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Aktionstag Burger Schüler werben für Toleranz

Zu einem „Tag der Toleranz“ hatte die Schülervertretung ins Burger Roland-Gymnasium eingeladen.

Von Steffen Reichel 09.11.2015, 06:00

Burg l Ein Sonnabend in der Schule - das finden Schüler in der Regel keine gute Idee. Doch der „Tag der Toleranz“ am Sonnabend war die eigene Idee der Schüler – und die Beteiligung der Gymnasiasten (und Lehrer) zeigte, dass viele hinter dieser Idee standen.

Der Tag begann mit einer Diskussionsrunde, die drei Schüler aus der 9. Klasse moderierten, die sich zuvor im Ethik-Unterricht bei Lehrerin Antje Steer mit dem Thema „Flüchtlinge“ befasst hatten: Dominic Krakor, Anna-Katharina Baldauf und Julian Siebold. In der Runde waren neben Schülern, Lehrern, Migrantenfamilien und freiwilligen Integrationshelfern auch Roland Fiedler, Vorsitzender des Fördervereins der Schule, und der von den Schülern eingeladene Burger Stadtratsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Markus Kurze (CDU).

Die Moderatoren stellten in ihrer Auftakt-Präsentation die These auf, dass die Menschen zwar auf einer Erde, aber in zwei Welten lebten: den einen geht es gut, die anderen treiben Armut und Krieg in die Flucht. Und die, denen es gut geht, würden in der Masse überhaupt nicht daran denken, diese Situation zu ändern. „Wir teilen alles mit allen“ - das wäre hingegen für die drei Schüler der richtige Weg.

Das objektive Ergebnis der internationalen Situation sind die Flüchtlinge, die auch in Burg und im Jerichower Land nicht mehr zu übersehen sind und die integriert werden müssen. Keine leichte Aufgabe, da war sich die Runde einig, angesichts einer weit verbreiteten Angst vor Fremden, ihrer Kultur und Religion, auch weil viele Menschen vom Thema und von den Bildern oft einfach überfordert seien.

„Wir wollen uns doch einfügen und einbringen“, so war es am Sonnabend aus den Reihen der anwesenden Migranten und ihrer Betreuer zu vernehmen, doch der Weg werde ihnen oft versperrt, zum Beispiel durch die Ungewissheit, wie das Asylverfahren ausgeht, oder keine Möglichkeiten zur Arbeit.

Markus Kurze hatte demonstrativ das Grundgesetz mitgebracht, das einerseits das Recht auf Asyl beinhaltet, andererseits „Basis des Zusammenlebens aller Menschen in Deutschland ist“. Kurze: „Wer zu uns kommt, muss das Grundgesetz kennen, unsere Grundwerte akzeptieren, auch dass Mann und Frau gleichgestellt sind.“

Von seiner Überzeugung ausgehend, dass „wir nicht jedes Jahr 1,5 Millionen Flüchtlinge und Zuwanderer integrieren können“, ist es für Kurze „der Schlüssel der Integration“, nicht das Trennende zu betonen, sondern, dass sich beide Seiten, Einheimische und Zuwanderer, Schritt für Schritt näher kommen.

In der Schule kommen sich die Kinder und Jugendlichen, egal wo sie herkommen, schnell näher und Sprachbarrieren werden fix abgebaut, doch wo kann man bei den erwachsenen Flüchtlingen ansetzen? Zum Beispiel mit Familienpaten, wie es sie Burg bereits gibt. Oder mit der Schaffung von mehr Praktikantenstellen für junge Männer unter den Zuwanderern, waren die Ideen in der Diskussionsrunde. Es reiche nicht, dass die Flüchtlingskinder durch Kita, Schule und Sportverein relativ schnell integriert würden. „Die Kinder müssen zusammen mit ihren Eltern integriert werden“, hieß es nachdrücklich zum Abschluss der Runde, die die drei Schüler mit der Frage „Wie ist/wird ein gutes Zusammenleben möglich?“ eingeläutet hatten.

Für den „Tag der Toleranz“ hatten sich die beiden Hauptorganisatoren aus dem Kreis der Schülervertretung, Claudia Zens und Darleen Domsgen, vorgenommen, dass die Gäste bei Musik und gemeinsamem Essen miteinander ins Gespräch kommen sollten. Das hat geklappt, dank der musikalischen Beiträge des Schlagwerkensembles der Schule, der Bigband der Kreismusikschule, des Internationalen Chors Friedensau sowie von Zardascht Badr, Christian Hoffmann und Issa Fayad in der Aula. In acht Klassenräumen stand parallel zu den musikalischen Darbietungen die Kultur von Herkunftsländern der Flüchtlinge, garniert mit kulinarischen Spezialitäten, auf dem Sonnabend-Stundenplan.

„Es läuft am besten über Musik und Essen“, so die Überzeugung von Schulsprecherin Claudia Zens in der Vorbereitung, die damit Recht behalten hat.