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Gefecht 1813 Dannigkow wird hart umkämpft

Militärhistorische Vereine erinnerten an das verlustreiche Gefecht vom 5. April 1813 bei Möckern. Der Anfang vom Ende Napoleons.

11.04.2016, 10:00

Dannigkow l Im Nu ist die Senke hinter dem Dannigkower Sportplatz mit blauem Qualm gefüllt. Über die Köpfe der vielen Zuschauer auf dem Damm wird die dicke Wolke hinweg weggetragen. Die nächste ist schon im Entstehen. „Fertigmachen zum Vorrücken!“, lautet das Kommando. Die Kanonen donnern. Dort, wo ihre Kugeln einschlagen würden, reißen Explosionen Grasbüschel und Dreck meterhoch in die Luft. „Für König und Vaterland!“, rufen die Soldaten. Sie marschieren, legen an, feuern, legen nach. „Schneller, zack, zack, zack!“ Der hoffnungsvolle Vormarsch der deutschen Truppen wird jäh gebremst. Die Franzosen schlagen erfolgreich zurück. Das eroberte Gebiet ist wieder weg. Im (Kulissen-) Dorf Dannigkow haben sich Soldaten verschanzt. Ein Haus geht in Flammen auf. Das Gefecht tobt.

Mitten unter den Soldaten steht Capitain Marco Thiele von der Sechspfündigen Fussbatterie Nr. 16. Dezente Handbewegungen reichen aus, um Regie zu führen, Reaktion und Gegenreaktion der Truppen zu leiten. „Das Hin und Her war typisch für das Gefecht hier“, erzählt er im Anschluss, als alle Anspannung von ihm abgefallen ist. Die Gefechtsdarstellung lief wie geplant, kein Darsteller und kein Zuschauer wurde verletzt. Er ist zufrieden.

Gemeinsam mit der Stadt Gommern und den Dannigkowern um Ortsbürgermeister Heinz-Hellmer Wegener hat Marco Thiele das Biwak organisiert. Rund 40 verschiedene Militärhistorische Vereine mit insgesamt etwa 155 Teilnehmern sind an die Ehle gekommen. Erstmals ist auch eine Truppe aus der Nähe von Warschau dabei. Beim Requirieren der Lebensmittel am späten Freitagnachmittag singen die Polen schon mal vor der Haustür. Die Preußen dagegen treten ganz akkurat auf: „Zur Wahrung unserer Einsatzbereitschaft benötigen wir Lebensmittel“, erklären die Uniformierten den Einheimischen, die Tür oder Tor öffnen. Die Dannigkower geben gern und viel. Konserven, Eier, Brot, Schokolade, Obst und ein paar Kästen Bier sind auch dabei. Mit Leiterwagen, Kiepen und zu Pferde ziehen die Soldaten durch das Dorf.

Die Teilnehmer sind alle ehrenamtlich dabei, tragen ihre Kosten selber. Deshalb sei es wichtig, dass es eine tolle Veranstaltung sei. „Damit sie nächstes Jahr wiederkommen“, sagt Marco Thiele. Dannigkow erhält das Prädikat auf jeden Fall. „Uns gefällt es hier sehr gut.“ Die Vorbereitungen für das Biwak 2017 werden unterdessen in Kürze beginnen. Wo es stattfindet, steht noch nicht fest. Derzeit gibt es zwei Orte zur Auswahl. Zur Vorbereitung gehört auch der Antrag, dass außerhalb von Schießstätten geschossen werden darf. Damit es aus den Mündungen ordentlich raucht, wird das Schwarzpulver mit Mehl vermischt. Für die Simulation der Einschlugsmunition sorgt Pyrotechnik. Marco Thiele spricht von einer „wirklichkeitsnahen Komponente“, sonst würden die Zuschauer nur das statische Hin- und Herrücken der Truppen erleben.

Qualm und Lärm gehören beim Niederlegen des Kranzes am Gedenkstein der Vergangenheit an. Mucksmäuschenstill ist es während der Schweigeminute für die Opfer, die der Krieg gefordert hat.

„Fast 2000 Menschen haben hier ihr Leben gelassen“, erinnert Heinz-Hellmer Wegener. Die Bevölkerung litt Hunger und unter den Einquartierungen und Requirierungen, es gab kaum noch brennbares Material. Die Ehle war damals ein fast unüberwindbares Hindernis. „Die wenigsten Soldaten sind an der Kugel gestorben, sondern an Wundbrand und Krankheiten.“ Der Ortsbürgermeister bedankt sich bei der Stadt für die Unterstützung sowie beim Heimatverein und der Ortsfeuerwehr Dannigkow. Ihn freut es, dass in den Militärhistorischen Vereinen längst Frauen und Kinder mitmachen. So könne die Tradition an die nächste Generation weitergegeben werden.