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Rapper Promi-Geburtstag vom 25. September 2017: Casper

Auf seinen bisherigen Alben hat der Rapper Casper vor allem auf sich selbst geschaut. Diese Phase ist vorbei: Auf "Lang lebe der Tod" schaut er in Welt hinein und sieht viel Düsternis.

24.09.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Der Rapper ist auf die Spitze abonniert: Mit seinem neuen Album "Lang lebe der Tod" hat Casper bereits seine dritte Top-Platzierung geschafft. Schon die Vorgängeralben "XOXO" (2011) und "Hinterland" (2013) standen an der Spitze der Album-Charts.

Damit war auch die Zeit der Ungewissheit vorbei, denn Casper vergleicht die Veröffentlichung eines Albums mit einer wichtigen Schulprüfung. "So eine Platte machen, das ist auch immer ein bisschen wie Abi machen", sagte der Deutsch-Amerikaner, der heute 35 Jahre alt wird, der Deutschen Presse-Agentur. "Eins, setzen!", möcht man hinzufügen.

Casper ist der "Anti-Gangster" ("Hamburger Abendblatt"), der in seinen Texten ganz ohne Sexismus, dumpfe Sprüche und Goldkettchen-Klischees aufkommt und gerade deshalb den Nerv der Zeit zu treffen scheint.

Mit seinen ersten drei Alben habe er sich an seiner eigenen Biografie abgearbeitet, sagt Casper: Kindheit in einer Trailerpark-Siedlung in den USA, Jugend in der ostwestfälischen Provinz und seit einigen Jahren Berlin-Bewohner. Auf "Lang lebe der Tod" nimmt er sich jetzt den Zustand der Welt vor.

"Ich finde die jetzige Zeit schon unbequem. Deshalb wollte ich unbequeme Musik für unbequeme Zeiten machen", begründet Casper den düsteren Ton des neuen Albums. Mit Blick auf den Klimawandel oder auf "verrückte Präsidenten" habe man das Gefühl, existenzielle Ängste häuften sich. "Ganz plakativ gesagt: Man guckt morgens aufs Telefon und fragt sich, ob die Hälfte der Welt noch steht. Dieses Gefühl wollte ich auf die Platte packen."

Der eindeutig nicht auf Charterfolge angelegte düstere Titelsong "Lang lebe der Tod" beginnt mit dumpfen Dröhnen. Zu hören ist auch die Stimme des Frontmanns der Experimental-Band Einstürzende Neubauten Blixa Bargeld. Welch eine Düsternis...

Der Weltuntergangsstimmung zum Trotz, gibt es auf der neuen Platte auch gefälligere Stücke wie etwa die Single "Keine Angst". Gerade das Stück "Alles ist erleuchtet" ist eingängig genug, damit es beim bierseligen Festival-Publikum als Mitsing-Hymne funktionieren dürfte.

Er nehme seine Musik vielleicht ernster als ihm lieb sei, sagt Casper. "Das habe ich tatsächlich noch nicht geschafft, mir dieses superdicke Fell zu zulegen - mich interessiert, was Kritiker sagen, schon noch sehr." Für das in der Szene typische Dissen hat er nichts übrig. "Beef", also Streit, suchen Rap-Kollegen bei ihm vergeblich.

Auch Kraftausdrücke braucht er nicht. Dafür ist das neue Album gespickt mit Anspielungen und Zitaten aus Musik, Film und Literatur. Im Freundeskreis würde der Kumpel-Typ Casper die Rolle des Popkultur-Nerds einnehmen. Vielleicht auch die des Spaßvogels - wäre da nicht seine grundsätzliche Ernsthaftigkeit. "Ich lebe auf alle Fälle in einer irrationalen Existenzangst und laufe nicht mit dem Gefühl durch die Gegend, abgesichert zu sein", sagt er.