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Biogasanlage Gommeraner wehren sich

36 Frauen und Männer haben die Unterlagen zur Biogasanlage in Gommern im Rathaus eingesehen. Noch sind Einwände möglich.

Von Manuela Langner 09.02.2016, 14:00

Gommern l An der Kreisstraße nach Pöthen soll die Biogasanlage Gommern entstehen. Vier Wochen lang bis Anfang Februar konnten die Unterlagen der Biogas Gommern GmbH mit Sitz in Münster im Bauamt des Rathauses eingesehen werden. Noch bis 17. Februar besteht die Möglichkeit, Einwendungen gegen die Anlage vorzubringen.

Insgesamt 36 Bürger haben Einsicht in die Unterlagen genommen, teilte Bürgermeister Jens Hünerbein mit. Mehrere Stellungnahmen lägen bereits vor. Weitere sind angekündigt. Zudem sei eine Unterschriftensammlung gegen die Biogasanlage eingegangen.

„Diese Unterlagen werden nunmehr gesammelt und an das Landesverwaltungsamt weitergeleitet“, informierte der Stadtchef. Somit werde wahrscheinlich am 17. März um 10 Uhr in der Versammlungsstätte der Erörterungstermin zur Biogasanlage stattfinden.

Der Gommeraner Stadtrat sprach sich schon frühzeitig (Frühjahr 2014) und deutlich gegen die Anlage aus. „Wir haben uns eindeutig positioniert“, sagte Frank Krehan, Fraktionsvorsitzender der Freien Wählergemeinschaft Leitzkau/Gommern. „Davon rücken wir nicht ab.“

Die Stadt wollte in ihrem Gewerbegebiet für die Anlage auch kein Grundstück verkaufen. Das erhielt der Interessent über einen anderen Anbieter.

Dass die Biogasanlage in Gommern nicht gewollt werde, damit konfrontierte die Stadt die Genehmigungsbehörde, das Landesverwaltungsamt, schon mehrmals. Eine Antwort blieb bislang aus. Das sei bedauerlich, merkte CDU-Fraktionschef Matthias Fickel an.

„Im Verhältnis zu den wenigen Arbeitsplätzen, die dadurch geschaffen werden, sind die immensen Auswirkungen der Lastwagentransporte für diese Anlage auf die Anwohner der Durchgangsstraßen nicht hinnehmbar. Ganz zu schweigen von den Geruchsbelästigungen, die beim Transport und Verladen entstehen werden“, sagte Torsten Kahlo. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende gehörte zu den Mitgliedern der Fraktion SPD/Die Grünen, die in die Unterlagen Einsicht genommen haben. Die Befürchtungen des Stadtratsmitgliedes gehen noch weiter: „Am Ende ändert sich dann die Förderung und wir haben hier in Gommern eine Investitionsruine.“

Um gegen die Errichtung der Biogasanlage nichts unversucht zu lassen, hat die Fraktion SPD/Die Grünen ein Musterschreiben mit Begründung entwickelt. Darauf machte gestern Fraktionschef Walter Schmidt aufmerksam. Das Musterschreiben könnten alle interessierten Bürger bei der Stadtverwaltung Gommern oder dem Landesverwaltungsamt einreichen. Wichtig sei, dass Vor- und Zuname, die komplette Anschrift leserlich geschrieben werden. Das Papier benötigt eine Unterschrift und kann, wenn gewünscht, um weitere Argumente gegen die Biogasanlage ergänzt werden. Elf Punkte werden aufgeführt, unter anderem die Befürchtung, dass „die entstehenden Emissionen die Schutzgüter Boden, Wasser und Luft stark schädigen“ werden.

Die Fraktionsmitglieder wollen das Schreiben ebenfalls einreichen. Zu ihnen gehört Ramona Schmied-Hoboy, die für die Grünen für den Landtag kandidiert: „Die Energiegewinnung stellt uns vor große Probleme. Der Verbrauch von natürlichen Ressourcen ist dabei die größte Herausforderung. Im Kern geht es mir um die Frage: Wohin mit all den Gärresten? Jedenfalls nicht zu Lasten unserer Böden!“

Gegen den Bau der Biogasanlage spricht sich auch SPD-Landtagskandidat Oliver Lindner aus. „Der Bau und Betrieb einer Biogasanlage ist sehr kostenintensiv. Das rechnete sich bis vor kurzem noch aufgrund der hohen staatlichen Förderung“, sagte Oliver Lindner. Diese sei inzwischen jedoch stark reduziert worden. Er befürchtet ebenfalls: „Ist die Anlage nicht wirtschaftlich zu betreiben, droht eine Investitionsruine.“

Aus seiner Sicht sprechen weitere Gründe gegen die Errichtung der Biogasanlage. Dazu zählten der Anbau von Monokulturen, der Ausstoß von Methangasen und die Zulieferung der Energiepflanzen aus der Region. „Die Ökobilanz von Biogasanlagen ist in der Summe schlechter als beispielsweise von Windkraftanlagen“, setzte Oliver Lindner hinzu.

Das Musterschreiben der SPD/Die Grünen-Fraktion kann von den Internetseiten der SPD Gommern und der Grünen Anhalt-Bitterfeld heruntergeladen werden.