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Moritz Schanz „Ich gehe wieder kleine Schritte“

Nach der Niederlage beim Bundesfinale Local Hereos gibt Môrre aus Biederitz nicht auf. Der Singer-Songwriter schmiedet neue Pläne.

Von Milena Dorka 08.12.2015, 15:00

Biederitz l Wie aus dem Nichts tauchte Moritz Schanz alias Môrre auf. Der 20-Jährige tritt beim Landesentscheid der „Local Hereos“ an – und begeistert alle. Damit hatte der Sänger aus Biederitz am wenigsten gerechnet. „Als die mich auf die Bühne holten, dachte ich, die wollen mir zum Geburtstag gratulieren.“

Beim Bundesfinale hat es dann leider nicht gereicht und er ging leer aus. Doch der Sänger lässt sich davon nicht unterkriegen, macht weiter Musik und hat große Ziele. „Musik ist mein Leben. Ich bin jemand, der den ganzen Tag mit Kopfhörern herumrennt und Musik hört. Ich bekomme oft gar nicht mit, was um mich herum passiert“, erzählt er lachend. 

Bereits im Kindesalter entdeckt Moritz seine Liebe zur Musik. In der dritten Klasse beginnt er mit Klavierunterricht, spielt Flöte und singt im Kirchen- und Opernchor und tritt sogar also Solosänger am Staatstheater Kassel auf. Früh steht fest: Er will Musik machen. Nach seinem Umzug von Göttingen nach Biederitz gründet er eine kirchliche Jugendband und kommt das erste Mal mit Popmusik in Kontakt. „Damit hat sich dann auch mein Musikgeschmack etwas geändert. Bis ich 14 Jahre alt  war, habe ich ausschließlich Klassik gehört“, erzählt er. Noch heute nimmt Moritz Gesangsunterricht, um sich weiter zu entwickeln. „Aus dem klassischen Bereich zu kommen, hat mir schon sehr geholfen. Aber ich möchte auf jeden Fall Popmusik machen.“

Sein erster Schritt in diese Richtung war die Teilnahme am Landesausscheid. „Früher habe ich immer gesagt: Ich hab‘ zwei große Ziele, die mir beide gleich unwahrscheinlich erschienen. Ich wollt immer `ne Freundin haben, ein Mädchen, das ich cool finde“, erzählt der 20-Jährige lachend. „Als Teenager hab ich nie eine abbekommen. Doch dann hat es irgendwann geklappt, und dann hab ich mir gesagt: Hey, das war so unwahrscheinlich, dann kann dein zweiter Traum, der Traum von der Musik, auch nur noch klappen.“

Dass er sich tatsächlich gegen fünf Konkurrenten durchsetzen kann, hätte er nicht gedacht. „Ich war echt total überwältigt und konnte es nicht glauben“, erzählt er. „Wir hatten sogar überlegt, noch vor der Siegerehrung nach Hause zu gehen, weil wir so müde waren. „Ich hatte damit wirklich zu null Prozent gerechnet. Ich hab eigentlich nur teilgenommen, um Auftrittserfahrung zu sammeln.“

Der Wunsch, dann das Bundesfinale auch zu gewinnen, wurde auf einmal ganz groß. „Ich habe mir viel zu viel Druck gemacht. Habe versucht, den Sieg zu erzwingen und dabei vergessen, die Musik zu leben. Das konnte einfach nicht klappen“, erzählt er.

Doch heute trauert er der Niederlage nicht mehr hinterher, und nach kurzer Zeit findet Môrre die Spaß an der Musik wieder und erinnert sich an seine richtigen Ziele: Mit seiner Musik Menschen zu bewegen. „Ich gehe jetzt wieder kleine Schritte. Die haben mich vorher auch weit gebracht.“ Im April wagt der Sänger aber noch einen großen Schritt: „Dann werde ich meine erste Single und ein Musikvideo aufnehmen.“ Doch er weiß jetzt, das Wichtige ist, dass er sich treu bleibt und Spaß an der Musik hat.

 

„Mein Ziel ist nicht, ein Star zu werden. Ich weiß nicht mal, ob ich dafür der Typ bin. Ich möchte Musiker sein und von meiner Musik leben können“, sagt er. „Wenn man Popmusiker sein will und davon leben können will, muss man einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Deswegen will ich natürlich auch genau diesen Bekanntheitsgrad haben, aber nicht, weil ich bekannt sein will, sondern, weil ich nur so Musik machen kann“, stellt er klar. „Ich möchte einfach Konzerte spielen können“, erzählt er. „Aber nicht mal unbedingt große. Die 1500 Leute beim Bundesfinale waren mir schon zu viel. Zumindest ist mir das jetzt zu groß. Vielleicht irgendwann mal. Aber im Moment fühle ich mich bei 150-200 Leuten einfach wohler.“

Auf auf die Frage, ob er schon Groupies hat, sagt er verlegen: „Ich hab doch keine Groupies. Wenn mir jemand schreibt, dann nur, weil sie meine Musik mögen.“

Doch Moritz bleibt auch realistisch. Er weiß, dass nur wenige Künstler wirklich von Musik leben können. „Ich habe immer einen Plan B.“ Seit Oktober lebt er in Berlin und studiert dort Betriebswirtschaftslehre (BWL). „Ich möchte damit das Musikgeschäft besser verstehen können, aber auch einfach eine Sicherheit haben, falls es mit der Musik nicht klappt.“ Doch die Musik kommt neben dem Studium nicht zu kurz. „Ich habe früher immer gesagt: In Berlin liegt die Musik auf der Straße. In der Stadt kann man einfach unglaublich viel erleben. Ich habe schon viele tolle Musiker kennengelernt“ In der Hauptstadt hat sich der Sänger eine Band gesucht, mit der er zusammen spielt und von der er versucht, so viel wie möglich zu lernen. Musik bleib die Nummer eins. Doch sein Plan B beruhigt auch seine Eltern. „Sie unterstützen mich in allem, was ich mache, und lassen mich alles machen. Allerdings sehen sie Musik eigentlich eher als ein schönes Hobby.“

Das hält Môrre nicht von seinen Zielen ab: „Ich bin jung und möchte träumen“, verrät er. Sein größter Traum ist, nicht nur ein erstes eigenes Album in der Hand zu halten, sondern vor allem, dass es richtig klingt. „Ich habe genaue Vorstellungen im Kopf, wie es klingen soll, und das ist aus technischen Gründen einfach noch nicht möglich“, sagt er. „Aber ich träume gerne und daran arbeite ich.“

Er weiß, dass er noch viel lernen muss und versucht, so viel wie möglich mitzunehmen. „Und irgendwann muss dann jemand kommen, der sagt: Du bist geil, ich will dich aufnehmen.“