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Demokratisches Design Promi-Geburtstag vom 18. Januar 2019: Philippe Starck

Zahnbürsten, Waschbecken, E-Autos und Hotels: Philippe Starck hat auf Erden so ziemlich alles designt, was zu designen ist. Nun zieht es den französischen Gestaltungsmeister in die Welt der Schwerelosigkeit.

Von Sabine Glaubitz, dpa 17.01.2019, 23:01

Paris (dpa) - Seine Zitronenpresse sieht wie eine Spinne aus, sein Küchensieb ähnelt einem umgekehrten Ritterhelm, und sein E-Auto erinnert an ein Amphibienfahrzeug. Philippe Starck hat keinen festgelegten Stil.

Seine Entwürfe reichen von minimalistisch, funktional bis kitschig und überfrachtet. Wenn es ein Markenzeichen gibt, dann ist es sein ungesättigter Gestaltungsdrang.

Es gibt fast nichts, was er nicht schon designt hat. Deshalb zieht es den Stardesigner, der heute 70 Jahre alt wird, nun hinaus ins Weltall. Für das amerikanische Privatunternehmen Axiom Space, das für Tourismus im All wirbt, hat Starck das Interieur eines Weltraumhotels entworfen.

Einen Blick ins Innere präsentiert Starck auf seiner Homepage: Mit cremefarbenem Stoff ausgekleidete Wohnkapseln, die zum Cocooning einladen, oder, wie er schreibt: Ein bequemes und freundliches Nest, dessen Farben aus einem fetalen Universum stammen.

Geplant sind sieben- bis zehntägige Aufenthalte. Flug und Aufenthalt in die Schwerelosigkeit sollen rund 55 Millionen Dollar kosten. Ab 2022 soll das Weltall-Hotel seine ersten Gäste empfangen.

Zahnbürsten, Kartoffelschäler, Computer, Fernseher, Waschbecken, Restaurants und Hotels: Starcks Gestaltungsdrang ist grenzenlos. Dabei entwirft er überwiegend für die Allgemeinheit. "Als ich mit dem Gestalten anfing, war das Design ein Sport für die Reichen, um teure Objekte in limitierten Auflagen hervorzubringen", erklärte er einmal. Das hat ihn geärgert. Elitarismus sei vulgär. Gute Ideen müssten verbreitet werden, lautet seine Überzeugung. Dieser Philosophie hat er einen Namen gegeben: "Demokratisches Design".

Mit dem Gestalten hat Starck, der an der Pariser Schule für Design Ecole Nissim de Camondo studierte, schon früh angefangen. Als 16-Jähriger gewann er einen Möbelwettbewerb, und nur drei Jahre später gründete er eine eigene Firma.

Wegen seines bunten Produkt-Konvoluts, dem er den Namen "kaleidoskopisches Phänomen" verdankt, wird er von einigen Fachleuten auch kritisiert. Doch damit kann der gebürtige Pariser leben, denn Design sei für ihn die einzige Möglichkeit, sich mitzuteilen, erklärte er. Er könne nichts anderes.

Starck hat eine sehr eigene Auffassung von dem, was er tut. Die Rolle des Designers sei es, die Dinge weniger hässlich zu machen, erklärte er im französischen Radiosender "Europe 1". Dabei sei der Designer einer, der sich an eine selbstmörderische Operation wage, um das Aussehen des Objekts erträglicher zu machen.

Glaubt man seiner Prophezeiung, dann hat sein Beruf keine Zukunft mehr. Das Zeitalter des Designs werde bald enden, meinte Starck im "Zeitmagazin". Der Grund: Die Dematerialisierung der Dinge. So werde der Mensch irgendwann keine Stühle mehr brauchen, von denen Starck besonders viele entworfen hat wie den stapelbaren Stuhl Olly Tango.

"Meiner Meinung nach wird das Sitzen in 15 oder 20 Jahren abgeschafft worden sein", sagte er. "Wir werden wohl entweder stehen oder uns hinlegen. Sicher ist, dass die sitzende Position verschwinden wird." Der Tisch werde verschwinden, der Stuhl werde verschwinden, das alles stehe außer Frage.

Für den britischen Unternehmer und Milliardär Richard Branson hat Starck vor Jahren die Inneneinrichtung des Raumflugzeugs SpaceShipTwo entworfen. Nun greift er mit dem 400 Kilometer über der Erde liegenden Hotel nach den Sternen. Fast so wie sein Vater, der Flugzeugingenieur war.

Website Philippe Starck

Axiom Space