1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Was hinter dem Kürzel UMF steckt?

EIL

Flüchtlinge Was hinter dem Kürzel UMF steckt?

Der Landkreis rechnet mit mindesten 40 minderjährigen Flüchtlingen, die nächstes Jahr ohne Begleitung ins Jerichower Land kommen werden.

Von Falk Heidel 18.10.2015, 11:00

Burg/Genthin l Auch wenn diese jungen Menschen erst im kommenden Jahr bei uns ankommen werden, will und muss sich das Jugendamt schon jetzt auf dieses Szenario vorbereiten. Bedeutet: „Wir müssen Plätze schaffen und diese Plätze auch für uns reservieren“, sagte Amtsleiter Dr. Ralph Focke am Donnerstag im Jugendhilfeausschuss des Kreistages.

Dabei will das Jugendamt zweigleisig fahren: Gesucht werden für die minderjährigen (in der Regel männlichen) Flüchtlinge im Alter von meist 16 und 17 Jahren ein Zuhause auf Zeit in einer Gastfamilie. „Diese Jugendlichen sind ohne Eltern und Angehörige in Deutschland angekommen und brauchen vorübergehend ein Zuhause“, erklärt Landkreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann.

Zukünftige Pflegeeltern sollten Kenntnisse im Umgang mit traumatisierten Jugendlichen haben oder zumindest bereit sein, sich entsprechend fortzubilden. Von Vorteil seien Fremdsprachenkenntnisse. Hopf-Koßmann: „Damit angehende Pflegeeltern dieser anspruchsvollen Aufgabe gerecht werden können, wird ein Vorbereitungsseminar angeboten.“ Für die Unterbringung eines Jugendlichen erhalten die Familien Pflegegeld. Dr. Ralph Focke: „Dafür müssen sie neben der Unterkunft auch für Essen und Bekleidung sorgen sowie den Jugendlichen betreuen und erziehen.“

Die zweite Schiene für die Betreuung junger Flüchtlinge soll über freie Träger realisiert werden. Allerdings signalisierten sämtliche Träger: „Es gibt derzeit keine freien Plätze in ihren Einrichtungen.“ Also verhandelt das Jugendamt Focke zufolge derzeit unter anderem mit Corneliuswerk, Rolandmühle, dem Albert-Schweitzer-Familienwerk sowie einem Anbieter mit Sitz in Berlin. Diese Anbieter sollen Plätze schaffen. Sie müssen Räume herrichten und Personal für die Betreuung einstellen. Focke: „Wenn diese Menschen kommen, müssen wir sehr schnell reagieren.“

Eben deshalb zahlt das Jugendamt diesen Trägern eine monatliche Pauschale in Höhe von 150 Euro pro Platz. Die Träger garantieren mit diesen Geldern, dass sie die Plätze für das Jerichower Land reservieren. Focke gibt zu: „Die Regelung ist außergewöhnlich, aber erforderlich.“ Der Jugendhilfeausschuss stimmte zu.

Außer diesen minderjährigen Flüchtlingen plant der Landkreis für das kommende Jahr mit der Aufnahme von 2000 Menschen auf der Suche nach Asyl. Zudem hat das Land drei Erstaufnahmestellen geplant beziehungsweise schon eingerichtet in Heyrothsberge und Altengrabow. Der ehemalige Genthiner Rewemarkt soll kurzfristig umgebaut werden (Volksstimme berichtete).

Für Andy Martius vom Deutschen Roten Kreuz sind die Flüchtlinge in Altengrabow auch ein sehr emotionales Thema. „Die Helfer kommen an ihre Grenzen. Sehen Sie uns bitte nach, dass wir derzeit keine Öffentlichkeitsarbeiten machen können. Die ankommenden Menschen dort haben ohnehin kaum eine Privatsphäre.“

Gut gemeinte Hilfe in diesen Tagen ist aus seiner Sicht nicht immer gut gemachte Hilfe: „Es sind nicht immer nur die kleinen Geschenke, die benötigt werden. Wir brauchen vor allem Menschen, die sich engagieren wollen, vor allem im Sprachbereich.“