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Suche nach der Wahrheit Promi-Geburtstag vom 6. Februar 2019: Jim Sheridan

Der irische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent wurde sechsmal für den Oscar nominiert. Seine bekanntesten Filme sind "Im Namen des Vaters" und "Mein linker Fuß". Nun wird Jim Sherdian 70.

Von Uli Hesse, dpa 05.02.2019, 23:01

London (dpa) - Jim Sheridan wuchs mit sechs Geschwistern in Dublin auf. Er war 17, als sein jüngerer Bruder Frankie an einem Gehirntumor starb. Die Tragödie verarbeitete er 2002 in seinem preisgekrönten Film "In America".

Seine irischen Werke gelten als die besten; Erlebnisse in Kindheit und Jugend inspirierten ihn zu vielen seiner Filme und Bühnenstücke. Heute feiert der preisgekrönte Regisseur seinen 70. Geburtstag.

Sheridans Mutter führte eine Pension im Zentrum von Dublin - auch dies eine Quelle für seine Kreativität: "Ich traf viele Menschen, die misshandelt und ihren Müttern als Kinder weggenommen worden waren", sagte er "Cineuropa". In seinem letzten Film "The Secret Scripture" (2016; dt.: Die geheime Schrift) mit Vanessa Redgrave setzte er dieses Thema schließlich um.

Schon als junger Theatermacher prangerte Sheridan Skandale in der katholischen Kirche und irischen Gesellschaft an. Mit 22 schrieb er ein Drama über Missbrauch in Gewerbeschulen und stand dafür auch auf der Bühne.

"Es ist schwer zu verstehen, wie Irland damals war", sagte Sheridan der "Irish Times" über die repressive Atmosphäre in den 70er Jahren. "Ich erhielt Rosenkränze und Gewehrkugeln mit der Post. In einer der Zeitungen erschien eine Rezension mit der Überschrift: "Schlimmer als Nekrophilie"."

Anfang der 80er Jahre emigrierte er nach Kanada und wanderte von dort aus illegal in die Vereinigten Staaten ein. Seine Erfahrungen flossen in den Film "In America" ein. In New York studierte er Film und vollzog den Wechsel von der Bühne zur Leinwand: "Kino ist unzivilisiert. Es geht um den Schnitt. Es geht um Gewalt. Es geht um all die garstigen Dinge unter der Oberfläche", beschrieb er der "Irish Times" den Unterschied. "Theater ist Höflichkeit. Kino ist töten, töten, töten, schneiden, schneiden, schneiden."

Dreimal arbeitete er mit dem britisch-irischen Schauspieler Daniel Day-Lewis zusammen, der für seine Rolle in Sheridans Erstlingsfilm "Mein linker Fuß" (1989) mit seinem ersten Oscar ausgezeichnet wurde. "Ich würde jedes Mal mit ihm arbeiten, wenn ich könnte", sagte Sheridan der Onlinezeitung "Irish Central". "Es ist wie Magie mit Daniel, egal was er tut. Er hat einfach diesen X-Faktor." Day-Lewis hat sich vor einem Jahr in den Ruhestand zurückgezogen.

In Sheridans Film "Im Namen des Vaters" (1993) spielte er einen der sogenannten Guildford Four, die fälschlicherweise als IRA-Bombenleger nach erzwungenen Geständnissen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Der Film wurde auf der Berlinale 1994 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet und für sieben Oscars nominiert. Vier Jahre später eröffnete Sheridans Nordirlanddrama "Der Boxer" - wiederum mit Day-Lewis - die Berlinale.

Dennoch ist Sheridan überzeugt, dass sein semi-autobiographisches Immigrationsdrama "In America" sein bestes Werk sei, eben weil es ihm so nahe ging: "Das war ziemlich hart, weil dein Leben zur Fiktion wird. Du wirst zu einer formbaren Figur. Ich war mir meiner selbst bewusst, aber ich hatte mich nie wirklich damit auseinandergesetzt."

Seither hat ihn der Erfolg etwas verlassen: "Get Rich or Die Tryin’", in dem er den Aufstieg von Rapper 50 Cent vom jugendlichen Drogendealer zum selbst ernannten "King of Bling" nachzeichnete, geriet recht flach. Nach "Brothers" fragten sich die Kritiker, wieso er Susanne Biers Werk neu verfilmt hatte. Der Thriller "Dream House" mit Bond-Darsteller Daniel Craig floppte so spektakulär, dass Jim Sheridan versuchte, seinen Namen als Regisseur zurückzuziehen. Und der "Guardian" urteilte über seinen letzten Film "The Secret Scripture": "Leider ist sein neuester Film nicht ganz das Comeback, auf das viele vielleicht gehofft hatten."

Auch für internationale Regiegrößen wie Jim Sheridan wird es immer schwieriger, das nächste Projekt zu finanzieren. Schon seit langem möchte er einen Film über seine Kindheit produzieren, Arbeitstitel "Sheriff Street" - dieses Jahr will er das Drehbuch schreiben. "Mir wurden einmal zwölf Millionen Dollar (10,5 Millionen Euro) angeboten, um "Sheriff Street" zu machen, und ich habe sie nicht genommen", bedauerte Sheridan im "Independent". "Ich bezweifle, dass ich jetzt fünf bekommen könnte."

Außerdem arbeitet er derzeit an einem Film über einen ungelösten Mordfall und möglichen Justizirrtum. Denn Sheridan ist überzeugt, dass Künstler vor allem den Mut haben sollten, die Wahrheit zu sehen: "Es ist direkt vor dir, aber wenn du nicht den Mut hast, wirst du es nicht sehen."