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Hollywood-Outsider Promi-Geburtstag vom 24. Juli 2017: Gus Van Sant

Stricherszene, Drogenmilieu, Außenseiter: Gus Van Sant findet seine Geschichten oft am Rand der Gesellschaft. "Good Will Hunting" und "Milk" katapultierten den Regisseur auf die Oscar-Bühne, doch auch mit 65 Jahren bleibt er ein Hollywood-Outsider.

Von Barbara Munker, dpa 23.07.2017, 23:01

Los Angeles (dpa) - Gus Van Sant arbeitet mit Stars wie Uma Thurman, Nicole Kidman, Matt Damon, Sean Connery und Sean Penn. Doch der amerikanische Regisseur und Drehbuchautor, der heute 65 Jahre alt wird, ist ein Hollywood-Outsider.

Er lebt im nördlichen Oregon, weitab von der kalifornischen Filmmetropole. Aus dem Rampenlicht hält sich der Künstler am liebsten heraus: Sein Privatleben hält er unter Verschluss.

Van Sant ist ein Publicity-scheues Multitalent: Er schreibt Romane ("Pink"), dreht Musikvideos für Pop-Stars wie David Bowie, Chris Isaak und Elton John. Mit seinen Spielfilmen pendelt er zwischen der Oscar-Bühne, Cannes und der Independent-Szene. Etwas Art-House, eine Dosis Hollywood und eine Vorliebe für Außenseiter: diese typische Van-Sant-Mischung trifft auch auf sein laufendes Regieprojekt über den amerikanischen Cartoonisten John Callahan zu, geplanter Kinostart ist im Jahr 2018.

Joaquin Phoenix spielt den querschnittsgelähmten Zeichner, Jonah Hill ist in dem Biopic "Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot" in der Rolle eines Pflegers dabei. Vorlage für den Film sind die Memoiren des 2010 im Alter von 59 Jahren gestorbenen Cartoonisten. Nach einem Autounfall mit 21 Jahren war er gelähmt. Er fing damals mit dem Zeichnen an.

Es war das sensible und zugleich provokante Roadmovie "My Private Idaho" mit River Phoenix, dem jüngeren Bruder von Joaquin Phoenix, und Keanu Reeves, das den Regisseur 1991 zum Star der Independent-Szene machte. Darin erzählt er neben Schicksalen von Strichern und Obdachlosen die Geschichte einer homosexuellen Freundschaft. Zuvor hatte er schon "Drugstore Cowboy", in dem Werk spielt Matt Dillon einen jungen Drogenabhängigen, auf der Berlinale und bei anderen Filmfestivals gezeigt.

Der erste Oscar-Ruhm mit neun Nominierungen kam 1998 mit "Good Will Hunting". Das Drehbuch zu dem bewegenden Psychodrama eines jungen Mathematikgenies lieferten die damaligen Neulinge Ben Affleck und Matt Damon, die auf Anhieb einen Oscar gewannen. Robin Williams holte als einfühlsamer Psychiater den Nebenrollen-Oscar. Van Sant war für den Regie-Preis im Rennen, verlor aber gegen James Cameron und dessen "Titanic"-Abräumer.

Sein gefeiertes Drama "Milk", über den ersten offen schwulen US-Politiker Harvey Milk in San Francisco der 1970er Jahre, wurde 2009 mit acht Oscar-Nominierungen bedacht. Hauptdarsteller Sean Penn und Drehbuchautor Dustin Lance Black holten Gold, Van Sant unterlag Danny Boyle ("Slumdog Millionär"). Zuvor auf der Berlinale strahlte der Regisseur schon über die mehrfache Nominierung. "Wir hatten gehofft, wir würden zumindest eine bekommen, damit wir den Film in den Kinos halten können", sagte Van Sant. "Aber acht (Nominierungen) waren fantastisch."

Als Star der Independent-Szene ist Van Sant bei Filmfestivals Stammgast. Seine Gewalt-Studie "Elephant" wurde in Cannes 2003 mit der Goldenen Palme gleich doppelt gefeiert, als bester Film und für die beste Regie. "Elephant", mit jungen Laien-Darstellern gedreht, untersucht unspektakulär die Bedingungen, die zu einem Massaker an einer amerikanischen High-School führen können.

Van Sant gewinnt Mainstream-Schauspielern ungewöhnliche Auftritte ab. In der bitterbösen Medienkomödie "To Die For" castete er Nicole Kidman als abgebrühte Kleinstadt-Blondine, die über Leichen geht. James-Bond-Star Sean Connery verwandelte sich in "Forrester - Gefunden!" in einen einsamen Schriftsteller, der sich vor der Öffentlichkeit versteckt.

Nicht immer hat Van Sant damit Erfolg. Sein Fracking-Drama "Promised Land", mit Matt Damon als Vertreter eines Energiekonzerns, war eher seicht als sozialkritisch. Auch das in Cannes vorgestellte Drama "The Sea of Trees", mit Matthew McConaughey als lebensmüder Witwer, mutete kitschig an.

Es sind seine provokanten Grenzgänger-Filme, die Van Sant ausmachen. Wie schon sein Regiedebüt "Mala Noche" in den achtziger Jahren, die Story einer nicht erwiderten Liebe eines Verkäufers zu einem mexikanischen Immigranten. Und sein Folgefilm "Drugstore Cowboy", der ihm 1989 erste Preise einbrachte.

"Auch wenn diese Filme nur mit sehr kleinen Budgets realisiert wurden, liefern sie einen Einblick in eine sehr interessante Welt", sagte Van Sant der Deutschen Presse-Agentur bei der Berlinale im Jahr 1998. "Das sind Stoffe, die Hollywood nicht produzieren würde, weil das einfach fremde Welten sind." Glücklicherweise kehrt der Regisseur - abseits von Hollywood - immer wieder in diese Welten zurück.

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