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Autor und Ex-Spion Promi-Geburtstag vom 25. August 2018: Frederick Forsyth

Sein Leben liest sich wie ein Roman: Der ehemalige Informant des britischen Geheimdienstes hat Thriller wie "Der Schakal", "Die Akte Odessa" und "Das Vierte Protokoll" über Attentäter, Terroristen und Entführer geschrieben. Nun wird er 80.

Von Uli Hesse, dpa 24.08.2018, 23:01
Frederick Forsyth wird 80. Foto: Britta Gürke
Frederick Forsyth wird 80. Foto: Britta Gürke dpa

London (dpa) - Er wurde von der Polizei in Ostdeutschland festgenommen und verhört, vom KGB in Moskau beschattet und in Biafra von Nigerianern beschossen. Trotzdem nahm sich Frederick Forsyth 2016 vor - wie schon so oft -, das Bücherschreiben aufzugeben.

Seine Frau denke, er sei zu alt für seine abenteuerlichen Reisen, sagte er dem "Guardian": "Ich kann nicht einfach zu Hause sitzen und eine nette kleine Romanze von meinem Arbeitszimmer aus schreiben." Zum Glück ist ihm ein guter Stoff unter die Finger gekommen, so dass nach seinem 80. Geburtstag am heutigen Samstag (25. August) doch wieder ein neuer Forsyth erscheint: "The Fox".

Am 20. September kommt es auf Englisch heraus; sein 18. Buch, über einen jugendlichen Hacker, der die Server von Pentagon und CIA geknackt hat. Wie alle seine Bücher beruht auch dieses auf einer wahren Geschichte: Der Fall des britischen Teenagers Lauri Love, der am Asperger-Syndrom leidet, inspirierte ihn.

Als Junge schickte ihn sein Vater - ein hart arbeitender Ladenbesitzer im kleinen Städtchen Ashford in Kent - für ein Jahr nach Deutschland und Frankreich, um Sprachen zu lernen. Das war damals absolut ungewöhnlich und diese Reiselust sollte sein ganzes Leben bestimmen: "Ich war mit Sicherheit einer jener Jungen, die nicht ihr ganzes Leben in einer Kleinstadt verbringen wollten", verriet er der BBC.

Mit 18 ging er zur Royal Air Force und trainierte als damals jüngster Pilot. Doch nach zwei Jahren machte er seinen Kindheitstraum wahr und wurde Auslandskorrespondent; erst für die Nachrichtenagentur Reuters und später für die BBC in Frankreich, Nigeria und der DDR.

In Paris beobachtete er die Unruhen gegen die Unterstützung von Präsident Charles de Gaulle für Algeriens Unabhängigkeit. Als er Jahre später nach seiner Zeit als Kriegskorrespondent aus Afrika zurückkehrte, regte ihn dies zu seinem Erstlingswerk "Der Schakal" (1971) an, der zweimal verfilmt wurde. Er handelt von einem fiktiven Attentat auf de Gaulle durch einen Profimörder im Auftrag einer Untergrundorganisation.

Frederick Forsyth schrieb den internationalen Bestseller in nur 35 Tagen - der BBC rechnete er vor, wie das geht: "Es ist nicht ganz so verrückt, wenn man denkt - zwölf Seiten pro Tag, mal 35, und dann haben Sie’s, das ist dann Ihr Roman." Auf der Schreibmaschine. Denn er ist zutiefst misstrauisch gegenüber allem, was "online" ist.

Andere Bestseller wie "Die Akte Odessa" folgten - immer eine spannende Mischung aus Fiktion und Realität, detailreich recherchiert und sehr überzeugend in ihrer Beschreibung von internationalen Machenschaften. Über 70 Millionen hat er inzwischen verkauft.

Was damals keiner wusste: Forsyth arbeitete für den britischen Geheimdienst. Erst in seinen Memoiren "Outsider" (2015) outete er sich - 55, 60 Jahre später: "Es gibt kein Ostdeutschland, keine Stasi, keinen KGB, keine Sowjetunion mehr, also wem schadet es noch?" Trotzdem bekam er eine "Standpauke" bei einem Mittagessen im Westend, amüsierte er sich in einem Interview mit der "Times": "Es war sehr sachte".

Zwar wurde er nicht bezahlt, aber er profitierte von seinen guten Verbindungen zu MI6: Er legte ihnen Romanentwürfe vor, um sicherzugehen, dass er nicht sensible Details preisgab. Manchmal bekam er sie mit Anmerkungen und unterstrichenen Absätzen zurück - zum Beispiel vermied er es, im "Vierten Protokoll" genau zu schildern, wie man eine Atomwaffe auslöst. Aber, verriet er der BBC: "Normalerweise war die Antwort: "OK, Freddie!""

Alle Schauplätze seiner Romane hat er bereist, manchmal unter Lebensgefahr. Selbst eine Recherchereise nach Guinea-Bissau vor zehn Jahren für seinen Roman "Cobra" entpuppte sich als Abenteuer: Kurz nach seiner Ankunft detonierte eine Bombe 500 Meter weiter, der Präsident wurde mit Macheten zu Tode gehackt. Der frühere Kriegskorrespondent erinnerte sich in der "Birmingham Post": "Grenzen und Flughäfen wurden sofort geschlossen, also hatte ich eine absolut exklusive Meldung. Das macht Spaß mit 71. Ganz wie in alten Zeiten."

Kein Wunder, dass ihn trotz seiner 80 Jahre der Ruhestand nur zeitweise reizt: "Jedes Mal, wenn ein Roman herauskommt, sage ich mir: "Das war’s. Ich habe Hühner zu füttern, Hunde spazieren zu führen, Fische zu fangen, ich bin raus hier"", gestand er der "Birmingham Post". Doch dann sehe er etwas "und der alte Reporter wacht auf und ich muss überprüfen, ob es wirklich wahr ist".

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