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Neugierde aufs Leben Promi-Geburtstag vom 15. Juni 2019: Simone Rethel

Im Schatten ihres Mannes Johannes Heesters - so sahen sie viele. Simone Rethel ist zwar nicht ganz so bekannt wie "Jopie", aber sie hat ihre eigene Karriere: Als Schauspielerin, aber auch als Fotografin und Malerin.

Von Sabine Dobel, dpa 14.06.2019, 23:01

Starnberg (dpa) - Das Rentenalter hat sie längst erreicht. Doch so etwas wie Ruhestand gibt es für Simone Rethel nicht. Die Schauspielerin steht weiter auf der Bühne und vor der Kamera, sie malt, fotografiert - und schreibt derzeit an einem Buch.

Einmal mehr geht es um Älterwerden - stets hat Rethel für ein aktives Alter geworben. "Es geht darum, am Leben teilzunehmen - und sich die Neugier aufs Leben zu bewahren", sagt sie.

Ihr Mann Johannes Heesters, der Ende 2011 im Alter von 108 Jahren starb, hatte das in Extremform vorgelebt: Er trat im hohen Alter noch auf, blieb bis zuletzt aktiv. Heute wird Rethel 70 Jahre alt - und folgt hier ganz ihrem "Jopie".

"Außer an der Zahl merke ich das Alter nicht", sagt sie. Ihr Rezept gegen nachlassende Kräfte: Aktivität. "Je mehr man macht, desto produktiver wird man. Wenn ich mich nur ausruhe, fällt mir alles viel schwerer." Auch ihr Freundeskreis, der alle Generationen umfasse, halte sie agil.

Seit dem Tod ihres Mannes hat Rethel ihre eigene Karriere in den Mittelpunkt gerückt. Im Fernsehen war sie zuletzt unter anderem bei den "Rosenheim-Cops", in "Schwarzach 23" und "Sturm der Liebe" zu sehen. Gerade hat sie für "Soko Stuttgart" gedreht und steht zudem in der baden-württembergischen Landeshauptstadt mit der Generationen-Komödie "Wir sind die Neuen" auf der Bühne.

Dort - nicht zuhause in Starnberg - wird sie am 15. Juni auch ihren Geburtstag feiern: nach der Vorstellung, mit 60 Gästen im Foyer des Theaters. "Es kommen viele Freunde angereist. Ich kann ja an dem Abend nicht weg, weil ich spiele."

Die freie Zeit zwischen den Auftritten nutzt sie, um an ihrem Buch zu arbeiten, das um Weihnachten herum erscheinen soll. "Es ist learning by doing", sagt Rethel, die schon Bücher schrieb, aber dieses Mal eine neue Form wählt und Fotografie mit Interviews verbindet. Ihre Fotobände "Die Schönheit des Alters" und "Ein Mensch und ein Jahrhundert" waren ihrem Mann gewidmet.

Rethel hatte schon als Kind für Heesters geschwärmt. Mit elf Jahren sieht sie ihn erstmals im Fernsehen - und ist hin und weg. Als Tochter eines Innenarchitekten und Bühnenbildners und einer Fotografin bekommt sie früh künstlerische Anregungen, malt und fotografiert. Bald zeigt sich aber auch ihre Begabung für die Bühne. Nach einer Schulaufführung rät eine Lehrerin ihr zur Schauspielerei.

Mit 16 Jahren debütiert sie unter der Regie von Axel von Ambesser als Hauptdarstellerin in dem Film "Die fromme Helene". Er ist ihr künstlerischer Mentor, rät ihr zur Schauspielerei und bringt sie an die Schauspielschule. Noch in der Ausbildung gibt sie 1966 am Staatsschauspiel in München das Mariechen in Eichendorffs "Die Freier". Regie führt Ambesser, der seine Entdeckung nun mehrfach für Bühne und TV engagiert.

Simone Rethel spielt vor allem an Boulevard-Bühnen. Oft ist sie an der "Kleinen Komödie" in München zu sehen. Gastspiele führen sie ans Berliner Renaissance-Theater, an die Düsseldorfer Komödie und nach Hamburg ins Thalia-Theater. Sie gibt die Katharina in Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung". Im TV spielt sie in Serien wie "Derrick", "Der Alte" und "Diese Drombuschs" und steht in Kinofilmen wie "Der Lord von Barmbeck" und "Der Pfingstausflug" vor der Kamera. Immer wieder trifft sie beruflich ihren Jugendschwarm Heesters.

Rethel ist 42 Jahre alt, als beide 1992 in aller Stille in Starnberg heiraten. Der Bräutigam ist damals 88 Jahre alt. Rethel zitierte einmal seine Aussage bei der Hochzeit: "Warum soll ich aufhören? Dann verliere ich den Anschluss. Und rede bald nur noch von Krankheiten."

Auch gemeinsam standen die beiden auf der Bühne, in den 90er Jahren in "Ein gesegnetes Alter" und 2002 in "Der Kirschgarten" von Tschechow. Nach der Hochzeit war Rethel alleine allerdings seltener auf Bühne oder Leinwand zu sehen. Heesters' Auftritte hatten Vorrang. "Poppie", wie er sie nannte, begleitet ihn, führt ihn, wiederholt Fragen, die er - mit gut 100 Jahren doch etwas schwerhörig - nicht versteht. Und antwortet auch mal für ihn.

Natürlich vermisse sie ihn noch immer, sagt sie heute. "Klar, wir waren 25 Jahre zusammen." Doch sie hat ihr eigenes Leben in die Hand genommen und mit ganzer Kraft auf die Zukunft gerichtet. Nach Jopies Tod widmete sich die Nachfahrin des Malers Alfred Rethel verstärkt auch wieder der Malerei und der Fotografie. Mehrfach zeigte sie ihre Werke - Ölbilder, Aquarelle, Hinterglasmalereien und Zeichnungen - in Ausstellungen.

Wenn das Buchprojekt abgeschlossen ist, wird es erneut eine Ausstellung geben - mit Fotos aus dem Buch. Für die Zeit danach sorgt sich Rethel nicht um Mangel an Beschäftigung. "Ich habe viele Interessen. Ich hab zum Beispiel schon lange nicht mehr gemalt."

Website Simone Rethel