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Fachkräftemangel Flüchtlinge sollen helfen

Wirtschaftsvereine aus dem Jerichower Land wollen Kriegsflüchtlinge in Unternehmen der Region integrieren.

Von Tobias Dachenhausen 01.09.2015, 01:01

Burg/Genthin l Es geht um Asylbewerber, die aus Krisenregionen ins Jerichower Land kommen. Menschen, die definitiv länger in Deutschland bleiben. „Wie lange genau, das kann keiner vorhersehen. Letztendlich muss nachher die Ausländerbehörde entscheiden, ob ein Land wieder sicher ist oder nicht“, erklärt Genthins Bürgermeister Thomas Barz. Zurzeit leben etwa 500 Asylbewerber im Jerichower Land. Tendenz steigend. Diese Situation sehen der Burger Industrie- und Gewerbeverein und der Verein Wirtschaft im Jerichower Land als Chance für die Unternehmen. „Mit den Asylbewerbern können Lücken bei den Fachkräften geschlossen werden“, erklärt Dr. Henning Gehm, Vorstandsvorsitzender des Vereins Wirtschaft im Jerichower Land.

Mit Hilfe des Jobcenters und der Agentur für Arbeit sollen dreimonatige Praktika vermittelt werden. Der Landkreis soll bei der Aufnahme der Flüchtlinge bereits die Berufserfahrung hinterfragen. Interessierte Firmen melden Praktikaplätze an das Jobcenter, das diese weiter an den Betreuer der Asylbewerber übermittelt. Ansetzen möchten die Wirtschaftsvereine bei den Teilnehmern der Deutschkurse. „Es ist immer eine Herausforderung, in einem fremden Land ein Praktikum zu absolvieren. Ohne die Sprache geht es eben nicht“, begründet Dr. Heinz Paul.

Ende September soll es ein weiteres Treffen geben, bei dem Bedarf und Möglichkeiten übereinander gelegt werden sollen. Rahmenbedingungen sollen noch abgesteckt, eine erste Anzahl an Praktikumsplätzen festgelegt werden. Im Oktober sollen dann Kriegsflüchtlinge aus Syrien gemeinsam mit dem Jobcenter zu einem ersten Kennenlernen mit potenziellen Unternehmen zusammenkommen. „Wenn alles gut läuft, können wir noch in diesem Jahr mit den Praktika beginnen“, sagt Gehm. Paul ergänzt: „Es wird mit Sicherheit keine Massenveranstaltung. Wir wollen das probieren, ein Zeichen setzen, dass sich unbürokratisch auch etwas bewegen kann.“

Neben den Sportvereinen ist die Wirtschaft eine weitere Option Anschluss zu finden, meint Thomas Barz. In der Kanalstadt leben die Flüchtlinge in 25 Wohnungen in der Einsteinstraße. „Viele suchen und wollen sich integrieren. Wenn man die ersten von diesem Projekt gewinnen kann, wird es einen Effekt auslösen, der andere eventuell auch animiert.“ Im Idealfall ergibt sich eine Beschäftigung aus dem Praktikum heraus. „Dazu müssen allerdings bestimmte Regularien erfüllt sein, bei denen wir uns beim Jobcenter rückversichern können. Und beide Parteien müssen es dann auch wollen“, sagt Paul.