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125 Jahre Feuerwehr Niegripp feiert Geburtstag

Am 8. Oktober 1893 schlug in Niegripp die Stunde der Feuerwehr. Sie zählt damit zu den ältesten Wehren im Kreis.

Von Thomas Skiba 04.06.2018, 04:00

Niegripp l Günter Böttcher hat auf einem Stuhl am Straßenrand Platz genommen. Mit Glanz in den Augen sieht er der Parade zu. An dem rüstigen Neunzigjährigen ziehen Feuerwehrleute und über 400 Niegripper vorbei. „Eine stolze Wehr – unsere Niegripper!“, sagt der Senior. Seit 72 Jahren gehört er selbst der Truppe an.

Mit einem Festakt beging das halbe Dorf mit vielen Gästen das 125-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Niegripp. Seit nunmehr fünf Generationen sind die Niegripper Floriansjünger einsatzbereit, um Leib und Leben der Dorfgemeinschaft vor Feuer und Hochwasser zu schützen. Ein Grund, stolz zu sein und ein Grund zum Feiern.

„Am 8. Oktober 1893 gründete sich eine freiwillige Feuerwehr in unserem Ort“, erinnerte Ingo Merk, stellvertretender Wehrleiter von Niegripp. Das Dorf nahe der Elbe hat so seine Erfahrung mit dem Feuer, aber auch mit dem Wasser: „Schön, wenn man dann genug hat – aber da, wo es auch gebraucht wird“.

In letzter Zeit hatte man eher mit zu viel Wasser seine Sorgen, die Freiwillige Feuerwehr Niegripp käme ganz klar mit beiden Situationen „gut zurecht“, bekennt er stolz. Die Ortswehr Niegripp, die bislang auch tagsüber einsatzbereit ist, besteht aus 18 aktiven Mitgliedern. Hinzu kommen jeweils vier Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung, der Frauengruppe und der Jugendwehr. Frauengruppe und Jugendwehr bestehen seit jeweils 20 Jahren schon. Zur Technik gehören vier Fahrzeuge – zwei Tanklöschfahrzeuge, ein Tragkraftspritzenfahrzeug und ein Mannschaftstransportwagen.

Merk, der seinen erkrankten Wehrleiter Lutz Heidbüchel vertrat, taucht in die Historie: „Unser Ort wurde früher öfter von Feuersbrünsten heimgesucht, die Chronik gibt darüber Auskunft.“

Einer, der die Flamme der Erinnerung immer wieder neu entzündet, ist Günter Böttcher. Der rüstige Rentner trat am 1946 in die Freiwillige Feuerwehr des Ortes ein, bildete sich in Schulungen weiter, wurde stellvertretender Ortswehrleiter und ist heute ältestes Mitglied der Alters- und Ehrenabteilung der Wehr.

„Wir sind von Gütter hier nach Niegripp gezogen. Das war 1933“, blickte er zurück. Sein Vater war Schäfermeister. Günter Böttcher setzte die berufliche Tradition fort und erlernte selbst die Schäferei. Mit 16 Jahren zwang man ihn, als letztes Aufgebot, noch zum Kriegsdienst.

Aus der Gefangenschaft entlassen, hütete Böttcher erstmal weiter Schafe: „Doch es gab immer weniger Schafherden, also guckte ich mich nach etwas anderem um.“ Fündig wurde er beim Wasserstraßenamt. Später wechselte Böttcher zum Kohlenhandel, hier lud er mit seinem Bagger die Braun- und Steinkohle von den Kanalschiffen auf die Lastkraftwagen.

„Immer war ich aktiver Feuerwehrmann“, betonte Günter Böttcher. Eine wichtige Tätigkeit, erinnert er sich, war der vorbeugende Brandschutz: „Es war ja damals alles primitiver, vieles musste noch von Hand herangeschafft oder gezogen werden.“ So kontrollierte man regelmäßig die Tiefbrunnen, die waren zwar immer in Ordnung, „aber wir wollten uns sicher sein“.

Böttcher setzt Gemeinschaft mit Feuerwehrdienst gleich: „Wenn man in einer Dorfgemeinschaft lebt, muss man auch füreinander einstehen, da gibt es gar keine Fragen.“

Doch auch der Nachwuchs ist präsent in Niegripp: Pauline Krötzsch ist mit zehn Jahren das jüngste Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Warum sie sich für wenig Freizeit und mehr für die gemeinschaftliche Arbeit mit vielen Ausbildungen und körperlicher Anstrengung entschieden habe? „Meine Freunde sind auch bei der Jugendfeuerwehr und meine Familie lebt es mir ja vor“, erklärte sie Pauline Krötzsch. Drei Generationen Hoffmanns stehen zeitgleich im ehrenamtlichen Feuerwehrdienst.

Eine freiwillige Feuerwehr könne nur Bestand haben, wenn der Nachwuchs gefördert werde, sagte Kreisbrandmeister Walter Metscher. „Ihr müsst die jungen Leute auf die Aufgaben vorbereiten.“ Dass dies in Niegripp gelinge, sehe er auch an der Jubiläumsfeier.

Ortsbürgermeister Karl-Heinz Summa zollte den Kameraden der Feuerwehr seinen Respekt: „Ihr seid der Beweis für Bürgersinn und Bürgernähe. Danke für euren Einsatz.“

Grußworte und Spenden gab es Abordnungen der Nachbarwehren, Vereine und Vertretern der Stadt Burg. Am Sonnabend war der ganze Ort noch lange auf den Beinen. Nach dem Umzug mit über 400 Teilnehmern un 40 Fahrzeugen wurde am Abend zünftig beim Feuerwehrball gefeiert.