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Zwischen Hamlet und Hagenbeck Promi-Geburtstag vom 15. März 2018: Peter Striebeck

Peter Striebeck war Fernsehstar, Theaterchef und einer der angesehensten Bühnendarsteller dieses Landes. Nun feiert der Spross einer Schauspielerdynastie seinen 80. Geburtstag. Und erklärt, dass er seine Berufstätigkeit gerade beendet habe.

Von Ulrike Cordes, dpa 14.03.2018, 23:01

Hamburg (dpa) - Er war Mitglied des Wiener Burgtheaters, faszinierte später etwa als Shakespeares "Hamlet" und Büchners "Woyzeck" sein Publikum. Doch richtig populär wurde Peter Striebeck ab den 60er Jahren mit Fernsehrollen wie der des Zoodirektors in der ZDF-Serie "Unsere Hagenbecks" (1991 bis 1994).

"Das geriet schon lästig", sagt Striebeck schmunzelnd und zieht genüsslich an seiner Zigarette. "Einmal begrüßte mich in Süddeutschland eine Spaziergängerin mit ‚Guten Abend, Herr Dr. Hagenbeck‘ - und dann wollte sie unbedingt, dass ich den lahmen Hinterlauf ihres Dackels untersuche. Da half kein Hinweis darauf, dass ich Schauspieler bin."

Im großzügigen, mit weißen Sitzmöbeln, modernen Bildern und Familienfotos eingerichteten Wohnraum seines Altbauapartments in Hamburgs Stadtteil Eppendorf lässt der Träger der "Goldenen Kamera" von 1967 im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur mit sanft sonorer Stimme sein Leben Revue passieren. Anlass ist der 80. Geburtstag Striebecks, der auch Regisseur, Drehbuchautor sowie Intendant des Thalia Theaters war, am heutigen Donnerstag (15. März).

Feiern wird ihn der auf zurückhaltende Art liebenswürdige Mime im Kreise seiner Angehörigen. Mit ihnen verbindet ihn meist auch der Beruf. Bereits Striebecks Eltern waren Schauspieler.

Heute sind es seine Ehefrau Ulla Purr, sein Bruder Jochen sowie die Töchter Catrin (51, "Tatort") und die im selben Haus wohnende Janna (46, "Großstadtrevier"). "Auch für mich kam nie etwas anderes infrage", erklärt der Senior, der 1938 in Frankfurt/Oder zur Welt kam, wo sein Vater Karl Striebeck Bühnenchef war, "die Spiellust stand ganz oben an." Bereits als Kind habe er die Erzählungen seiner Eltern förmlich aufgesogen. Zuhause dann Kasperle-Theater gespielt, in der Schule bei Aufführungen geglänzt. Mit 15 Jahren durfte er an einem richtigen Theater die Hauptfigur in Kästners "Emil und die Detektive" sein.

Lange schien Striebecks Karriere sehr glatt und erfolggekrönt zu verlaufen. Bereits während seiner auf Handwerk und Disziplin aufbauenden Ausbildung in Hamburg erhielt er ein Engagement an den Städtischen Bühnen Ulm. Unter Intendant Kurt Hübner wirkten dort aufstrebende Kräfte wie Hannelore Hoger und Peter Zadek. Auch später waren es große Namen, die seinen Weg über die Bühnen von Hamburg, Wuppertal, Frankfurt/Main, München und der Salzburger Festspiele begleiteten: die der Regiestars Fritz Kortner und Rudolf Noelte etwa. Sowie Dieter Wedel, gegen den es #MeToo-Vorwürfe gibt - für den Striebeck aber nur Worte des Respekts findet.

An seinem ersten Tag an der "Burg" in Wien traf der Darsteller die Wienerin Ulla Purr. Man heiratete bald und erwarb ein Haus am Meer in Andalusien, wo sich die Familie regelmäßig traf. Gleich zweimal – von 1961 bis 1964 sowie ab 1968 wirkte Striebeck erfolgreich am Thalia Theater in seiner Lieblingsstadt Hamburg. Nicht ganz so glücklich wurde er dort mit seiner Intendanz zwischen 1980 und 1985. "Ich hatte eine gute Zeit. Doch Manager eines großen Betriebs zu sein, ist schwieriger, als sich nur um seine Rolle zu kümmern", resümiert der Künstler, dessen Herz politisch "eher links" schlägt.

Existenzielles Unglück brach über das Ehepaar herein, als es 2011 in einen Autounfall verwickelt wurde, bei dem ein an Epilepsie leidender Fahrer vier Menschen tötete – darunter den Schauspieler Dietmar Mues und dessen Frau. Inzwischen scheint der Künstler seinen Frieden mit dem bundesweit Schlagzeilen machenden Geschehen geschlossen zu haben. "Wir haben das Leben neu geschenkt bekommen", sagt er leise.

Langsam beginne er, das Alter zu spüren, verrät der Schauspieler dann. Deshalb habe er gerade entschieden, mit seinem Beruf aufzuhören - solange er noch körperlich und geistig fit sei. Und vermisse überraschenderweise nichts, sondern genieße es, ohne Zeitdruck zu lesen, spazieren zu gehen, zu reisen.

Gibt es eine Lebenserkenntnis, die der fast 80-Jährige gern an Jüngere weitergeben würde? Striebeck lächelt und erinnert sich an seinen letzten Krankenhausbesuch bei seinem Vater. Er habe keine Angst vor dem Ende, denn er habe alles gehabt, habe ihm der alte Herr gesagt. Und wenn danach doch noch etwas käme, ließe er sich davon gern überraschen. "Wäre mir recht, mich eines Tages auch so zu verabschieden", sinniert der Sohn - "nur noch nicht so bald."

Schauspiel-Agentur