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Schachtalent Promi-Geburtstag vom 15. November 2019: Vincent Keymer

Die Leidenschaft für seinen Sport entdeckte er bereits im Alter von fünf Jahren. Inzwischen ist Vincent Keymer zu einem der größten deutschen Schachtalente gereift.

14.11.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Seit Jahren verblüfft ein Teenager die Schach-Welt: Vincent Keymer. Kürzlich ist er zum jüngsten deutschen Schach-Großmeister der Historie aufgestiegen.

Im Alter von 14 Jahren, elf Monaten und vier Tagen holte sich der Schüler aus dem rheinland-pfälzischen Saulheim vor kurzem den begehrten Titel bei einem Turnier auf der Isle of Man. Er erfüllte die erforderliche dritte Norm des Weltverbands FIDE durch ein Remis gegen den russischen Großmeister Wadim Swjaginzew.

Der Titel markierte für Keymer zugleich das Ende einer langen Durststrecke, die Kritiker schon an seinen Qualitäten zweifeln ließen. Nachdem er im April 2018 als Nr. 99 der Setzliste mit einer Weltklasseleistung sensationell die Grenke Open in Karlsruhe gewonnen hatte und einige Monate später bei einem Turnier in Dänemark die zweite Norm erfüllte, dauerte es über ein Jahr bis zum Titel.

Für Vincent Keymer, der heute 15 Jahre alt wird, beginnt die "wunderbare Freundschaft" mit dem Schachspiel mit fünf Jahren. In Hannover, in der Zweitwohnung seiner Eltern, mit einer unscheinbaren Plastikfolie. Neugierig kramt er sie aus einem Schrank hervor. Aus der Rolle wird ein Quadrat, er sieht 32 weiße und 32 schwarze Felder. Inzwischen ist er zum größten deutschen Schachtalent gereift.

An freien Wochenenden trainiert der Gymnasiast bis zu sechs Stunden am Tag. Er lernt schnell, wird immer besser, in seinem Sport ist er längst ein kleiner Geistesriese. An Schach denkt er täglich, und aus der Freundschaft ist mehr geworden.

"Aber Schach alleine ist nicht mein Leben!", sagt Vincent Keymer in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Da gibt es noch ganz viele andere Sachen. Vor allem die Schule. Aber ich brauche auch ein bisschen was zum Ausruhen, ich will mich mal austoben", erzählt der Teenager. "Im Garten Fußball spielen. Fahrrad fahren. Natürlich nimmt Schach viel Zeit ein - aber es ist nicht das ganze Leben."

Mit sechs Jahren gewinnt er die Internationale U8-Meisterschaft, mit zwölf wird er zum jüngsten Internationalen Meister, den Deutschland je hatte. In diesem Jahr hat er auch gegen Weltmeister Magnus Carlsen gespielt - und er gibt sich erst nach dem 81. Zug und 6:45 Stunden geschlagen.

Am Champion aus Norwegen, der doppelt so alt ist wie er, schätzt Keymer dessen "enormes Wissen - ganz, ganz krass". Er selber müsse "erst mal noch ganz, ganz viel lernen, damit ich überhaupt überlegen kann und weiß, was mir noch endgültig fehlt".

Jahrhundert-Talente gab es immer wieder, vor allem in der russischen Schachschule, doch manch Wunderkind ist danach auch wieder abgetaucht. "Von Wunderkind würde ich auch nicht sprechen, eher von Ausnahmetalent. Vincent ist eindeutig ein hervorragendes Nachwuchstalent, wie wir es noch nie hatten", sagte Klaus Deventer, Vizepräsident des Deutschen Schach-Bundes (DSB). "Neben Talent und Trainingsfleiß gehört ein gutes Umfeld dazu: Elternhaus, Trainer, Management. Und das hat er."

Dass der junge Mann die Balance zwischen Schule, Schach und Freizeit, zwischen Kindheit und Öffentlichkeit findet - dafür sorgen auch die Eltern. Beide sind Musiker. Sie sprechen nicht gern über ihren hochbegabten Filius, schirmen ihn ab und halten ihm den Rücken frei. Die Mittelstufe hat Vincent in einem Förderprogramm für begabte Schüler in drei statt in vier Jahren durchlaufen. Er reist ja oft zu Turnieren und in Trainingslager. Das Gymnasium Nieder-Olm ist dann sehr großzügig mit Befreiungen für seinen wohl bekanntesten Schüler, der in der Bundesliga für die Schachfreunde Deizisau am Brett sitzt.

Website Vincent Keymer