bücher und geht mit den Kollegen nicht gerade zimperlich um: Ich sollte mehr Romane lesen, aber wenn ich es tue, bin ich normalerweise enttäuscht. Rezensionen seiner eigenen Werke ignoriert er seit Jahren, wie er sagt.

Romane zu schreiben, sei ein Prozess des Träumens, erklärt Banville. Übermäßig viel passiert aber meist gar nicht, dafür beschreibt der Autor mit allergrößter Sorgfalt Details und winzige, aber entlarvende Gesten seiner Protagonisten und nimmt sich viel Zeit und Raum für Reflexion.

Banville sagte zwar einmal, er sei in alle Frauen verliebt. Familien gegründet hat er aber nur mit zweien. Mit einer US-Amerikanerin hat er zwei erwachsene Söhne, aus einer anderen Beziehung hat er außerdem zwei Töchter. Ausführlich räsonierte er in einer Zeitung darüber, dass er ihnen wegen des Schreibens kein besonders guter Vater gewesen sei.

Ganz so emsig wie früher arbeitet der Ire mit 70 immerhin nicht mehr. Vielleicht werde ich einfach müde oder faul, sagte er dem irischen Independent. Manchmal halte er an einem Café und setze sich mit Kaffee oder Buch eine halbe Stunde hin. Das hätte ich mir früher nicht mal träumen lassen.