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Heimaufsicht Neun Rügen von Senioren

Im vergangenen Jahr gab es neun Beschwerden von Senioren des Jerichower Landes bei der Heimaufsicht des Landesverwaltungsamtes.

Von Franziska Ellrich 07.10.2015, 11:00

Burg/Genthin l 64 Mängel bei der Versorgung mit Medikamenten und 55 Hygienemängel haben die Mitarbeiter der Heimaufsicht festgestellt. Das geht aus dem Tätigkeitsbericht für Sachsen-Anhalt vom Jahr 2014 des Landesverwaltungsamtes hervor. Wie gut ist für die Senioren im Landkreis gesorgt? Im Jerichower Land gibt es 32 stationäre Pflegeeinrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe mit einer Kapazität für 1720 Personen.

Nur neunmal gingen im vergangenen Jahr aus dem Jerichower Land Beschwerden von Heimbewohnern oder deren Angehöriger bei der Landesbehörde ein. Regelmäßig kontrollieren die Mitarbeiter der Heimaufsicht vor Ort, 24 mal war das im Kreis der Fall. Insgesamt gab es im Jahr 2014 784 Prüfungen, 500 davon dem Tätigkeitsbericht zufolge unangekündigt. Die meisten Mängel, nämlich mehr als 100 Stück, wurden bei der Pflege- und Betreuungsdokumentation festgestellt. Zum Alltag in der Altenpflege gehört es auch, den Pflegeprozess exakt zu protokollieren.

36-mal wurde die Personalausstattung bemängelt. Von 715 stationären Einrichtungen in Sachsen-Anhalt gibt es 54 Einrichtungen mit einem Fachkräfteanteil zwischen 40 und 50 Prozent der Mitarbeiter und in fünf Einrichtungen sind sogar weniger als 40 Prozent im Pflegebereich ausgebildete Fachkräfte. Eigentlich muss dem Gesetz zufolge bei mehr als 20 nicht pflegebedürftigen Bewohnern oder bei mehr als vier pflegebedürftigen Bewohnern jeder zweite Beschäftigte eine Fachkraft sein.

Halten sich die Einrichtungen nicht an die Vorschriften, gibt es zunächst durch die zuständige Behörde eine Mängelberatung. Ändert sich der Zustand nicht, erlässt die Behörde gegenüber dem jeweiligen Träger eine Anordnung. Dazu ist es im letzten Jahr zehnmal in Sachsen-Anhalt gekommen. In vier stationären Einrichtungen wurde sogar eine Aufnahmestopp verhängt. Einem stationären Pflegeheim hat die Heimaufsicht den Betrieb untersagt. Und neunmal wurden Tatbestände mit einem Bußgeldbescheid geahndet.

Neben der Heimaufsicht kontrolliert regelmäßig der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) die Pflegeeinrichtungen. Noten sollen über die Qualität informieren. Im Jerichower Land schließen die Alten- und Pflegeheime durchweg mit Noten zwischen 1,1 und 1,8 ab. Bewohner werden dazu zufällig ausgewählt und befragt.

Ein Platz kostet im Jerichower Land monatlich zwischen 700 Euro bei Pflegestufe I bis weit über 1000 Euro. Was die Heimaufsicht feststellt: Der Trend geht im ganzen Land zu ambulant betreuten Wohngemeinschaften. Das können Pflege-, Demenz- oder auch Behinderten-Wohngemeinschaften sein, in denen die Bewohner einen höheren Grad der Selbstbestimmung und weniger strukturelle Abhängigkeit erleben, als es in einer stationären Einrichtung der Fall ist.

In einem stationären Pflegeheim erhalten die Bewohner hingegen alles aus einer Hand - Wohnen, Pflege, Betreuung und Versorgung. 56-mal wurde die Pflegequalität im Jahr 2014 von der Heimaufsicht bemängelt, 77-mal gab es in diesem Punkt Beschwerden von Bewohnern. Und zehn Bewohner fühlten sich in punkto Lebensqualität und Selbstbestimmung eingeschränkt.