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Stendaler Lichttage Farbexperimente im Stendaler Dom

Still und harmonisch: Im Reformationsjahr standen die dritten Stendaler Lichttage ganz standen im Zeichen Martin Luthers.

20.10.2017, 16:28

Stendal l Leise Töne, sanfte Farben, ruhige Lichtspiele – zu den dritten Stendaler Lichttagen haben die Veranstalter nicht auf flirrende Lichter, sondern auf ein harmonisches Zusammenspiel von Farben und Formen gesetzt. „Eigentlich sind es ja gar keine Lichttage, es sind ja eher Lichtnächte“, beginnt Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz seine Rede zur Eröffnung der dritten Stendaler Lichttage. „Aber eigentlich ist es ja auch egal wie es heißt. Wichtig ist, dass wir zum dritten Mal diese wundervolle Veranstaltung hier in Stendal stattfinden lassen können und dass diese sich immer größerer Beliebtheit erfreut.“
In der Tat: Schlange stehen ist angesagt. Wer in den Stendaler Dom will, muss Geduld haben. Aber es lohnt sich. Der Stendaler Dom ist zur Spielwiese für Detlef Hartung und Georg Trenz geworden, die sich mit Luthers Wortschatz beschäftigt. Von den Säulen der Halle laufen im wahrsten Sinn des Wortes Buchstaben herunter. Buchstaben, die Worte ergeben. Worte, die nach und nach den gesamten Raum füllen mit Redewendungen Martin Luthers. „Sprache ist das, was ich mit Luther verbinde“, erklärt Herbert Cybulska, künstlerischer Leiter der Stendaler Lichttage. „Sprache, Übersetzung und vor allem klare Sprache – dahin führt uns unsere Reise in diesem Jahr, im Jahre der Reformation.“
Von den Besuchern ist jetzt Beweglichkeit gefragt. Verspielt finden sich die Wortpaare zusammen, fließen ineinander und ergeben komplett neue Bilder. „Gestört“ wird dieser fast schon mystische Moment höchstens durch die vielen Handys der Besucher, die zur Erinnerung Bilder und vor allem Videoaufnahmen machen. „Es ist absolut beeindruckend“, sagt Gerlinde Wallner. „Ich habe selten so was Schönes gesehen.“

Beeindruckende Licht- und Schattenspiele finden sich auch im Kreuzgarten des Doms. Künstlerin Sonja Sofia Yakovleva hat das Thema Reformation mit Scherenschnitten und langsam ineinander überlaufenden Farbwechseln umgesetzt, die in mühevoller Handarbeit in den letzten Tagen entstanden sind und ihre Ansichten zum Leben nach dem Tod und dem Fegefeuer zeigen.
Und während die einen sich mehr dem eindrucksvollen Farbwechselspiel widmen, gehen andere Besucher ganz dicht an das Lichtfenster ran. Jede einzelne Figur wird unter die Lupe genommen. „Schau mal hier, das ist echt Scherenschnitt“, hört man dort. „Krasse Farben und Kontraste“, hört man auf der anderen Seite.
Und auch, wenn die Stendaler Lichttage bedeutend ruhiger und weniger opulent vonstatten gehen als in den vergangenen Jahren, ziehen sie doch die Menschen in ihren Bann. Zum Beispiel in der kleinen Markthalle. Das Kaleidoskop, das bunte Bilder auf eine Leinwand zaubert, animiert vor allem kleine Besucher zu unterhaltsamen Schattenspielen. Ob Schwarzlichtanimationen am Westwall, Pixelaktionen im St. Annenstift – Menschen bleiben stehen, es gibt „Ohs“ und „Ahs“ und einen Austausch zu dem, was man sieht. Und spätestens hier zeigt sich: Kunst, auch Lichtkunst, verbindet eben die Menschen.
Die Stendaler Lichttage finden noch am Freitag und Sonnabend von 19 bis 22 Uhr statt. Imbiss und Getränke werden vom Feuerwehr-Förderverein vor dem Dom angeboten.