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Deutsche Geschichte Promi-Geburtstag vom 11. April 2017: Uli Edel

Der Film "Der Baader Meinhof Komplex" hat ihm eine Oscar-Nominierung eingebracht. Uli Edels Filme haben längst Einzug in Hollywood gehalten. Doch die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte lässt ihn auch dort nicht los.

Von Lisa Forster, dpa 10.04.2017, 23:01

München (dpa) - "Fühlen Sie es?" Uli Edel zitiert den US-amerikanischen Regisseur Stephen Spielberg, wenn er erklären will, was einen guten Film ausmacht: "Können Sie ein Mitgefühl erzeugen für das, was auf der Leinwand passiert? Wenn das Publikum es nicht fühlt, hast du als Regisseur gar nichts."

Uli Edel hat das Gefühl vor allem in der deutschen Geschichte gesucht. Heute wird der Regisseur von "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" und "Der Baader Meinhof Komplex" 70 Jahre alt. 1947 in Neuenburg am Rhein geboren, wächst er auf dem Bauernhof seiner Eltern in Baden-Württemberg auf. Nach der Schule zieht er nach München, studiert zuerst Theaterwissenschaften und Germanistik, wechselt dann an die Hochschule für Film und Fernsehen.

Dort lernt er die Filmproduzenten Bernd Eichinger und Herman Weigel kennen. Sie beginnen eine jahrzehntelange Zusammenarbeit und Freundschaft, die Edel und Eichinger 2009 eine Oscar-Nominierung für "Der Baader Meinhof Komplex" einbringt. Die Verfilmung des Sachbuchs von Stefan Aust erzählt die Geschichte der Terrorgruppe RAF als fesselnden Actionfilm, mit wuchtigen Schusswechseln und hohem Tempo.

Die Motivation der Täter rückte in den Hintergrund, was Edel von einigen Seiten Kritik einbrachte. Doch er habe sich bewusst dazu entschieden, den Film so zu drehen, sagt Edel. Ein Grund dafür seien seine Söhne gewesen, 28 und 29 Jahre alt. "Ich habe mich gefragt: Was muss ich tun, dass die zweieinhalb Stunden sitzen bleiben und den Film zu Ende schauen?"

Sein Film "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" aus dem Jahr 1981 wirkt im Kontrast geradezu langsam. "Das habe ich mit sehr langem Atem erzählt", sagt er. Heutzutage hat der Film über jugendliche Heroinabhänge Kultstatus - auch wegen der Filmmusik von David Bowie. "Damals bekam er verheerende Kritiken. Die Frau des damaligen Bundespräsidenten, Marianne von Weizsäcker, warnte öffentlich davor, den Film Kindern zu zeigen. Was natürlich am nächsten Tag die Schlangen vor den Kinos verdoppelt hat."

Mit seiner Familie lebt Edel heute in Los Angeles, direkt am Sunset Strip in Hollywood. Er erzählt, wie er 1989 kurz vor seinem Umzug aus München in die USA flog. "Das war am 9. November 1989, plötzlich kam eine Durchsage vom deutschen Piloten: "Wir haben eben bestätigt bekommen, die Berliner Mauer..." Und dann brach er ab. Der Flieger war packvoll. Wir wunderten uns, warum er nicht weitersprach. Und plötzlich hörten wir, dass er weinte. Er fing an zu schluchzen. Dann fasste er sich wieder und beendete mit zitternder Stimme: "Die Mauer ist gefallen." Es war unglaublich, fremde Leute im Flieger umarmten sich. Mein Gefühl war erstmal: Ich fliege in die falsche Richtung."

Er blieb trotzdem in Hollywood. Heute macht Edel Filme fürs Fernsehen und das Kino, hat unter anderem mit Nicholas Cage ("Pay The Ghost", 2015) und Adrien Brody ("Houdini", 2014) gearbeitet. Im Mai komme er für ein neues Drehbuch nach Berlin. "Es handelt von dem schwedischen Diplomaten Wallenberg", erzählt Edel. "Er hat in den letzten Kriegsmonaten 1944/45 Tausende Juden vor dem Tod gerettet." Gerade schließe er ein Drehbuch über eine Anarchistengruppe ab. Die Beschäftigung mit der deutschen Geschichte lässt Edel bis heute nicht los.