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Kritischer Geist Promi-Geburtstag vom 24. März 2018: Mathias Richling

Einstein, Steinmeier, der Dalai Lama - es gibt kaum einen Promi, den er nicht durch den Kakao gezogen hat. Der schnell schwätzende Schwabe wird jetzt 65.

Von Roland Böhm, dpa 23.03.2018, 23:01
Der Kabarettist Mathias Richling will auch an seinem 65. Geburtstag arbeiten. Foto: Marijan Murat
Der Kabarettist Mathias Richling will auch an seinem 65. Geburtstag arbeiten. Foto: Marijan Murat dpa

Stuttgart (dpa) - Ein Interview mit ihm braucht zunächst nur eine Frage. Ohne Punkt und Komma wechselt Mathias Richling dann vom Hölzchen aufs Stöckchen und zurück. Hibbelig, wie man den Schwaben seit Jahrzehnten kennt. Scharfzüngig, spöttisch, zynisch, bissig.

"Immer politisch, nie korrekt." Diese Beschreibung - wo auch immer sie her ist - gefällt dem Kabarettisten. Am Samstag (24.3.) feiert Mathias Richling seinen 65. Geburtstag - oder auch nicht.

Markenzeichen: verhaspelte Sätze. Spezialität: Politikerparodien. Angela Merkel, Donald Trump, der Papst - Richling schreckt vor keinem zurück, zieht sie alle durch den Kakao. Video-Plattformen sind voll von Beispielen. In atemberaubendem Tempo reitet er auch durch seine Programme, schlüpft in Rollen, tritt gerne auch mal mit sich selbst in Dialog. Wird er mit 65 endlich ruhiger? "Diese Fixierung auf das Alter habe ich noch nie verstanden." Er kenne 95-Jährige, die jünger seien als 20-Jährige.

Richlings Paraderolle: Winfried Kretschmann, Deutschlands erster grüner Ministerpräsident. Der sei sogar relativ einfach, sagt er. "Weil er mit einem Wort erkennbar ist." Kretschmann sei einer der wenigen, die eine Signifikanz aufweisen, wie früher "scharenweise" Leute wie Strauß, Brandt oder Wehner. "Schwierig sind Leute, die so insignifikant sind, auch inhaltlich", erklärt Richling und landet direkt beim Kretschmann-Stellvertreter Thomas Strobl (CDU). "Ich glaube nicht, dass Sie Herrn Strobl am Telefon erkennen würden."

Richling schätzt Kretschmann - weil durch ihn der Schwabe nicht mehr auf Spätzle und Kehrwoche reduziert werde. Und Kretschmann? Er sieht "hohe Wertschätzung". Die Demokratie brauche kritische Geister wie Richling, "die Politik mit viel Tiefe und politischem Hintersinn sowie einer großen Portion Humor kommentieren". Er sei ein genialer Beobachter. "Seine Parodien haben so manche Widersprüche und Nichtigkeiten politischer Aussagen entlarvt."

Mathias Richling, Sohn eines Ingenieurs, fällt schon in der Schule durch kabarettistische Leistungen auf. Er parodiert seine Lehrer, vermutlich ähnlich scharfsichtig und scharfsinnig wie heute. Wobei er lieber von imitieren spricht. Mit dem, was er heute mache, habe das damals wenig zu tun gehabt. "Heute bin ich weit weg von Imitation, weit weg von der Parodie. Es sind wirklich Karikaturen."

Mit 16 schmeißt Richling als Alleinunterhalter diverse bunte Abende oder Betriebsfeiern. Abitur macht er in Stuttgart, später studiert er unter anderem Literaturwissenschaften, Philosophie und Schauspiel. 1975 legt er die Schauspielprüfung ab, erhält Theaterengagements in Stuttgart. Sein erstes Soloprogramm kommt 1976. 1981 schließt er das Studium ab, mit einer Magisterarbeit über den Komiker Karl Valentin.

Spätestens Dieter Hildebrandts Satiremagazin "Scheibenwischer" macht ihn bundesweit bekannt. Er wird Teil der Stammbesetzung. Nach dem Abschied Hildebrandts übernimmt Richling zusammen mit Georg Schramm, Richard Rogler und Bruno Jonas das Fernsehformat. Doch es gibt Streit über die Neuausrichtung, Hildebrandt lässt dafür den Titel "Scheibenwischer" verbieten. Richling führt die Sendung als "Satire Gipfel" bis Ende 2010 weiter. Seinem Heimatsender SWR ist er bis heute treu geblieben. Aus Prinzip. "Glauben Sie nicht, dass ich nicht die Möglichkeit hatte, mit der Mathias-Richling-Show in einen anderen Sender mit einem wesentlich besseren Sendeplatz zu gehen."

"R. ist ledig", mehr Privates erfährt man auch im Munzinger nicht über Richling. "Zurecht!", betont er. "Würden Sie irgendeinen Text von mir besser verstehen, wenn sie jetzt wüssten, ob ich morgens Bananen esse oder Wurstbrote?", fragt er spitz - und verrät nichts. "Was ich zeigen möchte davon, zeige ich schon. Das andere ist nicht relevant - das kann nicht interessant sein."

Dazu passt auch, dass erdiesen Samstag, seinem 65. Geburtstag, ganz normal arbeiten werde, wie er sagt. Es stehe eine Fernsehproduktion im Kalander. Proben für die 145. Mathias-Richling-Show. Seinen Geburtstag habe er eigentlich nie richtig gefeiert. "Wenn ich Gelegenheit habe, mich mit Menschen zu treffen, dann mache ich das. Da brauche ich keinen Geburtstag zu."

Mathias Richling

Richling "in Maske"