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Nahe Tongrube Weiterer Müll bei Vehlitz entdeckt

Auch außerhalb der Vehlitzer Tongrube ist illegal Müll vergraben worden.

Von Stephen Zechendorf 09.07.2015, 11:00

Vehlitz l Konkret geht es um eine ehemalige Verfestigungs-Anlage im Bereich der sogenannten BImSchG-Anlage. In diesem, dem eigentlichen Tontagebau vorgelagerten, Teil des Geländes waren aus einem Gemisch aus Ton und geschreddertem Abfall große Quader geformt worden, die unter anderem auf dem Tagebaugelände als Begrenzungsmauern genutzt wurden. Auch Straßen auf dem Betriebsgelände wurden zu Zeiten der Sporkenbach Ziegelei GmbH (nicht zu verwechseln mit dem Baustoffhändler) aus diesem Müll-Beton gebaut.

Ebenfalls wurde von der inzwischen insolventen Firma eine große Freifläche zwischen dem Sporkenbach-Bürogebäude und den an die Tongrube angrenzenden Teichen mit einer Betonschicht versehen. Aufgrund von früheren Hinweisen wird nun dem Verdacht nachgegangen, ob das Unternehmen auch unter dieser Betonfläche in Größenordnungen hausmüllähnliche Abfälle versteckt hat. Stichpunktartige Probebohrungen hatten in den Jahren 2011 und 2012 unter einer rund 40 Zentimeter dicken Betonschicht tatsächlich einen mit Lehm, Ton und Zement verfestigten Müll-Mix bis zu einer Tiefe von 250 Zentimeternzutage gefördert. „Weiter wurde damals nicht gebohrt. Das holen wir jetzt nach“, sagt Dirk Hillmann, Sachbearbeiter für Altlasten und Bodenschutz, der die aktuellen Bohrungen für den Landkreis Jerichower Land überwacht.

Der Bereich der BImSchG-Anlage obliegt der Zuständigkeit des Landkreises Jerichower Land. Die Flächen des Tontagebaus unterliegen dagegen dem Bergrecht. Hier ist das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) Sachsen-Anhalt zuständig.

Schon im Jahr 2010 hatte der Landkreis Kenntnis, dass in dem Betriebsbereich vor der Tongrube illegale Verfüllungen vorgenommen worden sein könnten. Doch rechtliche Komplikationen hatten für Verzögerungen bei der Beprobung geführt.

An fünf Stellen erfolgten in den Jahren 2011 und 2012 die Bohrungen auf der Betonfläche. An keiner einzigen sei man auf saubere Tonschichten gestoßen, so Hillmann. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass auf der betroffenen Betriebsfläche zunächst der Ton ausgekoffert wurde und dann der Müll eingebracht und mit der dünnen Betonschicht abgedeckt wurde. Die vorgefundenen Stoffe werden als ähnlich jenen in der Tongrube eingestuft. Es handele sich um Abfälle, die eigentlich auf Deponien gehörten, in Menge und Inhaltsstoffen aber nicht für Mensch und Natur gefährlich seien. Die festgestellte Belastung bezieht sich auf die Feststoffe an sich, aber auch auf die Stoffe, die durch Auswaschung des Abfalls freigesetzt werden können (Eluate). Im direkten Umfeld der Anlage war austretende milchige Flüssigkeit festgestellt worden, die in angrenzende Gräben lief.

Um Klarheit über das gesamte Ausmaß der illegalen Müllverklappung im Gebiet der BImSchG-Anlage zu erhalten, wurden die nun angelaufenen Untersuchungen auf das gesamte Gebiet der alten Ziegelei ausgeweitet – mit Ausnahme der Gebäude, die schon vor der Übernahme durch Sporkenbach standen. „Darunter dürfte kaum etwas vergraben worden sein“, so Hillmann. Diesmal will man bis zum Ende der Müllschicht bohren. Hillmann rechnet mit bis zu bis zu fünf Meter tiefen Bohrungen.

Bis spätestens Frühjahr 2016 sollen die Untersuchungen Antworten auf folgende Fragen bringen: Wie groß sind die vermuteten Auffüllung in der BImschG-Anlage? Bis zu welcher Tiefe sind welche Mengen vergraben worden? Welche Fließrichtungen haben wasserführende Schichten in diesem Bereich? Dazu sollen auch Pegel eingerichtet werden.

Nach Abschluss der Untersuchungen soll ein Gutachten klären, welche Gefahr für Mensch und Natur besteht, welche Maßnahmen ergriffen werden können und was das Ganze kostet.

Nicht einbezogen wurde in die Untersuchungen des Landkreises die Zufahrtstraße, die die Firma Sporkenbach aus verpresstem Tongemisch vor rund acht Jahren auf eigene Kosten zwischen Betriebsgelände und Bundesstraße angelegt hatte. Dafür hatte es eine Vereinbarung mit dem Landkreis gegeben.