1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Promi-Geburtstag vom 16. März 2017: Isabelle Huppert

Typisch französisch Promi-Geburtstag vom 16. März 2017: Isabelle Huppert

Von Isabelle Huppert geht etwas Unnahbares, Strenges aus. Nicht nur auf der Leinwand. Auch im wirklichen Leben wirkt die sommersprossige Schönheit unzugänglich, fast unnahbar.

Von Von 15.03.2017, 23:01
Isabelle Huppert beim Filmfestival in Marrakesch 2016. Foto: Abdelhak Senna
Isabelle Huppert beim Filmfestival in Marrakesch 2016. Foto: Abdelhak Senna EPA

Berlin (dpa) - In der letzten Zeit lief es sehr gut für Isabelle Huppert. Für ihre Hauptrolle in dem kontroversen Vergewaltigungsdrama "Elle" wurde die Französin mit einem Golden Globe ausgezeichent, und heimste auch noch ihre erste Oscarnominierung in der Kategorie Beste Schauspielerin ein. Heute feiert die Actrice ihren 64. Geburtstag.

Huppert umgibt eine Aura, die für sie zum Karriere-Sprungbrett wurde. Ihr maskenhaftes Mienenspiel, das gleichzeitig grenzenlose Verzweiflung und Trauer vermittelt, ist zu ihrem Markenzeichen geworden. Die Darstellerin ist eine Ausnahmeerscheinung des französischen Kinos, das ihren Star gern die "kühle Intellektuelle" nennt.

"Man fühlt kaum je mit ihr, aber sie lässt einen nur schwer los", schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Besser und kürzer ist das Talent der waschechten Pariserin kaum auf den Punkt zu bringen. Ob in dem Psychothriller "Biester" von Claude Chabrol oder Michael Hanekes Literaturverfilmung "Die Klavierspielerin": Huppert bringt emotionale Gratwanderungen und größte Intensität mit einem Minimum an Mimik zum Ausdruck.

Huppert ist ein Profi. Sie wurde mit Preisen und Auszeichnungen überschüttet. Die Jury des weltweit bedeutendsten Filmfestivals in Canne hat sie gleich zweimal als beste Schauspielerin mit der Goldenen Palme ausgezeichnet: Im Jahr 1978 für "Violette Nozière" von Chabrol, in dem sie ein junges Mädchen spielt, das nachts das Elternhaus verlässt, um Männerbekanntschaften zu machen, und 2001 für ihre Rolle in Hanekes "Klavierspielerin". In der gleichnamigen Verfilmung des Romans von Elfriede Jelinek spielt sie eine kühle und abweisende Musiklehrerin mit sadomasochistischen Neigungen.

Schmal, blass und nur 1,52 groß: Ihre zerbrechliche Erscheinung steht im Kontrast zu ihrer Willenskraft. Huppert ist ein Workaholic. Schon als Jungstar gehörte sie neben Isabelle Adjani zu den arbeitswütigsten Darstellerinnen. Heute kann sie auf rund 100 Rollen in 30 Jahren Karriere zurückblicken. Jene, die sie auf der Bühne spielte, sind hier noch nicht dabei.

Zu ihren größten Theatererfolgen zählen "Orlando" von Virginia Woolf in einer Inszenierung von Robert Wilson, "Medea" des Euripides und "4.48 Psychosis" von Sarah Kane. "Isabelle Huppert spricht Sarah Kane wie ein Medium, es ist schier unerträglich - unerklärlich allemal -, wie dieses Gesicht sich verändert in seiner scheinbaren Bewegungslosigkeit", schrieb der "Tagesspiegel" nach der Aufführung im November 2005. In dem Stück der britischen Dramatikern und Regisseurin spielt Huppert eine an einer Psychose erkrankte Frau.

Ihre Karriere war vorgezeichnet. Die Tochter eines Unternehmers und einer Englischlehrerin nahm bereits Schauspielunterricht, als sie noch das Gymnasium besuchte. Ihr Erfolg als 23-Jährige in Claude Gorettas "Spitzenklöpplerin" war durchschlagend. In dem Drama spielt sie das junge Mädchen Pomme, das an einer unglücklichen Liebe zerbricht und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird. Schon früh hatte sie ihre Paraderolle gefunden.

"Es ist einfach schwieriger, an gute Komödien heranzukommen", erklärte die Französin ihre Filmauswahl. In einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" im Jahr 2011 fügte sie noch einen weiteren Grund hinzu: In komplexen und eigensinnigen Charakteren verstecke sich Kraft, Verzweiflung, Farbe und Verderben. Und etwas von ihrer Aura.