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Im Ruhestand Promi-Geburtstag vom 19. März: Philip Roth

Mit Romanen wie "Verschwörung gegen Amerika" oder "Der menschliche Makel" schrieb sich Philip Roth in den Literatur-Olymp. Dann kündigte er 2012 seinen Ruhestand an und schockte damit die Branche. Jetzt wird Roth 85 - und zeigt sich sehr glücklich mit seiner Entscheidung.

Von Christina Horsten, dpa 18.03.2018, 23:01

New York (dpa) - Das Schreiben vermisse er nicht, sagte Philip Roth vor kurzem der "New York Times". Mit der Ankündigung seines Ruhestands hatte der US-Schriftsteller 2012 den Literaturbetrieb geschockt.

"Der Kampf mit dem Schreiben ist vorbei", hatte er sich damals auf einen gelben Zettel geschrieben und auf seinen Computer geklebt. "Jeden Morgen schaue ich auf diesen Zettel, und das gibt mir sehr viel Kraft."

Sechs Jahre Ruhestand hat Roth, der am Montag (19. März) 85 Jahre alt wird, nun schon hinter sich und er bereut nichts. "Die Bedingungen, die mich dazu gebracht haben, mit dem literarischen Schreiben aufzuhören, haben sich ja nicht verändert." Schon 2010 habe er das Gefühl gehabt, dass seine beste Arbeit hinter ihm liege. "Ich hatte einfach nicht mehr die geistige Lebhaftigkeit oder die verbale Energie oder die physische Fitness um einen großen kreativen Angriff auf eine komplexe Struktur wie einen Roman zu starten. Jedes Talent hat seine Bedingungen, seine Beschaffenheit, sein Ausmaß, seine Kraft - nicht jeder kann für immer ergiebig sein."

Roth lebt auf der schicken Upper West Side in New York, im Sommer auch mal in seinem Haus in Connecticut, und findet nach dem Ende des Schreibens reichlich andere Dinge zu tun. Lesen vor allem, hauptsächlich Sachbücher. "Das Lesen hat den Platz des Schreibens eingenommen und bildet heute den Hauptteil, den Anreiz meines denkenden Lebens." Außerdem Freunde treffe, Konzerte besuchen und Filme sehen. Zudem wird sein Roman "Verschwörung gegen Amerika" gerade in eine TV-Serie verwandelt. Gemeinsam mit der jungen Tochter einer Ex-Freundin arbeitet er an einer Novelle und mit dem US-Autor Blake Bailey an seiner Autobiografie.

Auch über die politischen Entwicklungen hält Roth sich auf dem Laufenden. "Niemand, den ich kenne, hat ein Amerika vorausgesehen wie das, in dem wir heute leben", sagte er der "New York Times" in einem per E-Mail geführten Interview. US-Präsident Donald Trump sei für ihn "die Katastrophe des 21. Jahrhunderts, die entwürdigendste Katastrophe der USA", ein "großer Betrüger, die üble Summe all seiner eigenen Unzulänglichkeiten, frei von allem außer der leeren Ideologie eines Größenwahnsinnigen".

Geboren wurde der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, den viele Literaturkenner auch immer wieder als Anwärter auf den Literaturnobelpreis sahen, 1933 in Newark - auf der anderen Seite des Hudson River von New York aus gesehen. Aufgezogen wurde er von jüdischen Immigranten unter einfachsten Verhältnissen im Arbeiterviertel Weequahic. Fast drei Dutzend Bücher veröffentlichte Roth im Lauf seiner Karriere, oft eines pro Jahr. Sarkastisch, humorvoll, voller Melancholie. Viele davon spielen im Newark seiner Jugend.

Zu seinen Bestsellern gehören die Roman-Trilogie "Der Ghostwriter", "Zuckermans Befreiung" und "Die Anatomiestunde", "Sabbaths Theater", "Amerikanisches Idyll", "Mein Mann der Kommunist", "Der menschliche Makel", "Jedermann", "Die Demütigung" und "Exit Ghost". Sein letztes Buch wird wohl "Nemesis" bleiben, das 2010 in den USA erschien.

Aber das scheint Roth recht so zu sein. "Im Moment finde ich es einfach nur überraschend, dass ich am Ende eines jeden Tages immer noch da bin", sagte er der "New York Times". "Ich schlafe lächelnd ein und wache lächelnd wieder auf. Ich bin sehr froh, dass ich noch am Leben bin."

Bericht der NYT

Informationen zu Roth in Newark