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Kein Kontakt Ehrenamtliche verärgert über Café-Aus

Ein Kontaktcafé in Magdeburg bot vereinsamten und bedürftigen Menschen eine warme Mahlzeit und Kontakte. Nun ist der Treff dicht.

Von Michaela Schröder 12.03.2016, 00:01

Magdeburg l Die Caritas hat Ende Februar ihr Kontaktcafé für bedürftige Menschen im Jugend- und Sozialzentrum „Mutter Teresa“ im Stadtteil Cracau geschlossen. Doris Kirsch und Kathrin Hinze gehören zu den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die es ermöglichten das unbürokratische und menschennahe Hilfsangebot 365 Tage im Jahr zu öffnen. Die beiden Magdeburgerinnen sind verärgert und enttäuscht über die Entscheidung der Caritas das Café zu schließen. „Es tut uns sehr leid, dass unseren Besuchern etwas Wichtiges genommen wurde. Ein Ort, wo sie sich wohl fühlten und ihre sozialen Kontakte pflegen konnten“, sagt Doris Kirsch. Die 66-Jährige half gerne im Café, steckte ihr Herzblut in die Arbeit und war immer zur Stelle, wenn kurzfristig jemand gebraucht wurde. „Nachdem ich die Begründung bezüglich der Schließung des Cafés zur Kenntnis genommen habe, werde ich das Gefühl nicht los, dass die Caritas die Einrichtung absichtlich ‚an die Wand‘ gesetzt hat“, ist sich Doris Kirsch sicher.

„Wir haben etliche Versuche unternommen das Angebot zu verbessern bzw. bekannt zu machen und wurden von der Geschäftsleitung immer abgewiesen. Vor einiger Zeit waren im Haus Flüchtlinge untergebracht. Auch hier haben wir nach besten Kräften versucht zu unterstützen und zu helfen“, berichtet Kathrin Hinze. In den letzten Wochen sei das Kontaktcafé ausschließlich durch die zwölf ehrenamtliche Mitarbeiter aufrecht erhalten wurden. „Hilfe durch die Bereichsleitung der Caritas, war so gut wie nicht vorhanden“, erzählen die beiden Frauen.

Was Doris Kirsch und Kathrin Hinze vor allem wütend macht, sei die Art und Weise gewesen, wie man die Schließung vollzogen hat. „Ein Brief der Bereichsleitung am 24. Februar war alles. Man hat es nicht für nötig empfunden, mit den Gästen und den ehrenamtlichen Mitarbeitern das persönliche Gespräch zu suchen“, schildert Kathrin Hinze. Nichtanwesende Ehrenamlichte und Mitarbeitern seien lediglich über „Buschfunk“ informiert wurden. „Viele Gäste waren von da an völlig aufgelöst und verzweifelt“, berichtet Doris Kirsch.

„Immer wieder wurden wir gefragt, ob das Café wirklich schließt. Die Besucher verstehen nicht, dass sie jetzt zusehen müssen, wo sie bleiben, aber für Flüchtlinge Geld da ist. So geht es nicht, so kann man mit den Menschen nicht umgehen“, sagt Kathrin Hinze.

„Die Caritas hat es sich sehr einfach gemacht die Besucher auf andere Einrichtungen zu verweisen“, findet Doris Kirsch.

Verena Müller, Geschäftsführerin des Caritas Regionalverband Magdeburg e. V. bedauert die Schließung des Cafés zu tiefst. Nachdem die Stadt Magdeburg die Förderung komplett eingestellt habe, sei es der Caritas nicht möglich, die fehlenden Mittel bereitzustellen. Bereits Ende 2015 hatte die Stadt den Geldhahn für die Begegnungsstätte zugedreht. „Im Januar und Februar haben wir das Café aus Eigenmitteln finanziert. Wir hatten die Hoffnung, doch noch kurzfristig eine Lösung zu finden, um das Angebot aufrechtzuerhalten. Diese hat sich jedoch zerschlagen“, begründet Verena Müller die unerwartete und plötzliche Schließung des Cafés. Dass nicht alle Mitarbeiter persönlich von der Schließung informiert wurden, sei keine böse Absicht gewesen. „Wir sind dankbar, dass wir auf zahlreiche Ehrenamtliche zurückgreifen können, die uns in unserer Arbeit unterstützen. Sie schaffen in unseren Einrichtungen Atmosphäre“, betont Verena Müller.

Zudem habe man sich bewusst entschlossen, nicht schon im Vorfeld die Mitarbeiter über eine mögliche Schließung zu informieren, um keine unnötige Unruhe zu schaffen. Innerhalb der Caritas werde derzeit diskutiert, ein ähnliches Angebot wieder zu schaffen. „Versprechen kann ich aber nichts“, sagt die Geschäfstführerin.

Über 20 Jahre lang hatte die Caritas in Cracau ihr Aufenthalts- und Beratungsangebot für bedürftige Menschen unterhalten. Nachdem die Stadt den Antrag der Caritas auf einen finanziellen Zuschuss abgelehnt hatte, sah man sich gezwungen die Einrichtung zu schließen. Zum Aus der städtischen Förderung habe vor allem das Fehlen von sozialen Beratungsangeboten, die Eingrenzung auf „Stammkunden“, die Nichteinbeziehung von Flüchtlingen in die Angebote sowie die nicht vorhandene Akquise von „Neukunden“ geführt, teilte die Stadt auf Nachfrage mit.