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Lösungsmann Promi-Geburtstag vom 11. Juni 2017: Gunter Gabriel

Seine größten Erfolge hatte Country- und Schlagersänger Gunter Gabriel in den 1970er Jahren. Viele jüngere TV-Zuschauer lernten ihn erst mit dem Einzug ins TV-Dschungelcamp kennen. Mehr für seine Gesundheit zu tun, nahm er sich danach vor - ein Vorsatz auch fürs neue Lebensjahr.

Von Dorit Koch, dpa 10.06.2017, 23:01

Hamburg (dpa) - "Guckt mal, wie ich hier wohne - und finde es großartig", sagt Gunter Gabriel. Sein Hausboot im Binnenhafen von Hamburg-Harburg ist vollgepfropft.

Nicht mit Luxusgegenständen, die sich der Schlager- und Countrysänger dank seiner Hits zugelegt haben könnte. Aber mit Erinnerungen und Träumen, die in Zeitungsausschnitten, Bildern, Büchern, Platten, Postern präsent sind und in seinen vielen Geschichten, die er gern erzählt, wieder lebendig werden. 75 Jahre alt wird Gabriel heute und "mindestens 20 Jahre" will er noch leben.

"Aber dafür muss ich was tun", sagt er. "Im Moment muss ich an meinen Körper denken, daran, dass ich wieder gesund werde. Ich merke, dass ich schnell abbaue." Es ist ein sonniger und für Hamburg ziemlich heißer Frühlingstag, als Gabriel in der Küche seines Bootes sitzt und sich an die noch viel heißeren Tage im australischen Dschungelcamp im Januar vergangenen Jahres erinnert. Nach fünf Tagen verließ er die RTL-Show vorzeitig, lag danach wegen eines Schwächeanfalls im Krankenhaus - es waren bislang die letzten Schlagzeilen um ihn.

Als Dschungelcamp-Bewohner mit Toupet und ohne Hemmungen sahen ihn junge TV-Zuschauer damals vielleicht überhaupt zum ersten Mal. Ältere kannten ihn bereits als Musiker, der mit Eskapaden und Schulden, mit Pöbeleien und zotigen Bemerkungen Stoff für Boulevardberichte in den Medien geliefert hatte. Und noch Ältere hatten seine Hits im Ohr, mit denen er es in den 70er Jahren in die Charts geschafft hatte. Mit "Er ist ein Kerl (Der 30 Tonner Diesel)" fing 1973 alles an, Lieder wie "Hey Boss, ich brauch mehr Geld" oder "Komm' unter meine Decke" landeten in den Top 10.

Der aus Westfalen stammende gelernte Maschinenschlosser Günther Caspelherr, der durch seine Frau Gabriele zu seinem Künstlernamen kam, stach heraus aus der damaligen Schlagerszene. Er schrieb Lieder für andere, etwa "Wenn du denkst, du denkst" (Juliane Werding), und war selbst zum Fernfahrer-Idol, zum Malocher-Musiker geworden. "Ein bisschen Macho, ein bisschen Punk, ein bisschen Proll" - so sieht er sich. "Die Trucker sind mir schon immer die wichtigsten Leute gewesen. Das sind die Helden für mich", sagt er. Auch an seinem Geburtstag will er bei einem Truckertreffen auf der Bühne stehen.

Gabriel kennt die große Show und er kennt den Absturz. Neue Hits blieben aus, seine Ehen zerbrachen, bei Immobiliengeschäften verspekulierte er sich und verlor Millionen. Alkohol und Affären und ein Leben auf der Autobahn - jahrelang war er auf der Straße zu Hause. Gestrauchelt, aber nicht gescheitert: 2009 kehrte er ins Rampenlicht zurück, als "Sohn aus dem Volk" mit dem gleichnamigen Album - wie schon vorherige Stücke eine Hommage an die 2003 gestorbene Countrylegende Johnny Cash. Eine weitere folgte mit dem Musical "Hello, I'm Johnny Cash".

Jetzt ist es wieder ruhiger geworden um den Mann mit der markanten tiefen Stimme. Der Raum auf seinem Hausboot, in dem er viele Papiere aufbewahrt, sieht nach einem wilden Durcheinander aus. Aber seine Tagebuchsammlungen hat Gabriel ebenso schnell zur Hand wie Auszüge zu Schulden, die er noch abzahlen muss. Neben dem großen Tisch in seiner Wohnküche stapeln sich Bücher. "Senecas 'Vom glücklichen Leben' - das lese ich, nicht jeden Tag, aber ich blättere immer wieder mal darin", erzählt er und greift zu zwei weiteren Büchern, eines über die Geschichte des Rock'n'Roll, das andere: "Armut in einem reichen Land".

Es sind auch die Themen, über die er selbst schon oft und offen gesprochen hat: das Glück und Pech in seinem Leben, die Achterbahnfahrt seiner Musikkarriere und seine finanziellen Probleme. Noch lieber aber redet er über Frauen. "Frauen sind das Wichtigste, das es gibt im Leben", sagt er. "Ich möchte ohne Frau nicht leben, aber ich kann es." Es gebe eine Frau, die ihm sehr wichtig und auch seine "beste Freundin" sei. Vier erwachsene Kinder hat Gabriel, an seinem Geburtstag werde er aber keines von ihnen sehen. Dieser Tag sei für ihn einer wie jeder andere. "Die 75 ist für mich nichts Bedeutsames, es geht doch immer weiter."

Nicht glücklich, sondern beglückt, beschreibt sich Gabriel, der sich auch gern "Pflegelfall" nennt und selbst Fans bei Auftritten mit ungehobelten Sprüchen schocken kann. "Ich bin okay, ich bin nur anders - und das will ich auch sein", sagt er. "Das entscheidende Wort meines Lebens ist immer: Warum? Warum ist die Welt so wie sie ist? Warum bin ich so wie ich bin?" Vorrangig wolle er sich nun um seine Gesundheit kümmern. Wenn ihm ein Arzt sage, er habe bestimmte Probleme, weil er ein alter Mann sei, fordere ihn das geradezu heraus. "Ich bin ein Lösungsmann, kein Jammermann. Ich löse Probleme."

Website Gunter Gabriel