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Scheunensommer in Burger Ortschaft 100 Jahre Glockenweihe, 200 Jahre Pfarrhof: In Reesen wird groß gefeiert

Die Reesener blicken am 19. Juli auf 100 Jahre Glockenweihe und 200 Jahre Pfarrhaus und Pfarrhof. Das Gotteshaus mit seinem Ensemble hat die Geschichte der Burger Ortschaft maßgeblich geprägt.

Von Mario Kraus 17.07.2025, 06:00
Karina Ueckert und Birgit Rose vom Gemeindekirchenrat  vor der Reesener Feldsteinkirche.
Karina Ueckert und Birgit Rose vom Gemeindekirchenrat vor der Reesener Feldsteinkirche. Foto: Mario Kraus

Reesen. - Man sieht sie nicht, doch ihr Klang ist typisch und lässt immer wieder aufhorchen. Und ohne sie würde etwas fehlen. Auch in Reesen. Weil die Kirchenglocke nicht nur zum Feldsteinbau in der lauschigen Dorfstraße gehört, sondern aus dem Leben der Gemeinde nicht wegzudenken ist, steht sie am kommenden Sonnabend, 19. Juli, im Mittelpunkt.

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Ihre Weihe vor 100 Jahren war immerhin etwas Besonderes, wissen die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Karina Ueckert, und ihre Stellvertreterin Birgit Rose. Denn seitdem gehört der Glockenton zum Alltag. Sie ist täglich um 18 Uhr zu hören, zu Gottesdiensten, Hochzeiten, Taufen und auch dann, wenn ein Reesener verstorben ist und auf dem Friedhof eine Beisetzung stattfindet – also etwa 500-mal im Jahr, hat Karina Ueckert zusammengerechnet.

Die sanierte Pfarrscheune in Reesen, wo viele Veranstaltungen stattfinden.
Die sanierte Pfarrscheune in Reesen, wo viele Veranstaltungen stattfinden.
Foto: Mario Kraus

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Reesener Kirchenglocke aus Bronze für Kriegswirtschaft eingeschmolzen

Noch detailliertere Zahlen will sie Sonnabend den Einwohnern und Gästen präsentieren – und den einen oder anderen schon zum Staunen bringen. Obwohl es natürlich Glocken gibt, die weitaus älter sind als die Reesener, zumal die Kirche Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. Aber – wie in der Geschichte oftmals üblich – haben politische Entscheidungen auch vor Gotteshäusern keinen Halt gemacht. Wie im Verlaufe des Ersten Weltkrieges. Weil Deutschland Unmengen an Metall benötigte, war auch das Schicksal der Bronzeglocke besiegelt. Sie wurde 1917 zerstört und später mit großer Wahrscheinlichkeit eingeschmolzen. Ein Einschnitt für das Dorf.

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Erst acht Jahre später wurde dann die Stahlglocke montiert. „Deshalb sind wir auch darauf stolz“, sagt Birgit Rose.

Die Reesener Kirchenglocke.
Die Reesener Kirchenglocke.
Foto: Mario Kraus

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Genauso wie auf den schönen Pfarrhof, der bereits seit 200 Jahren besteht. Das ältere Pfarrhaus fiel einem Großbrand zum Opfer, der weitere 25 Häuser, das Gasthaus und die Schule vernichtete.

Auch zu DDR-Zeiten, als die Kirche staatlicherseits bewusst in den Hintergrund gerückt wurde, wurde Pfarrhof und Scheune nur wenig Beachtung geschenkt. Der Verfall schritt unaufhörlich voran.

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Pfarrscheune ist kultureller Mittelpunkt in Reesen

Auch das ist ein Teil der Geschichte, die am Wochenende wieder in Erinnerung gerufen wird. Heute ist das gesamte Ensemble mit der Pfarrscheune nicht nur sehenswert, sondern das kulturelle Zentrum des Dorfes. Als ein „Prachtstück“ wird das schmucke Areal heute bezeichnet. „Wir haben eine Bibliothek, einen Versammlungsraum, eine Küche und natürlich die große Scheune.“

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Auch deshalb, weil die Reesener und viele ortsansässige Firmen stets zusammengehalten und gemeinsam angepackt haben. Nicht von ungefähr erinnern Kornelia Ueckert und Birgit Rose daran, wie 2013 in nur wenigen Monaten die Pfarrscheune restauriert wurde. „Einwohner, der Heimatverein, Ortsbürgermeister und viele Unternehmen nahmen das Heft des Handelns in die Hand. Und im Laufe der Jahre wurden auch andere Gebäude restauriert.“

Reesener Scheunensommer beginnt um 16 Uhr mit einer Andacht

Kein Wunder, dass solche Höhepunkte wie Scheunenweihnacht, Erntedank oder auch Jägerflohmarkt mittlerweile weit über die Dorfgrenzen hinaus beliebt sind und viele Besucher den Platz an der prächtigen Eiche schätzen. „Und wir haben noch weitere Pläne“, kündigt Dorfchef Otto Voigt an.

Darüber und über die wechselvolle Historie des Ortes kann und soll beim Scheunensommer am Wochenende ausgiebig gefachsimpelt werden. Nach einer Andacht in der Kirche mit musikalischer Begleitung von Gottfried Spiegel ab 16.30 Uhr steht eine Stunde später das gemütliche Beisammensein auf dem Plan, abends kann dann bei Livemusik unter der alten Eiche getanzt werden- wie nicht anders zu erwarten auf dem ehrwürdigen Pfarrhof.