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Brückenneubau Hassel will andere Umleitung

Voraussichtlich 2020 will das Land die Eisenbahnbrücke (L16) bei Chausseehaus erneuern. Mit einer Umleitung, die Hassel nicht gefällt.

Von Karina Hoppe 27.02.2019, 18:00

Chausseehaus Hassel l Die Eisenbahnbrücke bei Chaussehaus Hassel wurde 1975 erbaut. Wie Peter Mennicke als Sprecher des Verkehrsministeriums mitteilt, „sind Schäden aus der fortschreitenden Spannungsrisskorrision festzustellen, wodurch auch die Tragfähigkeit zunehmend eingeschränkt wird“. Neben Fugenschäden seien freiliegende Bewehrungen durch Abplatzungen im Deckbeton sowie Risse in den Fertigteilen festgestellt worden. Darüberhinaus entspreche das Fahrzeugrückhaltesystem, die Schutzplanken also, nicht mehr den aktuellen Richtlinien. Genau wie das Geländer auch. „Auf Grund des Schadensbildes ist das Bauwerk in seiner Stand- und Verkehrssicherheit beinträchtigt.

Die erteilte Zustandsnote 3,5 bedeute „ungenügender Bauwerkszustand“. Kurzum: „Es ist deshalb in Kürze mit Nutzungseinschränkungen zu rechnen“, sagt Mennicke. Ein Ersatzneubau sei unumgänglich, soll voraussichtlich im nächsten Jahr über die Bühne gehen, wogegen niemand etwas einzuwenden hätte. Allein die Begleitumstände der mit knapp fünf Monaten angesetzten Bauzeit erregen die Gemüter: Die mit der Vollsperrung der L16 einhergehende Umleitung soll nämlich über Hassel, Wischer und Arneburg wieder zurück auf die L 16 führen. Mennicke betont, dass Alternativen, etwa eine Behelfsbrückenumfahrung umfassend geprüft worden seien. „Im Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sind andere Varianten letztlich jedoch nicht realisierbar.“

Alternativlos? Dieses Wort kommt gar nicht gut an in der Gemeinde Hassel, wo sich Gemeinderat, Naturfreunde Wischer und eigentlich wohl alle Bewohner die Konsequenzen dieser Umleitung nicht ausmalen wollen. Zumal über die L16 ein Großteil des Lkw-Verkehrs zum Industrie- und Gewerbepark Altmark abgewickelt wird, was umgeleitet über die Dörfer sicher enorme Schadstoff- und Lärmbelästigungen für die Bewohner zur Folge hätte. „Und sie fahren unsere Straßen kaputt“, sagt Hassels Bürgermeister Alf Diedrich (CDU). „Die würden ja hinterher nur notdürftig geflickt.“ Die Gemeinde befürchte aber auch Schäden an den landwirtschaftlichen Wegen, etwa jenem zwischen Wischer und Sanne. „Die Leute suchen sich ja Abkürzungen“, so der Bürgermeister.

Warum wird keine Behelfsbrücke gebaut? Oder, wenn das zu teuer ist, warum ertüchtigt man nicht für die Zeit den Radweg zwischen Chausseehaus und Jarchau so, dass man darauf einspurig fahren kann? Inklusive temporärem Bahnübergang? „Der Radweg läuft parallell zur L 16, die andere Umleitung ist ein großer Umweg, den auch Spediteure und die Angestellten des Zellstoffwerks merken würden. Das Land könne jedenfalls ausrechnen, was es möchte: „Die Straßen bei uns sind zu eng, im Begegnungsfall zwischen Traktor und Lkw bekommt man hier Probleme, da werden die Spiegel fliegen“, so Alf Diedrich.

Was also tun? Den Schulterschluss mit dem Landkreis suchen, mit anderen Gemeinden, die indirekt auch betroffen sind. Mindestens ein Gespräch habe es dazu auch bereits mit dem Landtagsabgeordneten Chris Schulenburg (CDU) gegeben, der Unterstützung signalisiert habe. „Wir brauchen nur erstmal etwas in der Hand.“ Sprich Unterschriften, in denen der Protest deutlich wird. „In Bayern gäbe es bei so einer Aktion einen riesigen Volksaufstand. Die ließen das nicht mit sich machen.“

Nach aktueller Schätzung wird der Ersatzneubau rund 1 Million  Euro kosten. „Dabei wird das jetzt aus drei Feldern bestehende Bestandsbauwerk auf ein einfeldriges Rahmenbauwerk verkleinert. Durch Parallelbau der Widerlager und die Verwendung von Fertigteilen soll die Bauzeit auf ein Minimum verkürzt werden“, so Mennicke.

Über die Umleitungs­strecken wird am Ende der Landkreis als zuständige Straßenverkehrsbehörde entscheiden. „Naja“, kommentiert Diedrich, „der Landkreis entscheidet dann nochmal, was das Land schon entschieden hat“.