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Anzeige Streit um Kirchturmuhr

Der Förderverein der Gübser Feuerwehr will gegen Ortsbürgermeister Karl Heinz Latz Anzeige erstatten.

Von Thomas Rauwald 16.02.2016, 05:47

Gübs l Die Mitglieder des Fördervereins haben sich des verlustig gegangenen alten Uhrwerkes der Gübser Kirchtumuhr angenommen. Sie wollen alles unternehmen, dass das inzwischen durch einen versierten Uhrmachermeister restaurierte technische Meisterwerk nach Gübs zurück kehrt. Sie wollen aber auch, dass der Fall rechtlich geprüft wird.

Deshalb entschieden sie am Freitagabend mehrheitlich, eine Anzeige gegen Ortsbürgermeister Karl Heinz Latz wegen Veruntreuung gemeindlichen Eigentums und örtlichen Kulturgutes zu erstatten.

Latz hatte im Vorjahr ein historisches Uhrwerk an einen Uhrmachermeister in Neuenhagen übergeben, der daran Interesse bekundet hatte. Der Experte sammelt, restauriert und repariert alte Uhrwerke, hat in Neuenhagen sogar ein Uhrenmuseum. Die Übergabe lief über Ortsbürgermeister Latz, der weder die Gemeindeverwaltung noch den Ortschaftsrat in das Verfahren und die Absprachen einbezogen hatte.

Lediglich auf einer Ortschaftsratssitzung im Juni 2015 gab es unter dem Tagesordnungspunkt „Informationen des Ortsbürgermeisters“ eine knappe Mitteilung über die Übergabe der Uhr (Volksstimme berichtete am 1. Dezember). Latz hatte laut Sitzungsprotokoll, das der Rat im Sommer anstandslos bestätigte, kurz von der Übergabe des alten Uhrwerks an den Uhrmacher berichtet. Dafür habe es eine Spende für die Jugendwehr Gübs gegeben. Dabei soll es sich um 200 Euro handeln. Die Summe ist nicht im Protokoll vermerkt.

In einem Schreiben an die Volksstimme erläuterte Latz sein Vorgehen: „Das alte Uhrwerk sollte nicht mehr repariert werden lt. Angebot und Ausschreibung der Gemeinde Biederitz und wurde im Jahre 2011 gegen ein neues Uhrwerk nach neuestem technischem Standard ausgetauscht. Das alte Uhrwerk lagerte jahrelang unbeachtet und abgedeckt in der Kirche. Da ich nicht alleine entscheiden wollte, habe ich eine weitere Zustimmung eines Ortschaftratsmitgliedes zur Überlassung des Uhrwerkes eingeholt.“

Wegen des aufgeflammten Streites und Problems um das weggegeben Gemeindeeigentum schaltete sich inzwischen auch Gemeindebürgermeister Kai Gericke (SPD) ein. Zusammen mit dem Vereinsvorsitzenden Siegfried Kochanek machte er sich zu Jahresbeginn auf den Weg zum Neuenhagener Uhrmachermeister. Sie wollten sondieren, ob das Uhrwerk wieder nach Gübs zurück kommen könnte.

In Neuenhagen konnten sie ein aufs feinste restaurierte Uhrwerk in Augenschein nehmen. Es kann modellartig sogar alle Funktionen ausführen. Nachdem die Situation erläutert worden war, willigte die Uhrmachermeister-Familie ein, das gute Stück wieder herauszugeben. Jedoch müsse man verstehen, hieß es in der Werkstatt, dass die Handwerker ihren Aufwand und das benötigte Material für die Restaurierung ersetzt bekommen müssten – rund 10 000 Euro.

Im Dezember hatte auch Ortsbürgermeister Latz dem Uhrmachermeister einen Besuch abgestattet, erfuhren Gericke und Kochanek bei ihrer Visite. Zu einer Einigung war es seinerzeit mit Latz aber nicht gekommen.

Diesen Besuch hatte Latz auf einer Sitzung des Ortsrates trotz einer konkreten Nachfrage verschwiegen. In einem Brief an die Bürger erklärte sich der Ortschef vor einigen Tagen: Er habe zu all den Vorgängen bewusst geschwiegen und zwar auch zum Schutz von Räten und Einwohnern von Gübs.

Derzeit werden vom Verein und von der Gemeinde Spenden gesammelt, um die Kosten für die Uhr aufzubringen.