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Ein amerikanisches Leben Promi-Geburtstag vom 16. Februar 2019: Richard Ford

Frank Bascombe heißt die Romanfigur, die Richard Ford als einen Guckkasten in das amerikanische Gemüt nutzt. Der Schriftsteller hat Land und Leute von vielen Seiten beleuchtet - nicht zuletzt, weil er in den USA immer wieder seine Sachen gepackt hat und umgezogen ist.

Von Johannes Schmitt-Tegge, dpa 15.02.2019, 23:01

Battonville (dpa) - Die familiäre Vorgeschichte für ein Leben als Südstaaten-Autor hätte Richard Ford gehabt.

Er wurde geboren in Mississippi als Sohn eines reisenden Händlers, der Wäschestärke von Tennessee bis Texas an seine Kunden brachte. Sein Großvater sei ein "dandyhafter" Farmer in Arkansas gewesen, der sein Leben mit schlechten Geldanlagen ruinierte, merkte Ford einmal an.

Aber die Stimme Fords, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, reicht viel weiter. Seine Romane beschreiben die amerikanische Seele samt ihrer Abgründe, nicht selten entlang von Außenseitern und Einzelgängern. Ford biete tiefe Einblicke in das zeitgenössische Amerika - Norden wie auch Süden, sagte Professor Fred Hobson von der Universität North Carolina dem "Guardian" vor vielen Jahren. Der große Romancier William Faulkner (1897-1962) schwingt mit, den Ford aber gleichzeitig parodiert.

Ford sei ein geradezu "wahrer Amerikaner", urteilte auch das Magazin "Newsweek": sein Name, seine Stimme (rauchig-süß), seine Kleidung (Jeans, Windjacke), seine Freizeitbeschäftigung (Trucks, Waffen, Jagdhunde). Als gewöhnlichen Amerikaner hat er auch seine berühmteste Figur gezeichnet, den Sportreporter und späteren Immobilienmakler Frank Bascombe. Dessen Weg erzählt Fort in den Werken "Der Sportreporter", "Die Lage des Landes", "Frank" sowie in seinem bekanntesten Werk "Unabhängigkeitstag", für das er mit einem Pulitzer-Preis und dem PEN/Faulkner Award ausgezeichnet wurde.

Auch ohne Bascombe nahm sich Ford häufig vom Leben gezeichnete Charaktere vor und Menschen, die auf harte Proben gestellt wurden: ein Teenager aus Montana, der die Ehe seine Eltern zerfallen sieht ("Wildleben") etwa, ein Mann, der den missglückten Bankraub seiner Eltern verarbeiten muss ("Kanada") oder die Sammlungen aus Kurzgeschichten, die sich unter anderem um Untreue und Komplikationen der Liebe drehen.

Mit jedem Ort, an dem Ford lebte, mag er noch ein Stück weiter in das amerikanische Gemüt vorgedrungen sein: Kalifornien, Vermont, Chicago, New Jersey, New Orleans oder Flint im Bundesstaat Michigan. Wo sein eigenes Zuhause sei oder was dieser Begriff genau bedeute, wisse er deshalb immer noch nicht wirklich, schrieb Ford im "Smithsonian"-Magazin. Für ihn sei ein Zuhause immer noch eine liebliche Vorstellung - "immer küstenabgewandt, immer außerhalb meiner Reichweite, ein in einem Traum gefangener Ort".