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Firmenmatriarchin Promi-Geburtstag vom 2. September 2019: Helene Metz

Als Kontoristin lernte sie ihren Mann, den fränkischen TV-Pionier Paul Metz, kennen. Im Haifischbecken der Fernsehgeräte-Industrie führte Helene Metz jahrzehntelang erfolgreich einen der letzten deutschen Hersteller.

Von Herbert Mackert, dpa 01.09.2019, 23:01

Zirndorf (dpa) - Bis zum Schluss setzte sie sich für ihr Unternehmen ein. Als 1993 ihr Mann Paul Metz starb, da hatte sie einen ganzen Ordner von Kaufangeboten - doch sie verkaufte nicht, wie sich der Geschäftsführer eines der zwei Nachfolgeunternehmen der Metz-Werke, Norbert Kotzbauer, erinnert.

"Sie sagte: "Ich mache weiter für meinen Mann, für meine Mitarbeiter und für meine Händler. Ich kämpfe mit allem, was ich habe." Das Überleben des gemeinsam mit Paul Metz geschaffenen Lebenswerks war sein Vermächtnis und ihr Auftrag.

Erst Mitte 2010, 70 Jahre nach ihrem ersten Arbeitstag und im Alter von fast 86 Jahren, zog sich die Alleininhaberin der Metz-Werke aus der Geschäftsführung zurück. Heute wird Helene Metz 95 Jahre alt.

Als 2014 in Folge der übermächtigen Billigkonkurrenz aus Fernost die Insolvenz des TV- und Blitzgeräteherstellers nicht mehr aufzuhalten war, muss das Helene Metz stark getroffen haben. "Das war ein gewaltiger Einschnitt für sie. Das Unternehmen hat sie als ihre Familie betrachtet. Sie kam jeden Tag pünktlich ins Büro, hat ihr Programm abgespult. Die Samstage und Sonntage dürften für sie häufig länger gewesen sein als die Werktage", sagt Kotzbauer.

Er ist heute Geschäftsführer der aus der Insolvenz hervorgegangenen Metz Consumer Electronics, der die Fernsehgeräteproduktion übernahm. Nach der Pleite wurde Metz in zwei Betriebe aufgeteilt: Die Metz Consumer Electronics GmbH mit der Fernsehproduktion übernahm der chinesische Elektronikkonzern Skyworth, die Metz Megatech GmbH mit der Blitzgeräte- und Kunststofffertigung das Fürther Unternehmen Daum, ein Hersteller von Fahrrad-Heimtrainern und Motoren für E-Bikes. Daum erweiterte die Produktpalette um einen Elektro-Roller, den "Metz Moover". Jeweils etwa 150 Beschäftigte der vormals knapp 550 Mitarbeiter wurden weiter beschäftigt.

Von 2004 bis zu Helene Metz' Rücktritt aus der Geschäftsführung 2010 war Kotzbauer ihr angestellter Co-Geschäftsführer. Danach wollte die längst im Rentenalter befindliche Seniorin zwar nicht mehr im Tagesgeschäft Entscheidungen treffen, aber sie wollte informiert werden und hat als Aufsichtsratsmitglied über wesentliche Unternehmensentscheidungen mit abgestimmt. Dabei pflegte sie zu sagen: "Mich interessiert eigentlich nur, was nicht funktioniert. Was funktioniert, weiß ich doch selber."

Von Anfang habe er sie als lebensfrohe und soziale Firmenchefin erlebt, sagt Kotzbauer. "Sie war selbst eine Marke, sie hat das Unternehmen verkörpert, aber sie hat sich immer in die zweite Reihe gestellt." Um ihre Mitarbeiter habe sie sich gekümmert, wenn diese Probleme hatten. Aber dabei habe es Rechte und Pflichten gegeben, die sie auch eingefordert habe.

In Kontakt mit der Firma ihres späteren Mannes kam Helene Metz 1940 als Ferienarbeiterin. Nach Abschluss der Handelsschule wurde sie 1941 als Kontoristin dienstverpflichtet. 1967 heirateten Paul und Helene Metz. Heute erinnern in der Firma großformatige Porträts an den Wänden an den TV-Pionier. Und Helene Metz lebt zurückgezogen und lässt Presseanfragen ablehnen.

In einem ihrer seltenen Interviews gab sie der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" einmal Einblick in ihr Rollenverständnis im Unternehmen, das auf die Treue der Fachhändler und der Kunden setzt: "Ich bin kein Verkäufer, ich sage nur schön "Grüß Gott". Ich habe jetzt einen Kunden, der ist 81. Oder 82? Der hat von Anfang an mit uns zusammengearbeitet. Den ruf ich dann zum Geburtstag an. Das gehört einfach dazu."

Die von Helene Metz vorgelebten Eigenschaften Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Langlebigkeit zeichneten Metz noch immer aus, meint Kotzbauer. "In dem Haifischbecken der TV-Industrie hat Frau Metz konsequent auf "Made in Germany" gesetzt und eine Nische belegt. Und so sind wir immer noch positioniert." Bis heute gelten Metz-Fernseher als Premiumprodukte, die nur über den Fachhandel zu bekommen sind. In der Firmenphilosophie ähnelt Metz dem Mitbewerber Loewe - und profitiert nun von dessen Insolvenz. Ob Metz erwäge, als Investor bei dem Kronacher Konkurrenten einzusteigen, ließ Kotzbauer offen.